Ein bisschen spät bin ich hier, aber bei meinem Job als Bäcker bleibt manchmal einfach nicht viel übrig, für das meiste andere
Was mir allgemein aufgefallen ist: 45 Minuten (für mich ist das wenig) schreiben ist eine verdammt tolle Sache. Ich schreibe sehr gerne, versuche auch "gut" zu schreiben, nur immer seltener mit den Gedanken bei einem wirklichen Publikum; eher für mich. Und, ich weiß nicht mehr wer, aber es war jemand hier aus dem Forum, der hat sinngemäß gesagt:
[quote="irgendwer aus dem Forum"]Mit Texten im stillen Kämmerlein ist das wie mit Krokodilen in einem engen Glaskasten - irgendwann werden sie viereckig.[/quote]
Mein Text kommt mir ziemlich viereckig vor, fast eher wie etwas, das ich als einen persönlichen Tagebucheintrag verfassen würde. Weiter: Das Thema ist eher mittelmäßig gut eingepasst, schätze ich, wobei wahrscheinlich besser als ich zunächst dachte… Der Text hat im Übrigen keinen Titel, aber indem der erste Satz so abgetrennt da steht ergibt sich diese schicke optische Untergliederung, fast wie ein klassischer Fünfakter, das gefällt mir jetzt irgendwie. Dass er mindestens zwei Leuten richtig zugesagt hat, freut mich jedenfalls
"Das ist ein sehr schlechter Satz. The Human Centipede?" -
Wowowowow… wtf, das war bestimmt nicht meine Intention, und ich weiß auch nicht woher die Assoziation mit The Human Centipede kommt. Im Nachhiein ist sie vielleicht gar nicht so weit hergeholt - ein Versuch, maximale Nähe zu erreichen (im einen Fall auf gesellschaftlich tolerierte, im anderen auf gesellschaftliche nicht tolerierte Art und Weise), der natürlich scheitert. Ich finde die Assoziation also ziemlich geil. (Aneinander Drücken - sehe da nicht das Problem, da man sich das nicht nur vorstellen sondern auch recht einfach praktizieren kann, wenn man jemanden ganz einfach umarmt.)
"Einschübe wie "Löffelchen" bitte unterlassen.", Yo, sorry. Also eigentlich… hm… also. Hm, wahrscheinlich hast du recht.
American Psycho, leider nie gesehen, aber mein Protagonist soll auch nicht gruselig wirken, vielleicht wirklich eher debil, so gesehen: Ziel erreicht. Ich sollte das aber auch tatsächlich wie meine Intention wirken lassen, würde es im Nachhinein anders schreiben, wenn es wie ein Fehler wirkt.
Und jetzt mein Sorgenkind: Das Staccato. Ich weiß nicht, ich bin so verwirrt - werden durch Kommata getrennte Sätze wirklich länger? Ich meine: Ich persönlich mache beim Lesen immer eine kurze Pause, wenn ich an einen Punkt komme. Bei Kommata husche ich hingegen weiter. Ich werde bald mal einen Thread aufmachen, einfach um mich zu erkundigen, ob Kommata wirklich den Lesefluss stärker verlangsamen als Punkte, bin mir da tatsächlich unsicher.
"unumgänglich"!? - Ja, unumgänglich, Gott sei Dank.
Jetzt Kommentare zu zwei Texten / Textstellen, zu denen mir Ad Hoc etwas eingefallen ist:
cube, deinen Text hätte ich nach dem ersten Satz eindeutig ruelfig zugeordnet. Nun gut.
"Gibt auch nichts besseres, als sich den Dummheiten hinzugeben, ist doch unsere entgrenzte Existenz ein einziger seifiger Untergrund mittlerweile, da geben klischierte Vorstellungen Halt. Kann da nichts schlechtes dran sehen, vielleicht ist das mein blinder Punkt: Ich."
Wohl der zentrale Satz des Textes. Verstehe ich nicht wirklich, irgendwie Existentialismus, gefällt mir auf der einen Seite, auf der anderen vielleicht etwas blatant und mit schlecht verwischten Spuren: Der Protagonist klingt hier sehr bewusst, weiß nicht, aber ein schulabschlussloser Stricher wird sich kaum solcherlei Gedanken über so flachtiefe Fragen nach seiner Existenz machen, das hätte man gerne, aber es ist ziemlich unwahrscheinlich. Ich schiebe das, was mir nicht gefällt an dieser Stelle mal auf die kurze Zeit, und das, was mir gefällt, auf dein Können - muss gerade an Peaches und "Fuck the Pain Away" denken, ist aber eine gute Assoziation, imo.
esb,die meisten Sachen von dir sind mir zu schwierig. Auch hier: Die Thematik nicht ganz leicht zu fassen, für meine Verhältnisse, aber ein Text, der unheimlich viele Assoziationen aus mir rauszerrt. "Man hat sie nie gefunden." - Eine Schwachstelle des Textes? Ich weiß nicht so ganz. Wahrscheinlich ja, aber ich muss dazu sagen (rein subjektiv): Du hast so eine ganz eigene Art, zu schreiben, die einige Wort…arten, vor allem die "großen" Worte (alles, nichts, nie, Welt, Zeit, bleiben, etc.) vermeidet, und ich bin mir ziemlich sicher, dass das gut ist. Der Versuch, *irgendetwas* schriftlich zu transzendieren kann nicht durch diese Worte gelingen, in diesem Fall durch das Wort "nie" - und doch muss ich sagen, dass dieser letzte Satz rein strukturell notwendig ist, um diese Kürzestprosa zu einem runden Ding zu machen. Sorry, ich bleibe hier sehr vage, aber es ist auch spät, für meine Verhältnisse. Ich hätte beinahe für deinen Text gestimmt, aber du hast es mir versaut, mit deiner Selbstkritik, denn ja: So ein kurzer Text darf eigentlich keine schon auf den 2. Blick erkennbare "Makel" haben, da muss jedes Wort seine Berechtigung haben. Vielleicht sind so kurze Sachen deshalb auch für diese Art Wettbewerb nicht besonders geeignet, auch, wenn man es meinen müsste, denn so etwas hier auszufeilen braucht einfach lange, lange Zeit. Trotzdem einer meiner Favoriten.
[quote="IsaG"]ja old gil ist mein held.[/quote]
grüße,
gil