Gedichte, die gesellschaftliche oder politische Themen behandeln

Ohnmächtigkeit

Beitragvon Keyla » Do 12 Aug, 2010 08:58


Ich bin,
ich lebe,
ich denke.

Ich lese,
ich interessiere,
ich weiß.

Ich diskutiere,
ich meine,
ich vertrete.

Ich überblicke,
ich erkenne,
ich analysiere.

Und doch,
bin ich in dieser Welt so klein.
"Überzeugungen sind gefährlichere Feinde der Wahrheit als Lügen."
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Re: Ohnmächtigkeit

Beitragvon GlasaugeBill » Do 12 Aug, 2010 15:14


Hey Keyla,

Kann mich damit irgendwie nicht anfreunden. Also ne Reihe von Aufzählungen, schön und gut, aber die Gedanken dahinter hauen mich nicht um. Klar, einzelne Abschnitte, die alle in die gleiche Richtung zielen und du versuchst dich in jedem zu steigern(obwohls keine richtige Steigerung ist, müsste ja dann: leben-denken-sein;interessiere,lese,weiß;meine-vertrete-diskutiere,überblicke- analysiere - erkenne; jedoch eins ist sicher, du scheinst gerne mit Klimax zu arbeiten) aber zeigst mir damit nicht mehr, als dass du jeweils 3 Wörter des entsprechenden Wortfeldes kennst. Und dann kommt auch schon das Ende, und ich hoffe du ziehst mir damit richtig die Socken aus, aber es verpufft wie der Rest von deinem Geschriebenen.
"Und doch, Ich bin in dieser Welt so klein".
Oder deswegen? oder aus einem anderen Grund? Was sollte es an der Welt ändern, wenn ich denke, erkenne oder lese?
Da besteht für mich kein (fester) Zusammenhang zwischen dem letzten Abschnitt und dem davor. Mit einer solch simplen Aneinanderreihung von schlichten, unkreativen Worten kannst du mich nicht als Fan gewinnen.

Glasauge Bill.
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Re: Ohnmächtigkeit

Beitragvon Keyla » Sa 14 Aug, 2010 22:15


Hallo GlausaugeBill,

Fans wollte ich sicher nicht gewinnen - eher die Frage, ob man verstehen kann - wovon ich schreibe. Vorab, ich bin kein Profi - ich schreibe intuitiv - somit kann ich weniger zu Analysen der stilistischen Mittel beitragen.
Lyrik muss nicht immer blumig sein - sie kann auch kantig und relativ einfach gehalten sein, es geht um die Tiefe - die man manchmal mit vermeintlich einfachen Worten erzählen kann.

Dieses Gedicht hat einen Titel - der heißt "Ohnmächtigkeit", ein Zustand - wo man eben nichts wirklich unter Kontrolle hat, ausgeliefert ist - "keine Bedeutung hat" - egal, was man tut.
Man kann eben alle Facetten des Lebens - bzw "des guten Lebens" erfüllen, sich interessieren, meinen, vertreten - es wird in der Unendlichkeit keine Bedeutung haben - weil man ein ganz kleiner Teil dieser Welt ist.

So betrachtet, kann man neben der Ohnmächtigkeit - diesem Zustand ausgeliefert zu sein, obwohl wir alle aktiv "dagegen" arbeiten - jeder will Bedeutung haben, sein Leben gelebt - auch eine gewisse Ernüchternheit meinem Gedicht zu schreiben - wir sind alle nicht mehr - als klitzekleine unbedeutende Teile, egal - wie sehr man sich bemüht - Stellung zu beziehen und zu sein.
Das waren die Gedanken dahinter - hast Du sie erkannt? Ansonsten - mal wieder : schreiben ist immer subjektiv und nicht immer für jeden nachvollziehbar.

Ich arbeite gerne mit relativ einfachen Worten und versuche die Tiefe, in der Einfachheit und Banalität zu finden - ein Bezug zum Titel ist immer gegeben und sollte auch in Zusammenhang gezogen werden.

Ohnmächtigkeit als Symbol dafür - das egal, welche Anstrengungen ich in der Welt bestrebe - mein Leben in der Bedeutungslosigkeit verschwindet.

Lieben Gruß Jammie
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Re: Ohnmächtigkeit

Beitragvon Struppigel » So 15 Aug, 2010 10:03


Hallo Keyla,

Ich arbeite gerne mit relativ einfachen Worten und versuche die Tiefe, in der Einfachheit und Banalität zu finden

Das ist ein sehr guter Vorsatz. Wer das auch so schafft, hat in meinen Augen großen Respekt verdient. Zum einen ist sein Publikum breiter als das der kryptischen Schreiber. Zum zweiten lassen sich die Werke sowohl für zwischendurch in aller Leichtigkeit lesen als auch – sofern es beliebt – kopflastig analysieren. Sie sind umgänglicher und verlieren trotzdem ihren Reiz in der Tiefe nicht. Leider ist es nicht so einfach umzusetzen.

Leider geht es mir mit Deinem Werk auch nicht so viel anders als GlasaugeBill. Ich habe schon nach dreimaligem Lesen das Gefühl, alles erfasst zu haben und dass da einfach nicht mehr drin ist, keine anderen Assoziationen oder gar Interpretationen mehr entstehen. Einfache Sprache: Ja. Tiefe: Nein. Natürlich ist eine Intention da, es ist ein Sinn dahinter, aber der ist so leicht erkennbar, wie ein Osterei direkt vor der Türschwelle. Was zu offensichtlich ist, regt nicht genug an.

Tatsächlich sind es auch genau solche sich wiederholenden Ich-Strukturen, die ich schon sehr oft bei Schreibanfängern gelesen habe. Ich glaube, das drängt sich einem automatisch auf, wenn man nur auf den Bauch hört.
Nicht, dass es schlecht wäre, intuitiv zu schreiben. Nein gar nicht, das braucht es doch sogar. Aber ein bisschen Kopf braucht es auch, um wirklich gut zu werden.

Viele Grüße
Struppi
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Re: Ohnmächtigkeit

Beitragvon GlasaugeBill » So 15 Aug, 2010 23:35


Hallo Jammiechen.

Erstma' nen dicken Dank für deinen kleinen Vortrag über Lyrik ;) . Und mit dem triffst du auch gleich den wundern Punkt. Klar kann Lyrik einfach sein, warum auch nicht. Aber (!) dann sollte - wie du schon richtig schreibst - was dahinter stecken, was den Leser (bzw. mich) erst stutzig macht und dann voll ins Auge kackt, eine Doppeldeutigkeit vielleicht, ein zweiter Sinn oder eine versteckte Anspielung oder irgendwas, aber irgendwas!
Den Inhalt deiner Zeilen habe ich schon beim ersten überfliegen verinnerlicht, konnte das Ende schon erraten, bevor ich fertig gelesen habe. Wie kann ich auch anders, schließlich steht die Aussage blinkend an der Straße und brüllt 'nimm mich mit!'. Ich fahr weiter, und an der nächsten Straßenecke schmeiß ich meine Erinnerungen dran ausm Fenster.

Glasauge Bill.
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Re: Ohnmächtigkeit

Beitragvon Rando Reinhardt » Mo 16 Aug, 2010 01:07


... ich kann mit der liebe des lebens nur so viel anfangen wie mit den kilos der nigger auf den dampfern der heroischen kolonialziet ...

... dein gedicht hat ne ngute aussage ... schön einfach ... genau mein ding ... aber ich schätze, du hasts nicht hingerotzt ... das macht mich bei diesen zeilen traurig ...

... gru0, bb king
Wenn die Sache irre wird, werden die Irren zu Profis
(Hunter S. Thompson)
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Re: Ohnmächtigkeit

Beitragvon Keyla » Mo 16 Aug, 2010 08:38


Hallölle,

( ich muss mich erstmal an Euren Umgangston gewöhnen :D )

Zitat :
Wie kann ich auch anders, schließlich steht die Aussage blinkend an der Straße und brüllt 'nimm mich mit!'. Ich fahr weiter, und an der nächsten Straßenecke schmeiß ich meine Erinnerungen dran ausm Fenster.

Ja - ich denke - wenn Du das so empfindest und liest - wird es eben so sein, im Grunde - kann man jetzt darüber diskutieren, inwieweit mein Gedicht "jetzt einfach, unkreativ und ohne Tiefe" ist. Lustigerweise habe ich auch andere Kritiken bekommen, die waren anders.
Liegt jetzt wohl im Auge des Betrachters ;) , mal wieder und nein, ich spreche deswegen keine Kritik ab .- ich habe auch nirgends behauptet, dass man es mögen muss oder gut finden.
Da Gedicht ja immer subjektiv sind und auch eine Art Spiegelung innerer Bilder - kann es gar nicht immer jedem gefallen oder zu sagen, aber eine Diskussion entsteht immerhin - das ist doch schön.

Rando Reinhardt
[quote]

... dein gedicht hat ne ngute aussage ... schön einfach ... genau mein ding ... aber ich schätze, du hasts nicht hingerotzt ... das macht mich bei diesen zeilen traurig ...

???? "Ich schätze Du hast es nicht hingerotzt", was verstehe ich darunter? Das ich es mal schnell nachts um zwei in zwei Minuten aufgekritzelt habe" - und jetzt wäre die weitere Frage - ist von einem "Mehrwert", wenn man Lyrik hinrotzt bzw dürfen einfach gehaltene Worte nur hingerotzt sein, um gut zu sein?
Und was ist traurig daran?
Ob ich es hingerotzt habe oder nicht - lasse ich mal unbeantwortet, hat ja im eigentlichen Sinne auch nichts mit dem Gedicht zu tun.

In diesem Sinne, Jammie
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