Gedichte, die gesellschaftliche oder politische Themen behandeln

komm Tanz!

Beitragvon maxk » So 15 Mär, 2009 20:51


Sitze allein auf der schwarz strahlenden Kaiserstraße,
in meinem Papppalast.
Von weit her schallt Musik.
Dumpf höre ich die Pauken, der Auftakt,
ernten feurigen Applaus.
Geschenke fallen, werden empfangen.

Es prasselt,
Rufe erfüllen die Straßen.
Alle sind auf den Beinen,
tanzen.

Nationen geben sich die Hand,
doch stoßen an
und wechseln.
Die Musik bleibt gleich.

Die Welt tanzt und spielt die Musik,
wir tanzen mit.
Das Leben steht still,
das Lied nimmt kein Ende,
unaufhörlich prasselt es.
Durchläuft die Jahreszeiten.

Menschen werden müde, bleiben stehen,
wollen ruhen, das Lied zieht sie weiter.


Nur ich, ich herrsche in meinem Palast.
Tanze nicht, nein, ich ruhe.
Für immer.
Aus dem Lautsprecher schallt es,
„Hurrah, es ist Krieg!“



Ich freue mich über Kritik, bin ganz am Anfang und die Umsetzung soll noch viel besser werden.

mfg maxk
Zuletzt geändert von maxk am Mo 22 Jul, 2013 17:21, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: komm Tanz!

Beitragvon maxk » Mi 29 Apr, 2009 21:38


ja, gerne versuch ichs anspruchsvoller zu gestalten von der sprache aber schön dass die idee rübergekommen is ^^

die pauken sollen bombenschläge sein, die der auftakt zum krieg sind, der feurige applaus sind die flammen.

mfg maxk
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Re: komm Tanz!

Beitragvon Perry » Fr 22 Mai, 2009 11:36


Hallo Maxk,
wieder ein interessantes Wortbild.
Es spricht mich an und ich sehe einen Austeiger in seinem Lager aus Kartons wie er im "Rausch" Kriegsbilder um sich sieht. Denn im Gegensatz zu deiner Absicht, wie im Rekomm" erklärt, findet für mich kein realer Krieg auf der Kaiserstraße (?) statt, sondern ist eher ein gesellschaftliches Bekriegen.
Soweit mein subjektiver Eindruck. LG
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Re: komm Tanz!

Beitragvon maxk » Mi 07 Okt, 2009 19:28


schön wenn man so sogar ein besseres thema finden kann =) . das is ja auch (zumindest für mich) der reit an gedichten, dass am ende von jemand anderem etwas viel interessanteres interpretiert werden kann als der autor beabsichtigt.

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Re: komm Tanz!

Beitragvon Drehrassel » Mo 08 Mär, 2010 12:50


hallo maxk,

ich wollte gern auch nochmal was dazu sagen. nicht viel. nur: ich würde da nicht mehr groß dran rummachen. höchstens bisschen kürzen... obwohl... nee, würd ich auch sein lassen. das ist doch mal ein gutes beispiel dafür, dass auch unverdichtete sprache (besser: kaum! verdichtete) ein ganz gutes gedicht ergeben kann. das ist es nämlich in meinen augen. hat doch was. gefällt mir. erinnert mich in seinem anti-poetischen duktus und eher "spreche" anstatt "schreibe" ein wenig an paul scheerbart. auch wegen des kruden humors und anti-militarismus, der darin vorkommt. auch so n bisschen persiflage von expressionistischer pathos-parataxe hör ich raus. - außerdem ist das mit "nicht sublimiert genug" sowieso auch eine sehr verkürzte kritik. du äffst halt nicht den sound dessen nach, was andere meinen als die quintessenz lyrischen ausdrux erkannt zu haben. ist echt wohltuend, mal nicht so ne masche aus fehlender interpunktion, alles-in-kleinschreib-mehrdeutigkeit und lässig verknoteter syntax zu lesen. ich würde an deiner stelle genau diesen stil kultivieren und weiter ausbauen, und nicht anfangen zu schreiben wie hinz'n'kunz. - dass du außerdem sehr wohl sprachgefühl hast, sieht man an so schönen worten wie "papppalast" (das ist großartig!) und eigenwilliger grammatik, wie in dem von alan zitierten beispiel. - es ist doch klar, wie das zu verstehen ist. es ist ein simpler einschub! plus anakoluthische struktur... was sehr gut passt und die ausdrucksweise des subjekts technisch überhaupt erst ermöglicht. ich würde es sogar so lassen. aber wenn du es eben deutlicher machen willst, dann ändere es in: "Dumpf höre ich die Pauken - der Auftakt! - / ... ernten feurigen Applaus... Geschenke fallen... werden... " oder so. dann wird vielleicht deutlicher, dass du hier die gedankenfetzen des ICH hast sprachlich gestalten wollen.

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