Pessimistische Lyrik

Pheromonfusel.

Beitragvon GlasaugeBill » Sa 15 Mai, 2010 13:55


Pheromonfusel.

Trink doch Pheromonfusel in der Austausch-Bar;
Zwei Schuss Rum.Machen mit Erdbeer -
Braut, ist rühren(d?) nicht (Ab)schütteln
und runter. Heut gar nichts mehr von
be - Dauer den letzen müden Drink.

Geh selbst $-Noten kotzen.
Ich kauf‘ mir n A(****) -
Loch Vo(d)kale ein (!), und lös (mich) auf.
Wer kostet die Welt(?) !

Frag dich doch lieber nach Sinn-
los-gelöst der Charakter : von wegen. Schmalz
auf die Kopfhaut und ab auf die Piste
dann Biste für eine Nacht und 'nen
Morgen hel(d) - lwach und


allein.
Sie ist nicht krank und nicht verrückt, nur überdreht wenn sie mit jungen Hunden bellt.
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Re: Pheromonfusel.

Beitragvon Anna Lyse » Mi 02 Jun, 2010 15:56


hallo glasauge,

schön was von dir zu lesen, auch wenn ich das hier nicht unbedingt gut finde. das hier ist einfach zu viel, zu viel von allem und dann auch noch ziemlich durcheinander und verstreut als ob es nur eine sammlung von irgendwas wäre und hier mal so kurz ohne form zusammengetragen wäre. ja das mit der form das übergehe ich jetzt mal, weil für mich das nicht unbedingt ein kriterium fürs mögen ist. doch dieses themenlose kann ich leider nicht so ganz übergehen ;)

wenn ich jetzt von themenlosigkeit schreibe dann meine ich damit nicht dass du dir dabei nicht vielleicht was gedacht hast oder hier kein kern von etwas besteht aber sagen wir mal so, für mich ist der kern etwas zersplittert als hätte ich ne aprikose gegegessen und innen ist der kern kaputt und in tausend einzelteile, noch dazu hat die aprikose einfach nicht wie ne aprikose geschmeckt, sondern so als hätte sie irgendeinen schaden, von was auch immer, genommen. vielleicht vom fall. wer weiss.

ich will das mal strophe für strophe durchgehen, einfach weil mir grad danach ist. und ich mich schon ein bisschen mit deinem text auseinandergesetzt habe, dies heisst immerhin was, denn ganz so schlecht ist das ganze sicherlich nicht.
die erste strophe fängt ganz gut an, eigentlich ziemlich genial und je öfter ich sie lese desto mehr mag ich sie auch, die ersten drei zeile erachte ich auch noch als das beste vom text. denn du beginnst mit einer ziemlich direkten aufforderung und ich finde die auswirkung davon interessant, wenn ich mir denke - ach mit wem spricht er und wer soll dieses lyr.du eigentlich sein. könnte es nicht ein jeder sein und ist es vielleicht sogar eine aufforderung an das lyr.ich?
in der zweiten strophe überwiegt schon das lachen und ich weiss nicht ob das ne unfreiwillige komik sein sollte oder ironie oder eher in die agressive richtung, denn laut ausgesprochen könnte das ganze schon noch wirkungsvoller und frei von dieser komik sein. ich finde du hast dich allerdings mit gewissen zeichen, wie z.B. gleich in der ersten zeile, total verkünstelt.
Geh selbst $-Noten kotzen.

selbst wenn ich noch darüber hinwegsehe und auch lache, finde ich die darauffolgenden zeilen ziemlich anstrengend.
ch kauf‘ mir n A(****) -
Loch Vo(d)kale ein (!), und lös (mich) auf.
Wer kostet die Welt(?) !

vor allem das mit dem arschloch vo(d)kale, erscheint mir einfach nur lächerlich, denn ich frage mich was das mit dem text kontext zu tun hat ausser dass es ultimativ inovativ wirken sollte *?* auch die fragezeichen in klammern geben mir eher rätsel auf und lassen mich gedanklich zu satzzeichen und deren verwendung abschweifen anstatt den inhalt zu sehen, puristisch wie er meiner meinung nach, sein sollte.
die letzte zeile dieser zweiten strophe finde ich allerdings gut, auch wenn ich mich erst verlesen hatte und "was kostet die welt" las anstatt "wer", das hat es allerdings interessant gemacht, mir ist auch das belächeln vergangen. denn du hast es schon geschafft von unfreiwilliger oder doch freiwilliger komik (ich weiss es nicht) zu wechseln und einen zweideutigen tonfall angeschlagen.
die letzte strophe, nun zum teil finde ich hätte sie gar nicht mehr sein müssen, denn für mich wirkt das wie ein lamento und gleichzeitig doch ein appell, wo ich davon doch genug schon in der ersten strophe las. zumindest ist es leichter zu überblicken da hier die satzzeichen nicht total übertrieben eingesetzt sind. wobei ich mich bei der zeile " Morgen hel(d) - lwach und" wieso das so gezwungen auf mich wirkt, als ob sich der leser nicht selbst so hineinlesen könnte und von selbst vielleicht den held im hell liest, denn mit der art wie du teilweise die sätze zweideutig präsentierst, muss ich schon glauben du meinst wir würden vielleicht nicht selbst darauf kommen. ich bin selbst manchmal versucht das zu tun weil ich unbedingt etwas aufzeigen will, doch ich halte ich mich sehr zurück damit denn es ist nicht gerade so als ob noch irgendwas dem leser selbst überlassen werden würde. ne es wirkt dadurch so offensichtlich.
das allein am ende, na das ist auch schon egal, und ist auch nicht mehr ausschlaggebend für das ganze auch wenn es natürlich die bedeutung unterstreicht, denn immerhin steht es sehr alleine da. aber gut vielleicht ist das noch der beste abschluss nach so viel bewegung.

zum inhalt, nun ich konnte ein gewissen zwiespalt und schon fast ein gefangen sein in gesellschaftlichen normen herauslesen. ob das nun die partnerschaft/freundschaft oder bekanntschaften betrifft, keine ahnung, es könnte so ziemlich auf alles angewendet werden. wobei der titel ja schon auf sexuelles oder triebgesteuertes hindeutet. auch das allein sein obwohl vielleicht doch ständig unter menschen zu sein kommt schon an, wäre aber vielleicht etwas nachdenkenswerter wenn es denn nicht so plakativ gestaltet worden wäre. immerhin sind wir alle allein.

ich grüße dich :)
isa
.
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Re: Pheromonfusel.

Beitragvon GlasaugeBill » Mo 14 Jun, 2010 00:45


Hallo Isa,

Beginnend muss ich mich bei dir entschuldigen, deinen Kommentar überlesen zu haben. Nun einige Tage später liegt er hier ganz unbetastet und wartet geradezu auf eine Antwort meinerseits, die ich ihm nicht verwehren kann und möchte.

Ich versuchte ein Resümee des Menschen der heutigen Zeit in seinen primitivsten Zügen zu ziehen. Soviel zum Grundgedanken. Vielleicht liegt es ja am Thema an sich, dass es wie n runzliger Pfirsich schmeckt.
Es ist schade, dass du das ganze einerseits themenlos aber andererseits auch offensichtlich findest.

Dass die erste Strophe bei dir ankommt und dir gefällt erfreut mich. Die Frage die du dir beim Lesen stellst, ist doch sehr interessant, oder?

Ich muss gestehen, dass die Komik der zweiten Strophe gewollt ist, wenn auch nicht in dem Maße, wie sie bei dir möglicher Weise angekommen ist. Hier wird das Lyrich näher beschrieben, dass zwar glaubt, seine Welt/Umgebung zu durchschauen(erste Strophe) aber doch in ihr und ihren Zwängen und Sinnlosigkeiten gefangen ist. Durch die Satzzeichen, welche dir aufstoßen, habe ich versuch mehrere Aussagen in dieser Strophe zu verdichten. Du kannst recht haben, dass sie störend wirken, ich werde sie noch einmal überdenken, sie stehen aber doch im jeweiligen Aussagezweig an richtiger Stelle.
Das "$" Zeichen setzte ich eigentlich nur als Lautzeichen ein. Ich wollte dieses Wort nicht ausschreiben, da mir das Schriftbild nicht gefällt. Meinst du, ich sollte es doch?

Die Anspielung auf "Glücksrad" ist wohl nicht bei dir angekommen(loche Vokale ein und löse auf), schade. Hier einerseits als Symbol für Spießigkeit, andererseits natürlich im Sinne vom wirklichen Glücksrad des Lebens zu verstehen. Gleichzeitig der Doppelsinn des "Wodka" einlochen - sprich zusaufen als Ausweg aus der Gesellschaft. Du magst recht haben, der Zeilenumbruch und das A**** in Verbindung mit Loch wirkt unfreiwillig komisch. Hmh.


Mit der besagten Zeile der letzten Strophe bin ich selbst nicht ganz zufrieden gewesen, wenn ich ehrlich bin, nicht nur inhaltlich sondern auch vom Schriftbild.
Ich habe leider noch kein richtiges Gefühl dafür, wie viel der Leser selbst in die gewollte Richtung denkt. vielleicht lasse ich das eingeklammerte d einfach weg, du hast recht. Das alleinstehende allein ist mir dennoch wichtig. Ich finde es sollte den Abschluss bilden.

Vielen Dank für deine ausführliche Beschäftigung;

Ich grüße dich :)
Glasauge
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Re: Pheromonfusel.

Beitragvon Keyla » Di 17 Aug, 2010 12:32


Hallo Glasauge,

da wage ich mich mal ein meinen ersten Kommentar ;) .
Dein Gedicht spricht sich dadurch aus - das Du versuchst anders zu schreiben, neuartig / etwas "freakig", unkonventionell - eben wie würde man sagen " Popliteratur" und das war keineswegs negativ gemeint.
Der Titel gefällt mir sehr gut - Pheromone, als Bild für die kleinen Triebe -die uns herrschen und uns steuern - wir sind alle triebhaft, auch wenn wir gerne behaupten - wir arbeiten mit dem Verstand.
Fusel als Bild für betrunken sein - Fusel, als negativ betrunken sein - Fusel trinkt man, wenn man betrunken sein will - nicht wenn es darum geht, zu genießen - dann würde man die Finger vom Fusel lassen.
Sich bewusst zudröhnen - ohne zu denken - der Kater kündigt sich schon an. Also lassen wir uns in dieser Nacht treiben, von der eigenen Triebhaftigkeit und um diese ertragen, brauchen wir den Fusel - der uns das Gehirn vernebelt und uns "anders" sein lässt und gezielt rächt, am nächsten Morgen.
Das Wortspiel Austausch-Bar gefällt mir ebenfalls sehr gut - eine Bar, in der jeder - der den Raum mit seinem Sein füllt, eben auch "austauschbar" ist - ersetzbar, keine Nacht - wie die andere ist und eine Welt für sich, wo immer gefeiert werden kann - es kommt nicht auf die Individuen / Intenditäten an - wir sind alle austauschbar - schönes Bild.
In der zweiten Strophe versucht Du etwas experimentell und "anders" zu schreiben - der Sinn erschließt sich - nach Deiner Erklärung mit dem Glücksrad und auch das, nachvollziehbar - im Sinne, Geld regiert die Welt - "Fröhlichkeit" kaufen, Sex, Gesellschaft, Party - dabei, austauschbar sein und "man löst sich auf" - es ist eben nicht die wahre Identität die zählt, dass hinterlässt eine tiefe Leere und die spürt man, spüre ich beim lesen.

Die letzte Strophe wieder mit diesem inneren Widerspruch / Konflikt - wirklich leben und sein - oder eben die Oberflächlichkeit erleben -" Sinn-los-gelöst" - diese drei Worte im Zusammenhang, eben ein paradoxes Wortbild - wenn man sich nicht die Frage nachdem Sinn stellt, ist man losgelöst vom Charakter ( wahres Sein / Identität ) und man fängt an sich auf die Oberflächlichkeit zu zentrieren, eben hier das Schmalz ( Haarschmalz ), kann aber auch weiter als Synonym ausgelegt werden : schmalzig / übertrieben, schmalzige Worte etc.
Die Schlußzeile macht Sinn, könnte aber vielleicht noch etwas "aufgepeppt" werden - spontan fällt mir auch nichts ein - aber da gibt es vielleicht noch ein I-Tüpelchen was man finden kann.

Alles in allem Zeilen die den Zeitgeist unserer Gesellschaft sehr gut wiederspiegeln - Individualistentum, Spaßgesellschaft - ohne wirklichen Sinn und Werte und jeder alleine, mit seiner Einsamkeit.
Wirkliche Nähe und Verbundenheit gibt es nicht - nur als Schein einer Nacht im Nebel des Fusels, den wir brauchen - um es zu ertragen und uns zu gleich wiederrum zu einer anderen Person macht und wir nicht wir selbst sind.

Ich habe es sehr gerne gelesen - danke schön!

Und einen lieben Gruß Jammie
"Überzeugungen sind gefährlichere Feinde der Wahrheit als Lügen."
Keyla
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Re: Pheromonfusel.

Beitragvon GlasaugeBill » Mo 23 Aug, 2010 21:20


Hey Jammie,

Vielen Dank für deinen Kommentar mit den differenzierten Ansichten und Gedanken! Du hast dich sehr mit den einzelnen Zeilen auseinander gesetzt und dabei interessante Ansätze gefunden und getroffen. Ich freue mich, dass die Reflexion der (krankenden) Gesellschaft bei dir angekommen ist und diese dir gefallen hat.

Viel mehr kann/will ich eigentlich dazu nicht sagen.

Lieben Gruß
Glasauge Bill
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Re: Pheromonfusel.

Beitragvon Uliko » Mi 19 Okt, 2011 21:12


Hallo Bill,

fand das Gedicht interessant zu lesen, auch wenn's ein wenig schwierig war.
Schön zu sehen, wie mal jemand was anderes versucht; obwohl ich dann doch sagen muss, dass ich das Werk nicht besonders gelungen finde - aber auch wirklich nicht schlecht.

Weiter so mit den Experimenten!
Wie alt bist Du ungefähr, wenn ich fragen darf?

Grüße
Uliko
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Re: Pheromonfusel.

Beitragvon GlasaugeBill » Mi 19 Okt, 2011 22:36


Hallo Uliko, danke für deine Antwort und fürs finden des Gedichtes.


o
bwohl ich dann doch sagen muss, dass ich das Werk nicht besonders gelungen finde - aber auch wirklich nicht schlecht.



Was ist denn das fürn Rumgestochert und für eine Einschätzung? Bitte werde doch ein bisschen konkreter, wenn du die alten Zeilen schon ausgräbst.



GB.
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Re: Pheromonfusel.

Beitragvon Uliko » So 23 Okt, 2011 00:13


GlasaugeBill hat geschrieben:Was ist denn das fürn Rumgestochert und für eine Einschätzung? Bitte werde doch ein bisschen konkreter, wenn du die alten Zeilen schon ausgräbst.

GB.


Keine Angst, ich werde nicht weiterstochern...
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