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Geld - Gesellschaftlicher Wert oder wertloses Papier?

Beitragvon Smilodon » Mi 08 Okt, 2008 00:18


Hallo zusammen,

diesen Faden bezugnehmend auf die schon leicht warmgewordene Diskussion in Hannes' Finanzkrisen-Faden.
Nicht zuletzt wegen der Finanzkrise fragen sich immer mehr Menschen: Was ist mein Geld überhaupt noch Wert?

Und letzten Endes ist es doch bestenfalls ein Schnipsel Papier, mit dem wir unsere Einkäufe erledigen. Wenn nicht sogar nur irgendwelche virtuellen Nullen und Einsen, die über irgendwelche Großrechner in Banken und Rechenzentren huschen, von denen wir nur etwas spüren, wenn wir unsere Kontoauszüge abholen. Dann haben wir wieder allerdings wieder nur Zahlen gedruckt auf wertlosen Schnipseln Papier.

Aber ist es nicht dennoch das Geld, dass die Welt regiert? Dazu muss es aber doch einen Wert haben, oder? Zumindest einen materiellen.

Ich freue mich über eure Ansichten zum Thema, liebe Grüße,
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Re: Geld - Gesellschaftlicher Wert oder wertloses Papier?

Beitragvon Garfield » Mi 08 Okt, 2008 00:27


Ich habe in wirtschaftliche Dingen nur sehr wenig fundierte Ahnung, aber ich finde es vollkommen irrsinnig, das alles, und es ist wirklich alles, nur von Geld regiert wird, einem fiktiven Wert entweder auf Papier oder nur als Zahl auf dem Display oder als Börsenkurs.
Wir arbeiten und zahlen Steuern für irgendwelche Zahlen (Börsenkurse, Aufschwung, etc) die praktisch keine Bedeutung haben. Aber wir müssen was für den Aufschwung tun...Ich weiß net ob das jetzt zum Thema passte :rolleyes:

Und jetzt komme keiner mit Aufschwung = Arbeitsplätze = praktische Bedeutung. Das so argumentiert wird weiß ich, dennoch sind das doch alles ferne Zahlen, nicht mehr!
Kurz, er bewies eine Geduld, vor der die hölzern-gleichmütige Geduld des Deutschen, die ja auf dessen langsamer, träger Blutzirkulation beruht, einfach gar nichts ist.
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Re: Geld - Gesellschaftlicher Wert oder wertloses Papier?

Beitragvon wa-bash » Mi 08 Okt, 2008 00:37


ok um die diskussion hier über die Tage wieder ins Rollen zu bringen,, der Wert des Geldes ist etwas was wir diesem Wort am ehesten beimessen,
im Grunde gibt es dementsprechend zwei Definitionen von Geld, zum einen meiner eigenen und zum anderen den sozialen Beitrag den dieser Wert leistet, wenn nicht sogar den globalen...ein einzelner kann sich durchaus diesem Werteprinzip des Geldes entziehen, eine Gemeinschaft denke ich nicht...der Begriff Geld ist natürlich ein paradox, denn es ist ja nicht mehr gleich bestimmbar wie zB. ich gebe dir Wolle und du gibst mir Holz dafür..also einem Handel..vielmehr ist der Wert des Geldes nunmehr fluktuierend...genauso wie der Wert einer Naturalie, je weniger es meist von einer naturalie gibt desto mehr steigt dessen Wert, aber es muss ja nicht immer auch das wertvollste sein...selbst die Definition von Wert gibt Aufschlüsse so wird unterschieden: ob etwas ein Wert ist oder ob etwas einen Wert hat....und es gibt natürlich auch dinge die man mit Werten nicht bemessen kann..wie auch wenn es so wertvoll ist das es keinen Wertebegriff benötigt...
[size=85:3o9so2j2]unzensiert: [.,.][/size]
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Re: Geld - Gesellschaftlicher Wert oder wertloses Papier?

Beitragvon Smilodon » Mi 08 Okt, 2008 00:41


Hallo Garfield,

natürlich passt es zum Thema, da es genau die Notwendigkeit der Fragestellung unterstreicht.

Beispielsweise ist es doch auch unerklärlich, dass mal eben so Zigmilliarden verloren gehen... das Geld muss ja auch irgendwo hin. Es ist ja nicht so, dass sich da ein Bankangestellter vor den Aktenvernichter stellt und die Scheine nach und nach zerschreddert. Und trotzdem ist so ein Haufen Geld von heute auf morgen spurlos verschwunden. Zumindest wird das in den Nachrichten immer so dargestellt.

Aber vielleicht fangen wir etwas geschichtlicher an, wenngleich etwas salopp runtergebrochen. Ein Bauer hat eine Kühe, ein anderer hat Schweine.
Der Kuhbauer will eine Kuh eintauschen und dafür Schweine bekommen. Aber wie viele? Eine Kuh ist größer und sie gibt Milch. Das kann ein Schwein nicht. Eine Kuh muss also mehr wert sein als ein Schwein. Aber doch keine zwei Schweine? Vielleicht 1,3 Schweine. Aber da wird es schon kompliziert. Und dann hat der Kuhbauer endlich sein Schwein irgendwie bekommen und ist nicht zufrieden, will dafür lieber ein Schaf haben... und die gleichen Fragen tauchen von vorne auf...

Das beweist schonmal: Geld als Verrechnungsmittel ist in der heutigen Gesellschaft nicht mehr wegzudenken.

Vor 100 Jahren noch war das Geld dabei an materielle Güter gebunden, z.B. Gold. D.h. die Zentralbank hat Gold in dem Wert gelagert, wie sie Geld ausgegeben hat bzw. das sich im Umlauf befindliche Geld ist so viel wert, wie Gold im Lager der Zentralbank liegt. Heute ist das aber meines Wissens nicht mehr so. Ist ja auch unpraktisch, so viel Gold zu lagern.

Daher stellt sich die Frage: Was ist das Geld überhaupt wert? Es gibt keine materiellen Güter, die irgendwo lagern und von denen man sagen kann: Das ist das gesamte im Umlauf befindliche Geld wert. Geld ist demnach ein hohles Wort, ein Nichts, wertlose Papierschnipsel oder was auch immer... man stelle sich einen Außerirdischen vor, der Geld nicht kennt und über uns lacht, weil man mit ein paar bunten Zettelchen bei uns alles bekommen kann...

Liebe Grüße,
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Re: Geld - Gesellschaftlicher Wert oder wertloses Papier?

Beitragvon Jennifer » Mi 08 Okt, 2008 01:06


[quote="Smilodon":wjdcdiy7]...Beispielsweise ist es doch auch unerklärlich, dass mal eben so Zigmilliarden verloren gehen... das Geld muss ja auch irgendwo hin. Es ist ja nicht so, dass sich da ein Bankangestellter vor den Aktenvernichter stellt und die Scheine nach und nach zerschreddert. Und trotzdem ist so ein Haufen Geld von heute auf morgen spurlos verschwunden. Zumindest wird das in den Nachrichten immer so dargestellt. [/quote]

So wie ich es verstanden habe, ist das Geld nicht verschwunden, sondern für Kredite in Immobilien transferiert. Nachdem die Immobilienblase in den USA geplatzt ist, gerieten einige Banken, die in diesen Markt spekuliert hatten in Geldnot, was dann die Kriese weiter in Gang gesetzt hat.

[quote="Smilodon":wjdcdiy7]
Vor 100 Jahren noch war das Geld dabei an materielle Güter gebunden, z.B. Gold. D.h. die Zentralbank hat Gold in dem Wert gelagert, wie sie Geld ausgegeben hat bzw. das sich im Umlauf befindliche Geld ist so viel wert, wie Gold im Lager der Zentralbank liegt. Heute ist das aber meines Wissens nicht mehr so. Ist ja auch unpraktisch, so viel Gold zu lagern.
[/quote]

Interessant ist das bereits vor fast 400 Jahren, einen Börsencrash, durch eine Spekulationsblase geben hat:
http://de.wikipedia.org/wiki/Gro%C3%9Fe_Tulpenmanie

[quote="Smilodon":wjdcdiy7]

Daher stellt sich die Frage: Was ist das Geld überhaupt wert? ...[/quote]

Richtig, und das hängt stark von dem Vertrauen der Menschen ab, aber auch an der Menge des Geldes was sich im Umlauf befindet
[mittig:b3pr3wff][size=200:b3pr3wff]Je?nny[/size][/mittig:b3pr3wff]
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Re: Geld - Gesellschaftlicher Wert oder wertloses Papier?

Beitragvon Smilodon » Mi 08 Okt, 2008 01:25


So wie ich es verstanden habe, ist das Geld nicht verschwunden, sondern für Kredite in Immobilien transferiert. Nachdem die Immobilienblase in den USA geplatzt ist, gerieten einige Banken, die in diesen Markt spekuliert hatten in Geldnot, was dann die Kriese weiter in Gang gesetzt hat.

Ja, aber wenn das Geld in Immobilien geflossen ist, ist das Geld ja nicht weg. Dann hat es die Baufirma oder irgendwer sonst und die hat für das Geld Häuser gebaut. Oder so ähnlich. Das ist ja grade das unglaubliche daran, dass alle immer tun, als sei das Geld verschwunden, als wär mir ein Eurostück aus der Hosentasche gefallen und in den Gullydeckel geplumpst.

Interessant ist das bereits vor fast 400 Jahren, einen Börsencrash, durch eine Spekulationsblase geben hat:
http://de.wikipedia.org/wiki/Gro%C3%9Fe_Tulpenmanie

Ui, danke, dass du mich daran wieder erinnert hast. Dazu habe ich letztens einen amü- bis interessanten Beitrag im Radio gehört und das ist wirklich ein schönes und anschauliches Beispiel für einen Börsenkrach.

Richtig, und das hängt stark von dem Vertrauen der Menschen ab, aber auch an der Menge des Geldes was sich im Umlauf befindet

Das ist natürlich richtig. Zum einen die Menge... wenn der Staat kein Geld mehr hat, ließ er einfach welches drucken, dann gabs Inflation... weil das Geld ja einen gewissen Wert symbolisiert... aber welchen? Du sagst, das hängt vom Vertrauen der Menschen hat, das geht in eine psychologische Schiene und die ist denke ich interessant. Wenn die Leute ins Geld vertrauen, kaufen sie mehr, legen mehr an und arbeiten mehr...

Wenn das Geld aber eine statische Menge ist und alle arbeiten mehr, bekommen dann im Endeffekt nicht alle weniger, da der Kuchen nur beschränkt groß ist, den man verteilen kann? Und wenn man die Geldmenge erhöht, erhöht sich der Wert ja bekanntlich nicht.
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Re: Geld - Gesellschaftlicher Wert oder wertloses Papier?

Beitragvon Garfield » Mi 08 Okt, 2008 02:33


Ja, aber wenn das Geld in Immobilien geflossen ist, ist das Geld ja nicht weg. Dann hat es die Baufirma oder irgendwer sonst und die hat für das Geld Häuser gebaut. Oder so ähnlich. Das ist ja grade das unglaubliche daran, dass alle immer tun, als sei das Geld verschwunden, als wär mir ein Eurostück aus der Hosentasche gefallen und in den Gullydeckel geplumpst.


Du hast recht! Auf den Gedanken bin ich so noch gar nicht gekommen. Diese Kriese muss also auch Gewinner haben, die für ihre Immobilien völlig überbezahlt wurden.
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Re: Geld - Gesellschaftlicher Wert oder wertloses Papier?

Beitragvon Jennifer » Mi 08 Okt, 2008 09:09


[quote="Garfield":10i2zkpq]...
Du hast recht! Auf den Gedanken bin ich so noch gar nicht gekommen. Diese Kriese muss also auch Gewinner haben, die für ihre Immobilien völlig überbezahlt wurden.[/quote]


Gewinner ist übertrieben, schließlich müssen sie trotzdem ihr Leben lang den Kredit zurückbezahlen (auch wenn sie es nie vollständig schaffen werden)


Wenn das Geld aber eine statische Menge ist und alle arbeiten mehr, bekommen dann im Endeffekt nicht alle weniger, da der Kuchen nur beschränkt groß ist, den man verteilen kann? Und wenn man die Geldmenge erhöht, erhöht sich der Wert ja bekanntlich nicht.


In dem Fall würde sich der Wert des Geldes erhöhen, da es knapper werden würde. Wenn alle mehr arbeiten würden, würden zwar alle weniger bekommen, mit dem Geld was sie haben, könnten sie aber mehr kaufen, als heute. Das ganze nennt sich dann Deflation.
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Re: Geld - Gesellschaftlicher Wert oder wertloses Papier?

Beitragvon Eugen » Mi 08 Okt, 2008 12:00


Moin Smilodon,

[quote="Smilodon":rx2anvf1]
Beispielsweise ist es doch auch unerklärlich, dass mal eben so Zigmilliarden verloren gehen... das Geld muss ja auch irgendwo hin. [/quote]
die sind ja nicht verlorengegangen. Die Baufirmen, die Häuslebauer und die Lotteriespieler haben sie. Die Berichterstattung sagt nur, dass die Milliarden für die Banken und die Anleger weg sind, aber nicht dass sie ganz verschwunden sind.

[quote="Smilodon":rx2anvf1]
Aber vielleicht fangen wir etwas geschichtlicher an, wenngleich etwas salopp runtergebrochen. Ein Bauer hat eine Kühe, ein anderer hat Schweine.
Der Kuhbauer will eine Kuh eintauschen und dafür Schweine bekommen. Aber wie viele? Eine Kuh ist größer und sie gibt Milch. [/quote]
Dabei vergißt Du aber einen weiteren Verdiener, denn es immer schon gab, der heute aber extrem in den Vordergrund tritt. Während nämlich Kuhbauer und Schweinezüchter sich streiten, wie viel Schwein es für eine Kuh gibt, nimmt im Hintergrund einer Wetten darüber an.

[quote="Smilodon":rx2anvf1]
Daher stellt sich die Frage: Was ist das Geld überhaupt wert? Es gibt keine materiellen Güter, die irgendwo lagern und von denen man sagen kann: Das ist das gesamte im Umlauf befindliche Geld wert. [/quote]
Der Wert des Geldes wird durch die Produktivität definiert. Je mehr Werte erwirtschaftet werden, desto mehr Wert hat das geld. Deshalb isat im Moment der Euro auch mehr wert als der Doller.

Gruß Eugen
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Re: Geld - Gesellschaftlicher Wert oder wertloses Papier?

Beitragvon Wanderer » Mi 08 Okt, 2008 15:44


Gibt eine sehr interessante Dokumentation zu dem Thema, hab den Titel gerade leider nicht parat. Sie wirkte seriös.
Ein paar Inhalte:

Es ist wohl so, dass das meiste Geld heute längst nicht mehr als Bargeld existiert und erschreckenderweise der Großteil des Geldes als Gegenwert nur weiteres Geld hat.
Anschauliches Beispiel für die Absurdität des Geldes ist wohl die Tatsache, dass ein Mensch, der im Jahre 1 einen Cent angelegt hätte, bei normalen 5% Zinsen heute den Geldwert einer Goldkugel von der Größe der Erde besitzen würde. (Das mit der Goldkugel kann ich nicht bestätigen, aber es ist ein Wert mit etwa 136 Stellen, habs mal ausgerechnet)
Ein anderes schönes Beispiel ist die amerikanische Bank, die den Dollar herausgibt. Sie ist kein wirklich staatliches Unternehmen und treibt einen völlig irrsinnigen Kreislauf an.
Jede Bank, die sich Geld von der Notenbank leiht, um Geschäfte zu machen muss selbstverständlich Zinsen zahlen. Da aber alles umlaufende Geld von dieser Bank stammt muss immer mehr Geld entliehen werden, um die Zinsen zu tilgen, da die Zinsen über die vorhandene Geldmenge hinausgehen.
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