Gedichte, die gesellschaftliche oder politische Themen behandeln

wort kosten

Beitragvon Ruelfig » Di 20 Okt, 2009 22:43


hier legt keine hand mehr an
den namen aus gewohnheit
in die haut gegerbt
enden nur noch züge zur zeit
im wind mit der nase auf-
und untergehen filme
laufen nicht man trägt sie
heute eher weg
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Re: wort kosten

Beitragvon rivus » Mi 21 Okt, 2009 10:47


hi ruelfig,

dein text gibt mir rätsel auf. ich versuche es trotzdem. der titel ist zwei- bis mehrdeutig lesbar. man kann das wort kosten im sinne von schmecken, fühlen, tasten, umzüngeln. aber das wort kann auch soviel kosten, dass man es sich nicht mehr leisten kann oder das wort, umbedacht ausgesprochen u. geschrieben, kann einem auch freundschaften, annehmlichkeiten kosten u. ins sprachlose verdammen u.v.m.

also ich habe die assoziation des altehrwürdigen schriftsetzers, der jedes wort noch bedacht, wohlgefeil mit kunstsinn u. handwerkelnd buchtstabe für buchstabe gesetzt hat. nun ist die postmoderne computertechnik im spiel u. die eselbrücken, alzheimernotizen, spickzettel werden für den so von arbeit entbundenden immer noch "aus gewohnheit" in die haut gegerbt. doch enden diese liebenswerten züge zur gewohnheit in die zeit ganz aktuell im wind, der die alte druckerschmiere noch im gepäck hat u. den in der alten zeit gebliebenen wortsetzer mit den nasenkitzel aufleben u. auch wieder untergehen lässt, als vielleicht aussortierten archivar, denn die zu etikettierenden filme gibt es zuhauf inter- u. intramedial u. man trägt sie leider "heute eher weg", als sie in beworteten filmrollen zum laufen u.zum atmosphärischen erzählen zu bringen.

ein li beklagt den verlust der handarbeit., der mit den verlust von mobilität u. körper- sowie sinnlichen wahrnehmungen einhergeht. im verlieren des kommunikativen, von kontakten u. bezügen geht das kostende, sich ausprobierende wort flöten. so kann man sich nicht mitteilen, höchstens im wortlosen wegtragen das im halse u. im hirn steckende wort kosten.


lg, rivus
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Re: wort kosten

Beitragvon Ruelfig » Fr 13 Nov, 2009 21:02


Hi Rivus,
entschuldige bitte, ich habe deine Antwort irgendwie übersehen. Ist mir das peinlich! Ich hatte eigentlich an was ganz anderes gedacht beim Schreiben, aber dein Kommentar, vor allem, was den Titel angeht, hat mich überzeugt.
Jetzt muss ich mein eigenes Gedicht neu lesen und du trägst daran Schuld. :)
Danke dafür,
Ruelfig
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Re: wort kosten

Beitragvon Perry » So 15 Nov, 2009 19:15


Hallo ruelfig,
was hältst du von "schmal kost" als Titelalternative, schließlich wird alles weniger und der Untergang droht.
LG
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Re: wort kosten

Beitragvon Ruelfig » Do 19 Nov, 2009 18:58


Hallo Perry,
danke für den Titelvorschlag, aber irgendwie kann ich den in Übereinstimmung zum Text bringen. Und wurde nicht immer schon alles weniger? Den Untergang als Chance begreifen, die Misere da abholen, wo man nicht steht.
LG,
R
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Re: wort kosten

Beitragvon rivus » Sa 28 Nov, 2009 22:27


hallo ruelfig,
grins u. :D flasche: , dann lesen wir zusammen, nochmal, mit der wortworfschaufel, um wenigstens einmal genau dort zu beginnen, wo das elende verendet u. das glück aus der spreu fällt.

lg, r
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