Alle Gedichte, die in keine andere Kategorie passen

Scheckauges Gäng

Beitragvon Drehrassel » Mi 10 Mär, 2010 03:05


bin nicht entsandt, nicht 'nauf nicht
'nunter. bin vielleicht ein kleines quentchen bunter denn
................. die dolde da in deiner hand, die

der sonne, die - sich tief verfärbend -
sinkt, über den blütenrand
.... hinweg entgegen winkt.
dreimal selig, wer einen namen einführt ins lied!
- ossip mandelstam
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Re: Scheckauges Gäng

Beitragvon Friederich » Mi 10 Mär, 2010 17:15


Hallo Rassel,

die formale Verspieltheit deines kleinen Werks hat mich spontan zu einem 'wow' gebracht, denn die verwendeten Bilder und die dezent aber wirkungsvoll platzierten Reime erzeugen einen unglaublich leichten, daber aber alles andere als oberflächlichen Eindruck.

Über die Identität der Sprechers habe ich mir bis jetzt ergebnislos Gedanken gemacht. Scheckauge? Und warum 'Gäng' - eine deutsche Version des Anglizismus "Gang" oder eine orthographische Verfermdung von "Gang"? Scheckauge könnte auf ein Tier, ein Kaninchen oder eine Taube, hinweisen, was auch die Perspektive auf die Sonne erklären würde (und schön zu der Verspieltheit, als unterstellte Sichtweise, passen würde). Was mir noch gefällt: der Rhythmus und die in einigen Abschnitten konsequenten Metrum-Verwendung, die zu den Reimen und dem Verspielten passt.

Was mich wundert, ist das falsche finite Verb "sinkt". Soll der Gesamteindruck mit aus diesem falschen Sprechen zugunsten eines Reims entstehen? Da dies offen bleibt und der Eindruck entsteht, dass da etwas nicht zusammenpasst, bleibt das für mich eine Schwäche des Textes, auch wenn du, z.B. als implzite Charakterisierung, bestimmt etwas dabei gedacht hast.

Insgesamt mit Freude gelesen!

Grüße, Friederich
L'avenir, on ne l'attend pas comme on attend le train. L'avenir, on le fait. (Georges Bernano)

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Re: Scheckauges Gäng

Beitragvon Drehrassel » Mi 10 Mär, 2010 17:53


hallo friederich,

danke für deinen lieben kommentar. freut mich sehr, dass dir dieses kleine unschuldige häufleich wort-musik gefällt. :)

zu deinen fragen: der sprecher ist hier tatsächlich "scheckauge". ein tier. hätte auch ein kaninchen oder eine taube sein können. (wenn man googlet, sind das die meisten treffer: seiten auf denen es um tauben geht. wenn ich mich richtig erinnere. ist etwas her, dass ich es tat) es gibt auch auch noch ein anderes tier, an das ich hier gedacht habe, nämliche eine sorte falter/schmetterlinge (Parárge achine). mir gefiel das wort einfach so gut. deshalb machte ich "scheckauge" zum sänger dieses liedchens.

das mit seiner "gäng" (*hehe*). also, da habe ich in dem moment tatsächlich an diese "deutsche version" des anglizismus gedacht. fiel mir einfach ganz spontan ein, als ich das gedicht hochlud und einen titel benötigte. fand ich halt wieder ein drolliges bild. sonne, dolde und das DU des textes, sind für den kleinen augenfalter seine "gäng". :D die umlautung zog ich geran, weil es sonst nicht zu unterscheiden gewesen wäre von deutschen wort "gang". außerdem finde ich ergibt das im schriftbild und im klang der aussprache einen netten kleinen farbton, der zwar im bild ansonsten nicht vorkommt, aber auch nicht stört. naja, das ist aber geschmacksache. ich mag solche effekte eben.

hm... die sache mit dem finiten verb "sinkt": super, dass es dir aufgefallen ist. nein! das sollte kein stilmittel sein. ich habe bloß in der zeichensetzung einen fehler gemacht, wie du an meiner änderung sehen kannst. der gedankenstrich war nicht das, wo er hin sollte. -

grüße,
rassel
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