Pessimistische Lyrik

Wo der Aufschlag

Beitragvon MutedStoryteller » Do 14 Apr, 2011 22:08


Wo der Aufschlag

In meinen Kopf,
die Kreise,

machen mich heißer.

Eine halbe Stimme,
im ganz leeren,
Körper.


Keusche Finger,
halten,

nur an.

Chören,
fest,
von Blicken.

verstrichen.

So schallt es,
auch nicht

hinaus.
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Re: Wo der Aufschlag

Beitragvon Antibegone » Fr 15 Apr, 2011 20:20


Ein Körper, der sich nicht ausdrücken kann, dessen Stimme so sehr halbiert ist, dass sie nicht ausreicht, aus dem Menschen heraus zu kommen. Jede Berührung – seiner selbst oder durch einen anderen – findet nicht statt, weil sie vorher damit aufhören. Musik (von außen, da sie angeschaut werden kann) verstreicht, kann nicht eindringen. Isolation. Sprachlosigkeit folgen. Das Individuum bleibt in sich, für sich, kann nicht anders. Gedankenkreisen – im Grunde kein Individuum an sich, keine Verbindung nach außen, von innen nach außen, alles bleibt in sich.

Das Gedicht bleibt übrigens auch in sich, aber okay. Nur so.
Ich frag mich auch, was der Sinn dieser kurzen Zeilen sein soll. Es liest sich abgehackt. Und du nimmst dir selbst den Effekt Charakter, der z.B. bei „verstrichen.“ Sonst ganz gut käme. Nicht dass ich was gegen kurze Zeilen hätte – man muss sich nur fragen, ob es passt. Was willst du damit? Ich lese hier eher ein Gedicht, das sich selbst verstrickt, das sich immer weiter in die Unfähigkeit sich auszudrücken treibt. Da fielen mir echt andere Stilmittel ein als kurze Zeilen… Ja, die Verse sind auch deswegen abgehackt, weil du eine so einfache Syntax verwendest. Die ersten Zeilen der ersten vier Einheiten sind nur Subjekte. Alles parataktisch. Nehme an, du willst damit die Leere, die Nüchternheit zum Ausdruck bringen? … Tja, passt das zu „heißen Gedanken Kreisen“? Ist es nicht eher eine Fülle, ein Schwirren, sich Verstricken, das sich selbst auflöst, in die Leere hinein? Wäre da nicht auch eher eine formale Ausdünnung, die bei der Fülle beginnt und im „verstrichen.“ Endet passender?
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Re: Wo der Aufschlag

Beitragvon MutedStoryteller » So 15 Mai, 2011 18:08


Hallo,
freut mich das das Gedicht dich zu einem Kommentar animiert hat!

Es stimmt es das dieses Gedicht sehr kurze und nicht unbedingt prägnante Sätze verwendet. Es war Teil des Konzepts, dass das Gedicht den Inhalt demonstriert. Deine Interpretation ist auf dieser Ebene angesiedelt: Du beschreibt das Lyrische ich, dass sich nicht ausdrücken kann, mit seinen eigenen Worten. Im Gedicht findet sich jedoch noch mindestens eine Weitere ebene. Die ersten 4 Abschnitte sind nicht von einander getrennt, sowohl symbolisch als auch wenn man über die Punkte hinaus liest:

"Im ganz leeren, Körper:Keusche Finger halten nur an Chörenfest."

"Fest von Blicken verstrichen."

"So schallt es auch nicht hinaus: In meinem Kopf.
Die Kreise, machen mich heißer." (zyklisch gelesen)

Vorbei ich nun beim lesen deiner Kritik darüber nachdenke die erste Zeile in "aus meinem Kopf" zu ändern. Passt besser, klingt mir nur zu wenig naiv. Der Start sollte ruhig sehr simple und etwas banal gestrickt sein. So das nur umständliche Satzstellung, auf die eingeferchtheit des lyr. hinweist.

Vielleicht vertone ich es eines Tages. Dann wird die Intension solcher Gedichte - meiner Erfahrung nach - viel deutlicher.

Grüße
Muted
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