Was sind eure Gedanken hierzu? Wer kann von Erfahrungen erzählen? Ist es wirklich gesund für einen Bildungsstaat, bereits in der vierten Klasse auszulesen? Ist das G-8-System eine dumme, voreilige von unternehmerinteressen gepärgte Entscheidung gewesen?
So spät und an Punkten der jetzigen Entwicklungen damit anzusetzen, in den vierten Klassen zu sieben, halte ich auch für heikel.
Wenn man sich vorstellt, dass es in den schulischen Prozessen letztlich an Hand des Stoffes darum geht, Denkmuster für verschiedene Lebensbereiche, die später möglichst übertragbar sein sollen in Struktur, Folgerichtigkeiten & Vorgehensweisen, zu trainieren, und dem z.B. gegenüberstellt, dass die meisten schon, wenn sie noch sehr klein sind, mehr sprunghafte Wahrnehmung & Entertainment-Lernen zu sich nehmen, gälte vielleicht: in den 50ern wäre ab Klasse vier schon nicht unproblematisch gewesen - Menschen eben - aber heute - noch fragwürdiger.
Es sind vielleicht sogar nur noch selten Kinder aus stabilen Kernfamilien, Gespeichertes für jeden Einzelnen scheint auseinander zu driften. Die "Chancen", schon ganz früh Splitterinteressen nachzugehen, abseits "gemeinheitlich interessanter/relevanter Muster" sind massiv gestiegen, nicht zuletzt durch den stark vereinfachten Zugang zu Quellen.
Die Sicht von "Schule" als "Hauptkompetenz zum vermitteln von relevantem Stoff" ist augenscheinlich gesunken.
Und mit der multiplen Bildung, die ja nicht per se übel ist, gibt es evtl auch verstärkt Unsicherheiten bzw. neue Herangehensweisen, "zu erarbeitende Muster", die mit Verschiedenem angefüllt werden können, als notwendig zu vermitteln.
Manches wird vielleicht immer "langweilige Arbeit" sein, drum herum kommt man aber nicht, soweit ich bislang sehe.
Vielleicht auch nicht ganz unproblematisch in angepeilter Verkürzung der Schulzeit: grundlegende Lebensbereiche wie Miteinander, Essen, stille und laute Zeiten, "sinnvoll" Spielen lernen werden schon jetzt teils von Schulen übernommen, mit Tendenz zur Ganztagsschule.
In einer mir bekannten Schule hat es sich dahingehend entwickelt, dass jeder Lehrer pro Woche 2x an einem Schülertisch in der Mensa Mittagessen muss, wie jeder Schüler täglich.
Auf Fragen, was es bei den Kindern so an Mahlzeiten daheim gäbe, kam desöfteren "Kartoffelbrei und Soße", als Beispiel.
Eine Gruppe soweit zu bringen, dass man mit dem Lehrstoff anfangen kann, dauert bisweilen, weil die Schwierigkeiten im "Sozialen" oft vorher aufgefangen werden müssen.
Manchmal eben eine Viertelstunde, bis die verbleibenden "30 Minuten was gemacht werden kann".
Soweit erstmal.