Beschreibung von Natur und Umwelt

Auftourig

Beitragvon Ruelfig » Mi 26 Mai, 2010 20:54


Lahmarschig hoch den Berg runter wie nichts gutes
um die Ecke Imbiss mit Flaschenbier an der Hand
in Zungen reden über Wind und Wetter
gut noch fünf Kilometer bis übers Ziel hinaus
geschützt mit Faktor 21.
Wundarschig über Schotterkiesgeröll
zur Pinkelpause im Gebüsch schaut keiner
so genau dem Nachbarn auf das
Himmelszelt mit Sonnenwind im Gegenstaub
fast ungefähr so was wie Heimat.
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Re: Auftourig

Beitragvon Friederich » Mo 31 Mai, 2010 16:50


Hi Ruelfig!

Manche Texte (und das sind mitnichten die schlechtesten) benötigen einen zweiten Blick, um sich zu entfalten. Anfangs konnte ich zugegebenermaßen mit der Wortwahl nicht viel anfangen und dachte "ganz nett". Aber ich muss sagen, die "poetische Volkstümlichkeit" nahe am Alltag und doch auf einer reflektiven, betrachtenden Metaebene gefällt mir sehr.

Die Volkstümlichkeit entsteht nicht in erster Linie nur durch die umgangssprachlichen Begriffe wie "lahmarschig" und "wundarschig" (ein Begriff, der in der derivativen Form als Adjektiv aber auch etwas von poetischer Formung hat), sondern durch die idiomatischen Wendungen wie "wie nichts gutes". Vor meinem Auge entsteht damit eine schöne Dynamik, die mich eine Fahrradtour in einer hügeligen Heimat assoziieren lässt.

Die angesprochene Umgangssprachlichkeit lässt dann wunderbar Raum für einen authentischen, poetischen Schluss. Sonnenwind im Gegenstaub - ein wunderschönes Bild.

Sehr gern gelesen,
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Re: Auftourig

Beitragvon Perry » Mi 02 Jun, 2010 16:05


Hallo Ruelfig,
ich sehe einige Mountenbiker, die sich etwas beweisen wollen/müssen (was auch immer) und mit schmerzverzerrten Gesichtern aber leistungszufrieden den Blick über das Land schweifen lassen, das sie gerade bezwungen haben.
Wenn man keine Ziele hat, dann sucht man sich eben welche, um Selbstbetätigung zu finden. Für mich ein gelungenes und sprachlich treffendes Gesellschaftsportrait.
LG
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Re: Auftourig

Beitragvon Ruelfig » Mo 14 Jun, 2010 19:38


Hallo Friederich,
bitte entschuldige die späte Antwort.
Für mich ist Heimat da, wo ich keinen Führer benötige und da wir, wegen unserer Geschichte, Heimat nicht pur haben können, immer nur fast. Dann müssen wir uns eigene Bilder suchen, ich freue mich, dass du sie sehen mochtest.
Hallo Perry,
ja, so ist das am Wochenende, auf den Sattel und ab dadurch.
Euch LG,
R
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