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Romy SchneiderRomy Schneider zäune bestimmten ihr leben und töteten sie schönheit ein stacheldraht lebenslänglich an jägerzäunen gestrauchelt ihr herz verloren auf einer zaunspitze an ihrer grenze über die sie nie hinweg kam erst im tod die kaiserin besiegt uneingeschränkt . Die Selbstzerstörung findet im Geheimen
und trotzdem vor dem Leser statt.(Günter Kunert)
Re: Romy Schneiderhallo niko,
inzwischen gehört beinahe mut dazu, eine lyrische widmung ins netz zu stellen, zumal in so einfacher sprache. angst vor kitsch scheinst du nicht zu haben, aber warum auch. meiner meinung nach triffst du es recht genau, den verlust inneren (herz)lebens vor dem späteren zeitpunkt einer befreiung von allen einschränkungen begrenzter irdischer existenz. schön auch dazwischen das: an ihrer grenze, weil mehrdeutig im bezug und jeweils sinnvoll. der text kriegt die kurve in eine allgemeine bedeutung: wessen leben wird nicht durch zäune bestimmt. schönheit läuft immer gefahr, getötet zu werden und auch wer anders aussieht, kann sich lebenslänglich stacheldraht einhandeln. das: „die kaiserin besiegt“ lese ich als formel für den abschied von der äußeren rollenzuschreibung /projektionsfläche, die im leben nicht überwunden werden konnte. als schlusswort ist mir „uneingeschränkt„, vllt nur in kombination mit besiegt, zu flach. da ich keinen besseren vorschlag habe, schweige ich dann mal wieder. gruß mcb
Re: Romy SchneiderJanus, unterlasse solchen Unfug, oder formulier ihn richtig!
- die freundliche Moderation aus der Nachbarschaft - irgendwie
Re: Romy Schneiderhallo winter!
ich liebe solche qualifizierten und vor allem fundierten kritiken. daraus kann ich mir jetzt echt was herausziehen! liebe grüße: schrotti Die Selbstzerstörung findet im Geheimen
und trotzdem vor dem Leser statt.(Günter Kunert)
Re: Romy SchneiderHallo Niko!
Wir alle haben „Zäune“, die uns zuweilen am Leben hindern. Für Menschen wie Romy, die in der Öffentlichkeit stehen, sind diese unmittelbarer, oft noch stärker von außen bestimmt. Da ja jeder sich selbst „Zäune“ errichtet, sei es um sich abzugrenzen oder auch sich eigene Schranken aufzuerlegen, kann dies für eine berühmte Persönlichkeit doppelt schlimm sein, unüberwindbar. Allen und allem genügen wollen – das ist kaum möglich, da muss man straucheln. Die Zaunspitze....hier hätte sie vielleicht die Chance gehabt, über den Zaun zu springen, aber es blieb nur ihr Herz hängen und egal nach welcher Seite des Zaunes sie sich wendete, sie musste sich einsam fühlen. Die Grenze, die sie nie überwand – wiederum die von außen gesetzte, durch eingeschränkte Rollen oder auch eine innere, die mehr im Privaten zu suchen ist. Wenn ich zeilenübergreifend lese, dann wäre eben dieses hängengebliebene Herz diese Grenze, sie konnte sich nicht frei machen von Liebe und Bindung. Man weiß, dass die „Kaiserin“ sie quasi umklammert hielt, auch hiervon konnte sie sich nie lösen. Jetzt, nach ihrem Tod, wurde vielfach versucht, ein ganz anderes Bild zu zeichnen, so hat sie dieses Image erst im Tod überwunden. Ein wenig bin ich auch über das „uneingeschränkt“ gestolpert. Uneingeschränkt im Sinne von ohne Schranken? Schranken = Zäune, die jetzt nicht mehr da sind? Für mich ein schlüssiges, grübelndes und nachdenklich stimmendes Gedicht, das sich auf viele Personen des öffentlichen Lebens übertragen lässt. Ein Appell an uns alle, die Medien und die Filmindustrie... Noch drei kurze Bemerkungen zur Form: Mich stört es ein wenig, dass "sie" in der 4. Zeile allein steht. "...und töteten sie" scheint mir stimmiger. "...über die sie nie hinwegkam" klingt etwas hölzern. "die sie nie überwand" wäre vielleicht eine Alternative. Warum an Jägerzäunen gestrauchelt? Hast du dies bewusst gewählt? Weil sie irgendwie gejagt wurde? Ich finde, es ist ein bisschen viel "Zaun". Ansonsten gefällt mir dein Gedicht nicht nur inhaltlich, sondern auch formal. :) Gruß aniana [mittig:27trn5ue]Um fremden Wert willig und frei anzuerkennen,
muss man eigenen haben. [/mittig:27trn5ue] [mittig:27trn5ue][size=85:27trn5ue]Arthur Schopenhauer [/size][/mittig:27trn5ue]
Re: Romy SchneiderHallo, Niko,
im Gegensatz zu M.C. Bertram und dir habe ich Angst vor Kitsch.uUd mit deiner ‚Romy Schneider’ hast du mir einen ganz schönen Schrecken eingejagt. Das gebe ich zu. Warum? Weil du die übliche Romy-Schneider-Reportage bzw. Retrospektive in ‚Frau im Spiegel’ lediglich in eine lyrische Form übersetzt hast. Du reproduzierst das übliche Verklärungs-klischee des armen Kindstars, der sein Leben lang, nicht aus dieser ihm von außen aufgedrungenen Rolle herausgefunden hat: Gerade als wäre das ein unverrückbares Naturgesetz. Nicht etwa das persönliche Versagen einer Person, die als solche betrachtet und wenn sie nicht gerade vor der Kamera agiert hat, wenigstens reichlich labil und überspannt war - vermutlich auch einfach flach und banal – und sich von anderen labilen Tablettensüchtigen, die aus anderen Gründen – und deren kann es viele geben (außer einmal ein Kinderstar gewesen zu sein) - wenig unterschieden hat. Es gibt auch Kinderstars - sogar Erwachsene - die zu was auch immer abgestempelt worden sind und aus dem Rolenklischee aus eigener Kraft wieder herausgefunden haben: Zu anderen Rollen oder zu einem ganz normalen Leben. Das ist ja auch schon ziemlich viel. Ein Freund von mir hat mir einmal von einer Reportage über Romy Schneider berichtet, die er gesehen hatte. Tagebücher, in denen auf jeder Seite der Imperativ verzeichnet war: ICH MUSS EIN STAR WERDEN! Kollegen, die mitleidig von einer überspannten Verrückten berichtet haben. Von Verklärung keine Spur – noch nicht einmal von dem kleinsten Quäntchen Respekt. Ein sehr kritischer Blick auf ihre Beziehung zu Alain Delon, von dem sie sich in sehr unwürdiger Weise abhängig gemacht hat. All das ist Material für einen etwas anderen Blick auf Romy Schneider, der ‚gegen den Strich’ geht. Aus meiner Sicht rentiert Literatur sich nur, wenn sie eine neue Perspektive auf ihren Gegenstand entwickelt. Das kann man von deinem Gedicht wahrhaftig nicht sagen. Es ist eine lyrische Konzentration der plattesten und banalsten Romy-Klischees, die es gibt. Insofern ist nicht nur überflüssig: Es ist falsch und ärgerlich. Vielleicht sollte man sich auch als Lyriker mit dem Gedanken anfreunden, dass nicht jeder Text NUR Gefühl ist, den man deswegen in einer Augenblickseingebung aus der Hüfte schießen kann. Manche Gegenstände erfordern intensive Vorbereitung und Auseinandersetzung. Wenn Rilke sich nicht zu fein war, für die meisten seiner Gedichte wochenlange Recherchen auf sich zu nehmen – so hat er sich zum Beispiel für seine berühmte ‚Pieta’ ausführlich mit der Religionsgeschichte auseinandergesetzt – braucht dir das auch nicht peinlich zu sein. Ein Gedicht über eine reale Person ohne detaillierte biographische Vorstudien ist mehr als kritisch. Das völlige Misslingen deines Romy -Schneider-Gedichts ist ein schlagendes Beispiel dafür. Und das gilt für Gedicht ebenso wie für Dramen oder Romane – selbst dann, wenn man gar nicht die Absicht hat, sich in der Darstellung an die biographischen Fakten.zu halten. Mehr und andere als die üblichen Informationen sind eine hervorragende Grundlage dafür, mehr und andere als die üblichen Perspektiven zu entwerfen. ________________________________ [size=85:2jr230xv] "Sprechen wir es aber aufrichtig aus: ein eigentlicher Lebemann, der frei und praktisch athmet, hat kein ästhetisches Gefühl und keinen Geschmack, ihm genügt Realität im Handeln, Genießen und Betrachten ebenso wie im Dichten..." Johann Wolfgang von Goethe [/size]
Re: Romy Schneiderhallo!
objektiv einen menschen beschreiben halte ich für ein ding der unmöglichkeit. selbst die nüchternsten reportagen sind immer in eine richtung gefärbt. wenn auch oft kaum spürbar. ich habe NICHT über einen kinderstar geschrieben, und ich weiß, dass drogen kein weg aus krisen ist sondern feigheit vor dem feind, ich weiß, dass romy schneider der tod des sohnes, der sich beim übersteigen eines zaunes aufspießte (das war der aufhänger uA. für die verhäuften zäune), schon das ende ihres eigenen lebens andeutete. dazu bedarf es keiner rechersche, sondern einer ganz durchschnittlichen emotionalen begabung. klar: jeder muss auch mit den widerungen des lebens klarkommen. es gibt tausende beispiele, die zeigen, dass man von drogen wegkommen kann und dadurch eigentlich erst im stande ist, seine probleme, die einen in die sucht trieben, zu lösen. und ich weiß auch, dass es sicherlich charakterlich stabilere, vielleicht bessere menschen gibt. all das weiß ich auch. romy schneider stand im rampenlicht. war eine person des öffentlichen lebens. und ihre biographie ist auch die eines drogenabhängigen,schwachen und überspannt verrückten. aber vor allem ist es die biographie eines menschen. einer person, die höhen und tiefen durchschritt und durchlitt und die welt - so sie denn wollte - nahm daran teil. gerade die tragischen entwicklungen eines menschen ziehen magisch an. robert enke ist da als jüngstes beispiel zu nennen. ich habe romy schneider weder verklärt oder ein klischee bedient noch sonst irgendwas. gefühle schreiben - ja, ich weiß: das ist verpönt und kriegt schnell den namen "befindlichkeitslyrik". doch was ist lyrik wert, die nicht genau das beinhaltet? mich kriegt ein gedicht nur über die emotionalität hinter dem wort. das wort alleine kann das nicht leisten. rilke war sicherlich ein ganz großer hervorragender schriftsteller. aber ich bin halt nicht rilke. was ich schreibe, schreibe ich aus dem bauch. und dazu stehe ich. ich recherschiere nicht monatelang, trage keine wortfetzen zusammen, die ich dann nach 4 wochen verschlanke und 7 wochen später nochmal überarbeite um sie dann nach einem jahr schublade in eine etwaige endfassung zu pressen. das ist nicht mein ding. das kann ich und will ich auch auf keinen fall. lieben gruß: Niko Die Selbstzerstörung findet im Geheimen
und trotzdem vor dem Leser statt.(Günter Kunert)
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