Nebelstreif im dunklen Grund,
eis'ge Stille in der Nacht;
raunend geht von Mund zu Mund:
„Der Erlenkönig ist erwacht!“
Fast tausend Jahr‘ hat er geruht –
vergessen ward er all die Zeit.
Nun fordert er sein Hab und Gut
zurück für alle Ewigkeit:
„Den reichen Schatz im Wasser tief -
das strahlend' Gold der Nibelungen –
habt ihr, derweil ich sorglos schlief,
voll Gier dem dunklen Rhein entwrungen.
Doch sagt, wurd‘ er denn klug genutzt?
Wurd‘ davon Eure Welt gerechter?
Das Geld, das ihr mir abetrutzt –
wart ihr ihm wahrhaft würd’ge Wächter?
Ich blick‘ herum, fast blind vor Zorn –
wo sind die dichten Eichenwälder?
Der Hirsch, das Fabeltier mit Horn,
die grünen Wiesen und die Felder?
Welch dumpf Geschlecht, das ernsthaft glaubt,
es könnt‘ für alle Zeit so prassen?
Es sei die Kron‘ auf Gottes Haupt –
dabei schon längst von ihm verlassen!
Mein Langmut ist am Ende jetzt -
drum wohl verdient der Menschen Lohn:
Gejagt, geschunden und gehetzt,
ihr selbst seid Eures Wesens Fron!
Das Paradies habt ihr zerstört -
die Welt in Scherben euch zu Füßen;
und wann Er euch daraus vertreibt –
muss der da oben selber wissen.“
Sprach’s – und verschwand mit Haut und Haar
im Erdenreich in dunkler Tiefe.
Ich wünscht‘, dass nochmal tausend Jahr‘,
nein, besser: Ewig! Er dort schliefe.