Alle Gedichte, die in keine andere Kategorie passen

sieh x so

Beitragvon Anna Lyse » Sa 09 Apr, 2011 14:17


und die apfelbäume setzen staub an
kerne wie sie fielen fallen auf
längst mikrowellen-warmen grund.
da war es,
als der kaffee die stunden stand
und schwärzer nicht mehr ging,
knickt juno summend ein:

der somm. er bleibt unentwegt.
.

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Le_Freddy (Fr 29 Jul, 2011 23:34)
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Anna Lyse
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Re: sieh x so

Beitragvon Perry » Sa 09 Apr, 2011 18:27


Hallo IsaG,
da scheint einiges drinzustecken, auch wenn Staubansetzen im Zusammenhang mit Bäumen bei mir keine Assoziationen hervorruft, das wäre bei einem Wüsten- oder Verfallsbild eher der Fall gewesen.
Seis drum, es geht ja vermutlich um Vergänglichkeit im weitesten Sinn.
Die Wortspiele
"wie sie fielen fallen" (-> Verbindung von Vergangenheit und Gegenwart),
"mikrowellen-warm" (-> künstliche erwärmung?, wobei Mikrowellen eher heiß machen)
Mit dem "Kaffeebild", kommt im weitesten Sinn eine menschliche Komponente (Kaffeetrinken im Freien) ins Spiel, wobei das lange Stehen und "schwarz werden" auf kein angenehmes Erlebnis hindeuten.
Probleme macht mir der "juno", denn als umgangssprachliche Bezeichnung für den Monat Juni, ist mir das "unentwegt bleibt" im Zusammenhang mit dem Sommer nicht ganz klar, weil dieser ja erst Ende Juni beginnt.

Für mein Verständnis, erschweren die eingeflochtenen "Wortspiele" das Textverständnis mehr, als dass sie es unterstützen (Absicht ?), sodass ich sie einen Tick reduzierter einsetzen würde.

Hier mal eine Version, wie ich sie mir vorstellen könnte:

sieh es so

und die apfelbäume welken
kerne wie sie fielen fallen auf
längst sonnen-trockenen grund.
da war es,
als der kaffee die stunden stand
und schwärzer nicht mehr ging,

der somm. er bleibt unentwegt.

Vielleicht ist ja eine Anregung für dich dabei.


LG
Perry
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Re: sieh x so

Beitragvon Anna Lyse » So 10 Apr, 2011 20:02


hey perry,

ich danke für deine ansicht auch wenn ich deiner version nur wenig abgewinnen kann. war aber nichts desto trotz interessant :D

auch wenn Staubansetzen im Zusammenhang mit Bäumen bei mir keine Assoziationen hervorruft,


naja blütenstaub gibt es ja auch, welcher hier zwar nicht unbedingt in betracht gezogen werden sollte aber die ansichten und auch die assoziationen eines lesers sind ja vielseitig von daher würde das hier doch auch passen. von einem staub ohne irgendwelchem assoziativem hintergrund ging ich aus, wollte damit eher ein klein wenig das älter werden symbolisieren. egal.

Seis drum, es geht ja vermutlich um Vergänglichkeit im weitesten Sinn.

so ähnlich.

"mikrowellen-warm" (-> künstliche erwärmung?, wobei Mikrowellen eher heiß machen)


mikrowellen senden auch strahlung aus, welche der sonnenstrahlung gar nicht sooooo unähnlich sind, wobei, auch hier eher im übertragenen sinne, wie man es nehmen will. das kam mir aber erst nachdem ich es geschrieben hatte. mir gefiel der gedanke, leider find ich das wort selbst nicht gerade passend für den text. leider fiel mir aber nur strahlungsofen als synonym ein und das ist auch nicht besser.
vielleicht überlege ich mir da noch was passendes.

Mit dem "Kaffeebild", kommt im weitesten Sinn eine menschliche Komponente (Kaffeetrinken im Freien) ins Spiel, wobei das lange Stehen und "schwarz werden" auf kein angenehmes Erlebnis hindeuten.


in der tat aber es könnte ja auch noch ein zeitlicher aspekt da drinnen stecken.

Probleme macht mir der "juno", denn als umgangssprachliche Bezeichnung für den Monat Juni, ist mir das "unentwegt bleibt" im Zusammenhang mit dem Sommer nicht ganz klar, weil dieser ja erst Ende Juni beginnt.


da nimmt es einer aber ganz genau. sicherlich beginnt der kalendarische sommer erst ende juni, gibt aber vorher schon sommerheisse tage. von daher find ich das gar nicht so unangebracht. sicherlich wenn ich mich hier auf elende fakten stütze, was ich nicht tue, dann müsste ich mich hier geschlagen geben.
juno ist ein schönes wort für juni. und egal ob es sich nun um den ende juno oder oder den anfang dreht, gemeint ist schon die vergänglichkeit von allem aber wiederum das haften von schönen sommermomenten. diese bleiben ja xbeliebig austauschbar und sicherlich für manche ein ganzes jahr oder vielleicht sogar ewig?


Für mein Verständnis, erschweren die eingeflochtenen "Wortspiele" das Textverständnis mehr, als dass sie es unterstützen (Absicht ?), sodass ich sie einen Tick reduzierter einsetzen würde.


werd ich drüber nachdenken. warscheinlich aber nicht länger als ein paar minuten.

danke nochmals für deine version. einiges ist sicherlich so austauschbar wie du es gestaltet hast, anderes ist einfach nicht diskutabel. wie zum beispiel der staub, von dem meines erachtens alles aufbaut. da gibt es kein "welken" als ersatz.

was die mikrowelle angeht, vielleicht lässt sich da was tun.

lg,
isa
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Re: sieh x so

Beitragvon Old Gil » Fr 15 Apr, 2011 20:04


hallo isa, hallo perry -

"sieh x so"
nun muss ich zuerst mal an mathematik denken. vielleicht auch an einen querverweis. "siehe oben". ich bin verwirrt, muss ich sagen, wenn ich den rest des textes (der mir gefällt) im verhältnis zum titel betrachte. vielleicht liegt das an mir. vielleicht steckt da aber auch eine zu persönliche assoziation im titel?

wenn ich dein gedicht lese, denke ich nicht an vergänglichkeit. dafür vergeht mir im text zu wenig. in mir kommen da eher gefühle der stagnation, der beständigkeit. hier bleibt etwas - der sommer - lange; unnatürlich lange (die mikrowellen), schließlich so lange, dass sich in mir als leser der wunsch nach einem langen, kühlen regen einstellt, der den staub (einen unnatürlichen staub) wegspült. aber es hilft nichts, ist es doch erst juno, diese drückende wärme, die wird erst einmal bleiben.

das waren meine assoziationen zu deinem gedicht, vielleicht helfen sie dir irgendwie weiter, vielleicht auch nicht ;) - ich glaube nicht, bis zu einer recht tiefen schicht vorgedrungen zu sein, aber das bild, dass mir dein text hinter die stirn zeichnet, ist interessant.

danke für's posten,
gil.
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Re: sieh x so

Beitragvon Anna Lyse » Sa 16 Apr, 2011 13:54


hey old gil,

danke für deinen kommentar. immerhin war ich überrascht das perry nichts zum titel gesagt hat, denn ich gebe zu dass es schon eher ein versuch war als dass ich mir wirklich schwer darüber gedanken gemacht hätte.
man kann es doch auch "sieh mal so" lesen oder ? ich gebe zu der versuch das x als zeichen für mal zu verwenden ist etwas weiter hergeholt, denn es wird, zumindest bin ich mir dessen sicher, in den usa als zeichen für * verwendet.

eigentlich hat der text ob nun so oder so gelesen sehr wenig mit dem titel zu tun. klar wenn man will kann man viel sehen.
ursprünglich hieß der text " sie mal so" , dann "siehe mal so", irgendwann "sieh mal so" und dann am ende um besonders klug und kryptisch daherzukommen habe ich aus dem mal einfach ein x gemacht.

ist schön zu lesen dass die text in irgendeiner undefinierbaren form gefallen hat. ich find ihn auch total klasse! das ist der beste text den ich je geschrieben habe!!!!! :D
naja spass beiseite, ne ich freu mich natürlich auf das lob, versuche mir aber selbst noch klarer über den inhalt zu werden. irgendwie ist mir schon gar nicht mehr ganz klar was damit, zumindest in dem moment, für mich im vordergrund stand. denn ob es nun gut ist dass der sommer ewig da ist oder schlecht oder was auch immer, weiss ich nicht mehr. vielleicht geht es auch um einen anderen bewohnten planeten auf dem immer sommer ist. genau das wird es sein.

deshalb danke für deine worte!
lg,
isa
Zuletzt geändert von Anna Lyse am Sa 16 Apr, 2011 14:08, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: sieh x so

Beitragvon Le_Freddy » Di 19 Apr, 2011 01:14


"und die apfelbäume setzen staub an" Bild

wunderbarer einstieg, isa. ja.


"da war es,als der kaffee die stunden stand
und schwärzer nicht mehr ging, "

& mein persönlicher höhepunkt, irgendwo dazwischen.

Ich muss zugeben die letzten zwei zeilen sprechen mich nicht so besonders an, ich denek bei juno gleich an das pendant zu hera, was dem ganzen so einen leicht ätzenden, göttermythenanstrich verleit, was hier nicht her gehört - denke ich.
das mit dem "somm. er" ist aber echt n!ce. und macht mir wieder spaß. es bricht für mich glaube ich einfach bei juno, das ist ein bischen schade.
njua, das "er bleibt unentwegt" klingt (finde ich) auch nicht so toll - so gesteltzt mit diesem "unentwegt".

auf jeden fall:
phänomenal guter start.

grüße
fred
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Re: sieh x so

Beitragvon rivus » Di 19 Apr, 2011 21:54


hey isa,
ne kleine annäherung, doch vorweg, die lyrstimmung wirkt auf mich unentwegt u. so mein ich, dieses unentwegt, trägt das "sieh x so", macht es stetig wegbar. ich sehe jedefalls myriaden wege, ein somm., der jedoch auch andre, überraschende wege versteckt u. zu gegebener zeit vielleicht doch zulässt.


u. so ist der titeleinstieg aus meiner sicht ein unentwegter, offener, noch andre augen-, innen- und außenwege verbergender. der lyrichblickwinkel zielt ein lyrdu an, damit es möglicherweise seine gebundene genese, mit einer andren einstellung u. haltung, in etwas ungebundenes, neues bringen kann. weil ein lyrdu im "und die apfelbäume setzen staub an" steckt, permutiert der eigentlich vorgegebene verlauf des werdens. die bienen streiken, die kerne fielen schon längst, sind staub. doch der staub zwitschert, fällt auf, wird im mikrowellengrund organisch gewärtigt. dieses "da war es" polarisiert nicht nur den archetypischen (augen)blick, sondern serviert die konkrete, schwärzeste stase auf ein tableau von stäuben, kernen, das die wärtigkeiten aus der balance, aus dem zeitgitter bringt. so kann juno summend die apfelbäume knicken, entstauben, einen somm optimieren, der bleibt, der wege lässt, zulässt, gebärt, farbig zeichnet, konturiert, um etwas fast mythisches entstehen zu lassen. die zeit verliert so ihr schwarzes trauerkleid, ihr stetes wegen u. entwegen kann sich umkehren in ein unentwegen, das wieder apfelträume, bienengesumm und radschlagende lebensoptionen ermöglicht.


gern gelesen
lg, rivus
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Re: sieh x so

Beitragvon Anna Lyse » Do 21 Apr, 2011 23:39


hallo ihr beiden!

schön von euch zu hören bzw. zu lesen.
@le freddy:
freut mich von dir mal ne kritik zu erhalten! einerseits ist es gut dass dir genau die stellen gefallen welche mir auch zusagen andererseits ist es vielleicht auch einfach nur zu gewöhnlich um aus dem rahmen zu fallen und vielleicht gefällt es deshalb aber nichts desto trotz sprichst du ja dann auch noch das ende an...welches mir zugegebenerweise auch ein wenig übel daherkommt, ich es aber in seiner form einfach belassen musste. vielleicht fiel mir einfach nichts besseres ein (das ist mal meine einfache verteidigung) könnte jedoch auch sein dass ich einfach keinen bock mehr hatte mich mit diesem teil auseinanderzusetzen...auch schade so gesehen. was solls.

Ich muss zugeben die letzten zwei zeilen sprechen mich nicht so besonders an, ich denek bei juno gleich an das pendant zu hera, was dem ganzen so einen leicht ätzenden, göttermythenanstrich verleit, was hier nicht her gehört - denke ich.


ja ich weiss nicht, für mich hat es überhaupt nichts göttermythisches, kann aber an meiner unbelesenheit von göttermythen beruhen. so etwas sollte man aber nichts desto trotz im auge behalten, du hast mich da schon ein stückchen weit nachdenklich gemacht, denn sollte man nicht alle wege in betracht ziehen und sich nicht nur von seiner eigenen befangenheit leiten lassen. der ganze juno ist vielleicht einfach nur ein wenig spielerei, mit 0 dahinter. von daher könnte es auch juni sein.
oder warum auch überhaupt hier einen monat mit ins spiel bringen...glaub perry hatte sowas ähnliches versucht zu erläutern, kapierte nur seine direktheit nicht wirklich, seine anspielung.

ich danke dir auf alle fälle für die teils lobenden teils sehr kritischen aspekte. es lässt mich noch hoffen!

lg dir,
isa

@rivus:
auch dir danke für die mühe mit dem auseinandersetzen mit dem stück. deine kritiken führen mich manchmal an die grenzen - des verstehens, ja, aber auch des verstehen wollens. dabei darfst du mich nicht falsch verstehen :D

die lyrstimmung wirkt auf mich unentwegt u. so mein ich, dieses unentwegt, trägt das "sieh x so", macht es stetig wegbar.


das unentwegt war erst bewegt. das ist alles was ich zu diesem unentwegt sagen möchte. aus unbewegt wurde unentwegt, einfach so. weil ich mich nicht für eins der beiden entscheiden konnte und sie auch beide! ziemlich gut zum rest passten. glaubte ich zumindest.

so kann juno summend die apfelbäume knicken, entstauben, einen somm optimieren, der bleibt, der wege lässt, zulässt, gebärt, farbig zeichnet, konturiert, um etwas fast mythisches entstehen zu lassen.


eine anspielung von summend und somm. ist da, ja. der somm. er summt aber nicht, vielmehr sind es versteckte dinge die den ton angeben und sich in allem was somm. erT wiederspiegeln.

was mythisches entstehen...darüber werde ich noch eine weile sitzen und mir das was die kritik von freddy und dir verbindet vor augen führen. vielleicht führt es mich ja doch noch wohin.

ebenfalls war es nett dich zu lesen!

lg,
isa
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Re: sieh x so

Beitragvon El Machiko » Di 27 Sep, 2011 16:09


Ich glaube du willst damit eine art von einfallslosigkeit beschreiben. Erst hattest du ne idee und dann kam nix bei raus. Das ist dir gelungen, diese trockene gähnende atmosphäre spigelt geanu das wieder. Schade den aus der idee hätte man mehr machen können. Den was nützt es wenn du das beschreibst aber es nicht zu einem wahren lyrischen funken aufblitzen kann.
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Re: sieh x so

Beitragvon Anna Lyse » Di 27 Sep, 2011 20:49


boah jetzt musste ich eine halbe ewigkeit auf deine weisheit warten. schön dass du sie noch kundgetan hast :D die freud ist groß.

weiss nicht aber könnte sein dass du recht hast. weiss nicht, könnte sein.
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