Im Gras
Abend
kühler Abend im Herbst
bei Dämmerung
die fast schon Nacht ist
mit einer Lampe am Straßenende
hoch auf dem Strommast
hinter der Linde
gegen Norden hin
Ich lag am Graben
mit meinem dunkelgrünen Pullover
im Gras
Die Arme hielt ich vors Gesicht
mit den Ellenbogen nach außen
roch das Gras
auf dem Gänse waren
in das flache Distel eingetreten wurden
und an meinem Pullover hakten
und aus dem
die Feuchte der Erde stieg
Unsichtbar war ich für alle
die auf der Straße vorübergingen
für alle Erwachsenen
und sogar für alle Kinder
die in der Nähe spielten
Niemand bemerkte mich
aber ich sah und hörte sie alle
Aus den Innenhöfen drangen
spärliche Stimmen
und Hundegebell
und rötlichgelbe Lichtbalken
wenn sich die Gassentüren öffneten
Reglos lag ich da
und versuchte im kurzen Gras
zu versinken
um mich an der Erde
die nicht ganz so kühl war
wie die Nachtluft
zu wärmen
Es gelang mir nicht
denn Tau
griff auf die Fasern meines Pullovers über
und mir fröstelte
Schaute noch ein wenig
meinem Atem nach
den ich zur matten Glühbirne
an der Straßenecke hinhauchte
und dann sprang ich auf
und lief nach Hause
oder sonst irgendwo hin
Ich glaube
an jenem Abend
im Gras
küßte ich ganz flüchtig
beim aufstehn
zum Ersten Mal
meine geliebte Erde