Gedichte, die gesellschaftliche oder politische Themen behandeln

Leid (that never goes out)

Beitragvon moon » Mi 18 Aug, 2010 10:44


Glutverschmiert kommt mir das Feuer
zu stehen, Napalmwedeln in echt
Zeit zu gehen, nehmen wir in Kauf salopp
gesagt, getan im Saufgalopp

Staubverziert geistert ein Blitz
krieg' mich nicht mehr aus
dem Kopf, erwachsener Akzeptanz
fuchsteufelswilden Trott mit mir

Ejektive Mutausbrüche, reden uns ein
für alle mal Samaritaner zu sein
[size=85:2xjb9d7p]Vince: Hey Howard, what will your last words be?
Howard: I'll probably just do some poetry. What will yours be?
Vince: I'll probably just swear my tits off.
(Noel Fielding, Julian Barrat)[/size]
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Re: Leid (that never goes out)

Beitragvon Anna Lyse » Fr 20 Aug, 2010 21:12


hey moon,

war mal wieder schön was von dir zu lesen! wenn ich dieses gedicht mit deinen älteren texten vergleiche dann sehe ich zwar immernoch eine sehr starke tendenz zu wortspielerein aber ebenso entdecke ich auch ein paar neue richtungen, die hier sehr gut zum ausdruck kommen.

normalerweise müsste ich sagen dass der titel sowas von langweilig ist, jedoch nehmen diese paar englischen wörter dem ganzen seine geläufigkeit. gepaart mit dem gedanken an ein licht das niemals ausgeht und dem tatsächlichen leid dass niemals endet ist das schon sehr klever hingebogen. selbst wenn an den beiden gedanken nichts spektakuläres sind und hier auch nicht sein sollten, eher denke ich da an eine nüchternen fakt, welcher so oder aber auch so gesehen werden kann.

in deiner ersten strophe fällt mir auf dass deine zeichensetzung nicht so recht passen will. nicht weil es falsch wäre, ne ne, eher gestelzt. als ob ich mir hier was perfektes anschaue mich aber wundere weil dass das einzige vollkommene hier ist. deine kleinen sprachlichen ausflüge ins ungeahnte werden abgebremst, nur und alleine wegen den kommas.
dazu kommt ja noch der allergröste witz :D du verwendest keine punkte als abschlüsse! kommas aber keine punkte alles nur ein riesen atmen.

Glutverschmiert kommt mir das Feuer
zu stehen, Napalmwedeln in echt
Zeit zu gehen, nehmen wir in Kauf salopp
gesagt, getan im Saufgalopp


ich will dir mal zeigen wie ich das ganze lese wenn ich mal die kommas ausser acht lasse.

"glutverschmiert kommt mir das feuer
zu stehennapalmwedeln in echt
zeit zu gehennehmen wir in kauf salopp
gesagtgetan im saufgalopp"

ist das nicht interessant? nicht dass ich wollte du würdest es so schreiben. sicherlich nicht aber ich finde ohne die kommas wäre alles viel weniger reibung, die wörter würden sich nicht so aufreiben und durch ein aufatmen gebremst werden. mag sein dass es nur eine leseeigenart von mir ist.
die wiederholung von alopp ob nun mit g oder s hmm naja ok ist so ne sache, es könnte ganz schnell krampfhaft werden. sogar ausarten könnte es. ach was ich schon wieder prognostiziere! auch mit dem glutverschmiert hast etwas in die kitschkiste gegriffen bevor du dann wirklich gut mit napalmwedeln aufwartest. ja sogar alles aufwertest. das enjambement am ende der zweiten strophe ist auch sehr angenehm zu lesen. die erste strophe ist wirklich voll von angenehmen lesedingen.
nicht so in der zweiten strophe da finde ich ist dir vielleicht etwas die puste ausgegangen. ausserdem ist mir das lyr. ich hier zu sehr im vordergrund, ja es drängt sich schon wirklich sehr auf beim lesen. wo es sich doch in der ersten strophe sehr zurückgehalten hat und dezent am anfang eingefügt wurde und danach sogar noch mit dem lyr.wir in einklang war so wird es jetzt so demonstrativ in die runde gestreut.
schwer ist das.

in der letzten strophe balancierst du dann weiter wunderbar und sogar ohne das lyr.ich. auch wenn ich mal "effektive" anstatt ejektive und sogar einmal ejakulative gelesen habe :D doch ganz im gegenteil anstatt das ganze lächerlich zu machen macht es diesen text in meinen augen sogar noch besser.
das letzte wort: Samaritaner.
fast so gut wie napalmwedeln aber nur fast denn das ganze ja der ganze satz hört sich an wie ein bekehren. ein missionieren beinah.
der hauptstörfaktor sind die kommas. gib mir mal nen guten grund warum die reinmüssen :P

ach was solls. ich mag das ganze. auch wenn die gesellschaftskritik überaus einfarbig vorhanden ist. wenigstens ist sie da.

liebe grüße an dich,
isa

edit:
grad aufgefallen. das lyr.ich stört mich massiv in diesem kritischem text. denn es wirkt dadurch ziemlich eingeschränkt.
.
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Re: Leid (that never goes out)

Beitragvon moon » So 22 Aug, 2010 11:24


Isabella!

Ich danke dir für die konstruktiven Anregungen. Vor allem deine Kritik an den Kommas der ersten Strophe hat mich restlos überzeugt, ich habe wirklich lange nach einem triftigen Argument für sie gesucht, doch es gibt tatsächlich keinen Grund, sie nicht wegzulassen. Deine Leseweise sollte ursprünglich die Leseweise des Textes sein, in der vorliegenden Form wirkt es jedoch ungemein statisch, ohne Dynamik. Die Zeilen entwickeln ohne die "Bremsspuren" eine eigene solche. Wird also umgesetzt!

Du hast den Titel gut entschlüsselt, wobei hier - neben deinen genannten - auch noch eine dritte Bedeutungsebene existiert, die sich durch die Permutation der inneren Buchstaben ausdrücken soll. Das "Lied", das niemals ausgeht als Inspirationsquelle für den Text, der vor dem Hintergrund eines immer von vorne beginnenden Liedes entstanden ist. Anspieltipp: The Smiths - There Is A Light That Never Goes Out. Ziemlich traurig das Ganze.

Das ist vielleicht auch der Grund, warum sich das lyr.Ich ständig versucht einzumischen. Kann gut sein, dass es überstrapaziert wirkt, doch damit sollte eigentlich der Rückbezug einer (an aktuellen und historischen Themen orientierten) "Gesellschaftsdarstellung"(weniger direkter -kritik) hin zu individuellen Eigenheiten hergestellt werden. Also schon zwei Pinsel auf gleichem Untergrund.

Meine Wortspielchen werde ich wohl nie ganz abstellen können, vor allem nicht, wenn sie mir förmlich ins Gesicht springen, wie es teilweise bei diesem Text der Fall war. Das ist wohl meine Art, gängigen Metaphern aus dem Weg zu gehen. Reine Spe(ja)kulation. Ich finde aber schön, dass du auch "ein paar neue Richtungen" entdeckt hast.

Ich danke dir für deine gewohnt scharfsinnige Auseinandersetzung mit dem Geschriebenen. Hat mir sehr weitergeholfen.

Dreieckige Grüße vom Mond.
[size=85:2xjb9d7p]Vince: Hey Howard, what will your last words be?
Howard: I'll probably just do some poetry. What will yours be?
Vince: I'll probably just swear my tits off.
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