Gedichte, die gesellschaftliche oder politische Themen behandeln

Lieber Laborant

Beitragvon anne von rosarot » Sa 06 Dez, 2008 16:33


[mittig:oh2y8plt]Weißer-Anzug-Laborant
mischt und panscht so allerhand.
Scheut keine Ethik und Moral.
Erlöst den Mensch von seiner Qual?

Hat man mir ein Bein genommen,
denkt er kurz etwas besonnen
mischt und panscht so allerhand
Ach, mein weiser Laborant!

Morgen gibts´ vom Katalog,
was gestern noch mit Störchen flog.
Nummer 32, erste Wahl,
er war´s, der Individuen stahl!

Erlöst Mensch von seiner Qual?
Scheut keine Ethik und Moral.
Mischt und panscht so allerhand,
Weißer-Anzug-Laborant.[/mittig:oh2y8plt]
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Re: Lieber Laborant

Beitragvon Garfield » Sa 06 Dez, 2008 17:38


Moin Anne

Ich lese zwar nur selten Gedichte, aber als Chemiestudent muss ich mich hier doch mal äußern.

Das Thema deines Gedichtes ist sehr interessant, die Frage nach Ethik und Moral in der Wissenschaft ist wichtig und geht heutzutage leider oft unter. Auch ich habe mich bereits öfter damit beschäftigt und lese gerne Texte die sich damit befassen.
Aber dein Gedicht wird dem Thema einfach nicht gerecht, es hat zu viele Fehler und ist zu simpel.

Zum einen hast du dir den falschen Adressat gesucht. Ein Laborant forscht nicht, er ist ein Assistent. Die eigentlichen Wissenschfatler führen ja nicht mehr alle Experimente selbst aus, sondern lassen das ihre Assistenten machen. Ansonsten arbeiten Laboranten noch in Krankenhäusern usw. und überwachen da chemische Prozesse. Aber sie entwickeln selber nichts! Er ist es also nicht, der Individuen stiehlt ;)

Morgen gibts´ vom Katalog,
was gestern noch mit Störchen flog.
Nummer 32, erste Wahl,
er war´s, der Individuen stahl!


Ich weiß, Grammatik ist in Gedichten nicht immer so wichtig, aber erst schreibst du, dass es den Kinderkatalog morgen gibt, dann das er Individuen stahl, also in der Vergangenheitsform. Das passt doch nicht zusammen, außerdem noch kann man keine Kinder künstlich erzeugen oder vor der Geburt nach Wunschvorstellungen ändern lassen, soweit mir beaknnt.

Ansosnten wiederholst du dich sehr oft, Strophe 4 ist Strophe 1 nur etwas umgestellt, der Sinn dieser Wiederholung erschließt sich mir aber nciht.
Und in der 2ten Strophe findet sich nochmal die Hälfte der ersten...

Im Endeffekt klagst du einfach nur den Laboranten an, das ist wie oben erklärt erstmal falsch und ansonsten mir persönlich zu wenig differenziert. Einfach nur zu sagen: Böser Laborant, gibts nen Dreck auf Moral, reicht nicht um dieses Thema zu behandeln.

Gruß Garfield
Kurz, er bewies eine Geduld, vor der die hölzern-gleichmütige Geduld des Deutschen, die ja auf dessen langsamer, träger Blutzirkulation beruht, einfach gar nichts ist.
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Re: Lieber Laborant

Beitragvon blaue_Raupe » Sa 06 Dez, 2008 18:15


Hi Anne,


ich stimme Garfield zu, dass der Text sich lediglich einer schwarz-weiß-Zeichnung bedient und einen Teilberuf aus einem Riesenkomplex herauspickt, um ihn zum Buhmann aufzublasen.
Gleichzeitig hinkt der Rundumschlag, selbst, wenn der Begriff des "Laboranten" nicht auftauchen würde.
Die Fragen nach ethischen Aspekten stellen sich, immer und immer wieder, aber indem du teils Vorurteile aufgreifst, viele davon in einen Topf wirfst und das Ganze mit anklagendem Ton spickst, ist auch einer Grundhaltung oder einem potentiellen Grundmisstrauen wenig Genüge getan. Falls möglich, sprich mal mit Chemikern (einer ist ja schon da :D ), Ärzten, Biologen über ihre Arbeit, und das, was in Zeitungen, Magazinen etc. publiziert wird, und das, was dort auch an Fehlinformation drinsteckt, und geh den Komplex etwas näher an, falls er interessant bleibt.

Zum sprachlichen & Grammatischen zumindest noch ein paar Anmerkungen:

Scheut keine Ethik und Moral.
~
Bei weitem nicht der beste Ausdruck, im Prinzip gibst du Lesern das Gegenteil dessen an die Hand, was du wolltest. "Etwas nicht scheuen" (z.B. Mühen) legt ja unter anderem nahe, dass sich "der Laborant" dessen bedient, auch, wenn's schwer fällt. Er scheut es also nicht, obwohl er es laut Aussage tut.

Hat man mir ein Bein genommen,
denkt er kurz etwas besonnen
mischt und panscht so allerhand
Ach, mein weiser Laborant!
~
Frage: die sprechende Instanz sagt also, dass "der Laborant" etwas herstellt, das der sprechenden Instanz, falls ihr etwas geschieht, helfen soll. Das wird verdammt?
Vielleicht berührt das sogar 'ne nicht zu unterschätzende Frage: werden "bloß" neue Methoden verteufelt, nicht aber die, die in der eignen kleinen Lebensspanne als "bekannt" gelten und von denen man als Einzelleben vielleicht schon profitiert hat?

Morgen gibts´ vom Katalog,
was gestern noch mit Störchen flog.
Nummer 32, erste Wahl,
er war´s, der Individuen stahl!
~
Vorsicht bei manchen Bezügen. Im Innertextlichen weiß ich mittlerweile zwar, dass "der Laborant" verantwortlich sein soll & immer wieder auftaucht, in dieser Strophe liegt der Rückbezug des "er" allerdings im Katalog aus Vers 1 - und der war's ja nicht.
Das "vom Katalog" stützt es auch noch.

Erlöst Mensch von seiner Qual?
~
Wieder Bezugsschwierigkeiten, da auf "den Menschen" verzichtet wurde, der es laut Grammatik wäre. So bedeutet es: "Erlöst "Mensch" von seiner (des Laboranten) Qual?
Nein.

Es liegt noch Vieles im Argen, hier zumindest neben Garfields Ausführung noch ein paar Hinweise zum innertextlichen Sprachgebrauch.

viel Gruß,
r~~~
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