Gedichte, die gesellschaftliche oder politische Themen behandeln

nichts neues

Beitragvon Niko1230 » Mi 06 Jan, 2010 13:20




nichts neues


warum der krieg
nicht vorbei ist
erklärt sich
von selbst in jeder überschwemmung
in jeder werbung
in jedem versprechen
und mit jeder verschließbaren tür

konferenzen abschlussbälle
und arbeitsessen sind
deutliche zeichen

auf nichts neues
Die Selbstzerstörung findet im Geheimen
und trotzdem vor dem Leser statt.
(Günter Kunert)
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Re: nichts neues

Beitragvon Friederich » Mi 06 Jan, 2010 16:20


Hallo Nico,

diese politisch angehauchte Lyrik,. die in ihrer konkreten Ausgestaltung relativ leicht rezipierbar ist, gefällt mir recht gut. Von Titel und von groben Grundthema erscheint "Im Westen nichts Neues" vor dem geistigen Auge. Gelungen finde ich die Zeilenumbrüche, die Interesse wecken:

warum der krieg
nicht vorbei ist
[...].

Dass alltägliche Anlässe Ursache für Krieg sein können (freilich jedes für sich als Kriegsanlass in weit unterschiedlichem Ausmaß), wird hier deutlich und vermittelt eine eher pessimistische Weltsicht. Ob deine Intention von der aktuellen Wirtschaftskrise getragen oder eine allgemeinere Gesellschaftskritik ist, bleibt verborgen, was ich gut finde. Der Schlusspunkt mit dem kleinen Beginn einer neuen "Strophe" ist aussagekräftig. Dass eine "einseitige" Perspektive eingenommen wird, kann für mich dabei ebenso Schwäche wie Stärke des Gedichts sein.

Gruß, Friederich
L'avenir, on ne l'attend pas comme on attend le train. L'avenir, on le fait. (Georges Bernano)

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Re: nichts neues

Beitragvon Niko1230 » Do 07 Jan, 2010 07:53


hallo friederich!
die einseitige perspektive ergibt sich ja zwangsläufig; denn es kann zu mehr oder weniger allem nur eine subjektive sicht der dinge geben. hier ist sie zugegeben etwas "lastig". aber eine ausgewogene sicht in kriegsangelegenheiten ist andererseits auch extrem schwierig, finde ich.

wichtig war mir, nicht polemisch zu schreiben und möglichst "nüchtern" zu bleiben.
auch habe ich versucht, allumfassend zu schreiben. meine idee war es, auch, zumindest in ansätzen, den übertrag in das private zu übertragen. was, glaube ich, nicht gut gelungen ist. so sollte der weltkrieg im text seine gültigkeit ebenso finden wie ein beziehungskrieg zwischen zwei menschen.
nuja.....ich versuche weiter ;-)

danke für dein einlassen!

grüße: Niko
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Re: nichts neues

Beitragvon rivus » Do 07 Jan, 2010 10:43


hallo nico,
du hast für mich die bitternis eingefangen. die traurigen kriegswahrheiten bleiben immanent u. können sich trotz aller weisheiten u. erfahrungen unserer spezies mit paradoxen, doppelgesichtigen gehabe behaupten u. die kriegszüge der menschheit fortführen. die menschen sind immer noch die riskierten wesen ....


lg, rivus
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