Für alles, was nicht mit Literatur zu tun hat und auch in kein anderes Forum passt.

Aus Deutsch mit viel Englisch wird Denglisch

Beitragvon kokoschanell » So 17 Nov, 2013 18:23


Ausgehend von einer Diskussion über Brauchtum, kam die These auf, dass wir viel zu viel Englisch in die deutsche Sprache übernehmen. Global players sprechen denglisch un ming oma kann se nit mi verstonn.
Beispiele:
Wem welche einfallen, bitte hier die Liste fortführen-

Gabriel von der SPD sagte: compassion .
Was das politisch bedeuten soll, denn eigentlich heißt es Mitleid, weiß kein Mensch.

Aus kindern werden Kids
aus Butterbrot wird Sandwich
ein strenger Mensch ist ein hardliner
ein weicher ein Softie
ein kleinkind ist ein Baby
beim Fotografieren fordert uns der Fotograf nicht etwa auf Käse zu sagen,sondern cheese
eine Dauerserie ist eine Soap
wir alle sind mobile, telefonieren mit dem handy oder labern in chats
dichter tragen ihre Werke nicht etwa auf Dicherlesungen vor, sondern auf poetry slams.
Wir haben keine feier mehr, sondern einen event...
Vielleicht stünde es besser um die Welt, wenn die Menschen Maulkörbe und die Hunde Gesetze bekämen.

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Re: Aus Deutsch mit viel Englisch wird Denglisch

Beitragvon Gast » So 17 Nov, 2013 19:30


Sprachwissenschaftler sehen das phänomen der anglizismen mit gelassenen augen, ihr argument: es ist der natürliche lauf der dinge, der sprachwandel, letztendlich ist jede transformation des bisherigen wortschatzes eine bereicherung. Davon zu sprechen dass eine sprache an wert gewinnt oder verliert ist anmaßend, eben dies beurteilen zu können. Mich persönlich stören wörter wie family statt familie auch ungemein flashmob, shitstorm sind weitere mir bekannte unwörter .
Dabei identifiziere ich diese meinung aber als persönliche schwäche, da ich nicht leugnen kann dass es eine reine geachmackssache ist und damit zusammenhängt wie sehr man sich an das "alte deutsch" gewöhnt hat. Welcher 14 jägrige hat schon ein problem mit anglizismen.
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Re: Aus Deutsch mit viel Englisch wird Denglisch

Beitragvon kokoschanell » So 17 Nov, 2013 22:53


WAelcher 14 jährige hat schon ein Pro lem mit Anglizismen?
:D Bei Englischarbeiten würden mir da so einige einfallen.
GG von koko
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Re: Aus Deutsch mit viel Englisch wird Denglisch

Beitragvon Gast » So 17 Nov, 2013 23:34


Haha ich wollte noch hinzufügen anglizismen im hinblick auf den deutschen sprachgebrauch halt
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Denglisch

Beitragvon knistern » Mo 18 Nov, 2013 12:04


Ich hab kürzlich einen sarkastischen Satz gelesen:
"Wer Deutsch verstehen will muss Englisch können"

Es ist mir durchaus bewusst dass Sprachentwicklung ein ganz normaler, dynamischer Vorgang ist.
Was (meines Erachtens) nicht akzeptabel sein kann, ist die offensichtliche Tatsache dass englische Begriffe gewaltsam aus politischen und "Marketing"- Gründen in jedwede medialen Aussagen gepresst werden und diese ohne jede kritische Hinterfragung hingenommen, akzeptiert und verbreitet werden.
Beispiele wie "public viewing" oder in der Umkehrung: "das macht Sinn" belegen wie unqualifiziert und blindlings diese Dinge sinnentleert, semantisch falsch und gramatikalisch daneben publiziert und übernommen werden.
Ich selber mache mir immer wieder einen (hintergründigen) Spaß daraus bei den (SALE) Werbeaktionen an die jeweilige Kasse zu gehen um dort zu fragen: "Was bitte kostet das Sale - ich kann weder den Artikel, noch den Preis finden"
Nach verblüfftem Nachfragen hört man bei den Verkäufer/innen geradezu die Gedanken klicken - ich gönne mir das einfach zu gerne :lach: :lach:

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Re: Aus Deutsch mit viel Englisch wird Denglisch

Beitragvon Gast » Mo 18 Nov, 2013 14:50


Das mit dem sale möchte ich auch mal probieren zumL es ja eine berechtigte frage sein könnte.
Und es ist auch weitaus höflicher, als dass was ich zuweilen im supermarkt treibe :einmal habe ich der kassiererin mitgeteilt, dass ich der aufforderung zur abgabe eines angebots im hinblick auf eine colaflasche, nachkommen möchte. Der hilflose blick der kassiererin war für mich dann doch eher unangenehm als belustigend. Die sache mit dem sale hingegen ist da fundierter. Man sollte den anglizismen vllt einfach mit gleichgültigkeit begegnen.
Zuletzt geändert von Gast am Mo 18 Nov, 2013 14:52, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Aus Deutsch mit viel Englisch wird Denglisch

Beitragvon kokoschanell » Mo 18 Nov, 2013 19:49


knisti, ich gebe dir völlig recht. nur die arme verkäuferin, die wahrscheinlich nicht mal weiß, dass sale eigentlich nur verkauf heißt- die kann echt nix dafür.
im ürirgen ist es toll, dass in einem laden darauf hingewisen wird, dass man dort etwas kaufen kann... sale eben. wären wir wahrscheinlich von allein nicht drauf gekommen.
eigentlich sollte ihr euch noch weitere anglizismen auflisten... :D
also mal heavy mit anpacken hier. ein bisschen emotion, please...
gggggggggggg von koko
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Re: Aus Deutsch mit viel Englisch wird Denglisch

Beitragvon Le_Freddy » Di 26 Nov, 2013 23:25


Tach, hi, שלום, salut, مرحبا, cześć und salvete!

ich will mich garnicht einmischen. doch:
1) wer sich die mühe macht ein neues wort irgendwo zu entlehnen will damit was sagen. ein "poetry slam" soll dann eben was anderes sein als ne dröge "dichterlesung", die von alternden lehrern besucht wird. (und tatsächlich läuft das auch anders ab. – womit ich noch nicht gesagt haben will, welchem modell ich zugeneigter bin!)
2) steckt dahinter oft bloß fröhlicher antiamerikanismus. die leute sollen sich mal nicht so darüber "echauffieren", dass die sprecher des deutschen es schon immer für "chique" hielten mit fremdwörtern zu "palavern". das muss man einfach mal "acceptieren". irgendeine sprache war immer "cooler" als deutsch: latein, französisch, wasauchimmer – kaputtgegangen ist nichts dabei. nicht zuletzt deshalb, weil
3) es auch nur das wort ist was da hinzukommt. verba wie "to download sth." werden nach wie vor genauso der deutschen verbflexion angepasst bzw gewaltsam hineingepresst, wie zuvor auch das "accipere" oder andere, aus anderen sprachen. weder syntax noch morphologie werden maßgeblich von solchen entlehnungen beeinflusst. und nicht einmal die phonologie, wie das deutsche wort "restaurang" bzw "restaurong" beweist.
wörter machen noch keine sprache. das ist der grund warum linguisten das gerede um die "anglizismenflut" zurecht belächeln.

&: schon der martin opitz hat sich über allzuviele und zuweilen falsche entlehnungen griechischer und lateinischer wörter beschwert (gleichzeitig auch absätze mit "item" begonnen…). Das was bei dieser fremdwortflut herauskam halten wir heute für das zu schützende bildungsdeutsch, das
a) so bald nicht verschwinden wird, versprochen,
b) wenn es denn verschwände auch nicht betrauert werden wird (weil es dann neuen elite-slang gäbe),
c) halt einfach gelernt werden muss, weshalb es nicht wundert, dass ausgerechnet kinder und jugendliche, dabei zuweilen unsicher sind.

so. der eimer ist vollgekotzt ;)
φρῆτ
Zuletzt geändert von Le_Freddy am Di 26 Nov, 2013 23:42, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Aus Deutsch mit viel Englisch wird Denglisch

Beitragvon kokoschanell » Do 28 Nov, 2013 21:58


sicherlich haben wir, lieber freddy, auch franizismen aufgenommen, zumal es mal eine zeit gab, wo die oberschicht es als elitemerkmal führte.
dies hier ist ähnlich.
eine geiwsse schicht will sich damit prädestinieren, besonder cool, taugh zu sein.
mit anti-amerikanismus sehe ich keinen zusammenhang, obwohl man gerne in diese ecke gestellt wird, wenn man anglizismen kritisiert.
ich möcht darauf nicht nöher eingehen.
die vehemenz, mit der die deutsche sprache allerdings in den jahren verdenglisch wurde, ist mit normalen fremdwörern und auch frankizismen nicht zu vergleichen.
für meine begriffe ähnelt es schon fast den kolonialstaaten, die höchst merkwürdige sprachmischungen aus arabisch und französisch hervorbrachten.(tunesien, marokko), die ein hocharabisch sprechender nicht mehr versteht.
nur: wir sind keine englische kolonie.
zwinkern von koko
Zuletzt geändert von kokoschanell am Do 28 Nov, 2013 22:01, insgesamt 1-mal geändert.
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