Geschichten zum Thema Alltag

In Your Face

Beitragvon exmaex » Mi 24 Mär, 2010 00:11


Ich dringe nach außen. Ein milchig glühender Himmel ergießt sich über mir, kupfert an den Rändern aus. Ich grunze, beginne irgendeinen Weg, stoße auf signifikante Ansammlungen von meinesgleichen. Wir glotzen, triefen und simulieren Atmungsfiguren.
Plötzlich treibts mich nach vorn.
Wir streuen auseinander, die KI scheints herzugeben. Einer von den Guten liegt uns zu Füßen. Während wir drauf los kratzen, versucht der es mit Medipacks. Hülsenanimationen lassen Herzen höher schlagen. Meine Brusthaartextur bekommt Gesellschaft. Da klafft was. Die letzten Schattenfühler rasen über blutige Polippenaugen, bevor wir artgerecht auseinandergehen. Luftschlangengeschlinge gleitet zur Kamera. Missionsziel erreicht.
irgendwie
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Re: In Your Face

Beitragvon Struppigel » Do 25 Mär, 2010 14:05


Hi maex,

es ist diese Mischung des modernen Themas (das mich an sich schon interessiert) mit deiner maextypischen, metapherlastigen Sprache, die mich an dem Text reizen. Eine derartige Beschreibung eines Multiplayer-Games (ich nehme an, dass es das ist) habe ich noch nicht gelesen.

Der Inhalt dagegen ist banal, an sich langweilig und wahrscheinlich der Kürze des Wettbewerbs geschuldet. Ich selbst bringe da ja auch selten etwas Brauchbares zustande. Im Grunde würde ich es am liebsten sehen, wenn in diesen Text inhaltlich noch in eine sinnvolle Geschichte gesteckt würde. Durchaus mit üblichem Spannungsbogen, abgeschlossenem Ende (das hier mit dem Erreichen des Missionsziels schon existiert) und dergleichen.

Nochmal zurück zum Multiplayer:
Wir glotzen, triefen und simulieren Atmungsfiguren.

Das sind nach meinem Verständnis mehrere Menschen, die da rumsimulieren. Nun steht aber später:
Wir streuen auseinander, die KI scheints herzugeben.

Entweder ich verstehe den Satz nicht richtig oder es ist die KI selbst, die hier mitstreut. Das würde heißen, dass die Mitstreiter des Spielers computergesteuert sind. Das könnte man mit dem vorher erwähnten Satz in Einklang bringen, wenn man ihn so interpretiert, dass die computergesteuerten Mitstreiter schon des Spielers beste Freunde geworden sind - so sehr hat er sich im Spiel verloren. Dann wäre es kein Multiplayer-Game. Das wiederum empfinde ich angesichts der frappierenden Ähnlichkeit mit Online-Taktik-Shootern (ich habe jedenfalls die ganze Zeit beim Lesen einen solchen im Kopf) nicht so passend.

blutüberlaufene Polippenaugen

Die Polippen (tolles Wort eigentlich) sind jedesmal eine Stolperstelle, weil ich Polypen lesen will. Vielleicht besser Po-Lippen-Augen? Hm, sieht aber auch nicht so toll aus, wenn man das auseinander reißt

Viele Grüße
Struppi
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Re: In Your Face

Beitragvon exmaex » So 30 Mai, 2010 01:37


hi Struppi,

danke für deinen kommentar, den ich natürlich nicht vergessen habe. hier nun meine zu unrecht verspätete antwort:

Im Grunde würde ich es am liebsten sehen, wenn in diesen Text inhaltlich noch in eine sinnvolle Geschichte gesteckt würde. Durchaus mit üblichem Spannungsbogen, abgeschlossenem Ende (das hier mit dem Erreichen des Missionsziels schon existiert) und dergleichen.
eine sinnvolle einbettung woanders kann ich mir - jedenfalls aus meiner sicht auf den text - nicht vorstellen. geburt* und tod sind für mich bereits vorhanden. es braucht keine interphase.

Das sind nach meinem Verständnis mehrere Menschen, die da rumsimulieren.

wie kamst du zu dieser menschassoziation? (die kann ich noch nicht nachvollziehen.)
war es die ich-erzählperspektive? ich mag schwer durchschaubre erzähler. so stell ich mir gern einen toten vor, der aus der jenseits-zukunft auktorial über sein noch lebendes unwissendes ich berichtet. möglicherweise auch, wenn es selbst eigentlich gar nicht sprechen/denken können sollte. einen buddhistischen erzähler sozusagen, der z.b. sein letztes steinsein betrauert. :D

ich sehe keine menschlichen verhaltensweisen bei dem ich in diesem text.

Das wiederum empfinde ich angesichts der frappierenden Ähnlichkeit mit Online-Taktik-Shootern (ich habe jedenfalls die ganze Zeit beim Lesen einen solchen im Kopf) nicht so passend.
ein schooter war anlass für den text. aber eben nicht aus sicht der/s "guten"

Die Polippen (tolles Wort eigentlich) sind jedesmal eine Stolperstelle, weil ich Polypen lesen will.

unkalkulierbare assoziationen sind doch immer was feines ^^

im nachhinein habe ich selber zwei kritikpunkte, die das lesen erschweren. zum einen das undurchdachte switchen zwischen "ich" und "wir" im 2. absatz. da verschenke ich kalkül.

*zum anderen ist der erste satz nicht intentionsdienlich, wie mir auffällt. das ist doof und untergräbt meine gegenargumentation -.-

liebe grüße, max



p.s. hab lange keinen richtigen kommentar mehr verfasst, der hier ist sperrig. ich... öhm... gute nacht
irgendwie
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Re: In Your Face

Beitragvon Perry » Mo 31 Mai, 2010 16:29


Hallo exmaex,
die "Polippenaugen" passen ja immerhin zum Titel, der ansonsten nur irgendwie effektheischend über dem Ganzen schweben würde, als wolle er sagen, habt ihr bemerkt, dass ich englisch bin. ;)
Ich denke, das sollte soweit als Retourkutsche zu deinem etwas despektierlichen Komm zu meinem Balladentext ausreichen:
Ernsthaft kommentiert, fängt der Text ja richt malerisch an, mit diesem milchig glühenden Himmel mit den auskupfernden Rändern. Gefällt mir, aber dann folgt, für moderne Schreiber wohl zwanghaft, der Absturz ins "grunze(n)."
Absofort befindet sich das LI in Gesellschaft, macht Atemfiguren (scheint kalt zu sein) und man macht sich warm, indem man auf den Guten eintritt (hier scheint der sozialkritische Schwerpunkt zu liegen), um sich schließlich luftschlangenschlingend aus dem Staub zu machen, bevor die "Polippenaugen einen erhaschen. Du siehst, ich konnte durchaus meine eigene Geschichte aus den Bildern herauslesen.
LG
Perry
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