Lieber Perry!
Meiner offenbar von Vorurteilsgefühlen gegen den Autor (also dich, Perry!) getrieben Vorrednerin Hildegard (entschuldige, Hildegard!, aber auch wenn wir beste Freundinnen sind, bleibt ein gutes Prosagedicht ein gutes Prosagedicht!) möchte ich entschieden widersprechen!
1. Das hier ist Prosalyrik. Jede/r weiß inzwischen, dass Perry in Prosalyrik macht, das hat er schließlich oft genug gesagt. Und er orientiert sich dabei an Artmann und so - also, Hildegard, denk da mal drüber nach!
2. Das hier ist Prosalyrik vom Feinsten, und ich möchte mal kurz in Worte fassen, WAS genau FEIN ist an diesem Prosalyrikgedicht. Also:
Es ist dir, Perry, mit dieser Rockschoß- und Busfahr-Metapher mal ne tolle, ziemlich innovative Abwechslung zu dem ganzen peripubertären Herz-Schmerz-Ritz-und-böse-Welt-Geseiere, das man sonst oft lesen muss, gelungen; du zeigst hier wirklich was neues, nämlich gereiften Schwulst für den abgeklärten Konsumenten oder die für die Konsumentin, die sich ganz gern schon mal ganz tief berühren läßt vom pseudolyrisch zusammengebrauten, auf "bedeutsam" gemachten Phrasengeächze eines elegisch vor sich hin raunenden, kahl werdenden AltmännchenlyrIch. Ja, wirklich, dieser Text kommt daher wie eine Kreuzung aus der neuesten Late-Night-Doku-Soap für wachgebliebene Überfällige und Zigarettenwerbung "50plus". Und das ist fein, finde ich.
Nochmals kurz zusammengefasst: Mann fährt Bus, redet sich ein, dass es notfalls doch noch mal ginge, und macht ein Gedicht draus, das rockt.
Ist das etwa nix, Hildegard?
3. Außerdem ist dieses Gedicht, wenn man sich mal die Zeit nimmt, bisschen genauer zu lesen und tiefer einzudringen ins Textgewebe, eine wunderbar bemetapherte Verlyrisierung des
Coitus Interruptus.
(Wer nicht weiß, was das ist, kann mir eine PN senden, dann erklär ich's.)
4. So, Hildegard, und was DAS angeht:
vielleicht solltest du einfach die fließbandgeschwindigkeit deiner lyrikfabrik etwas herabsetzen. erfahrungsgemäß brächte dies auch der belegschaft etwas erleichterung und bessere laune
Da hätte ich gerade von dir als Landwirtin wirklich mehr Einfühlungsvermögen und Verständnis erwartet. Wer Blähungen hat, muss eben furzen! Iss bei den Rindviechers doch auch so, oder?
5. Der Text scheint frei sowohl von bräunlich verfärbter Minderheitendiskriminierungssülze als auch von völkisch weihrauchgeschwängerter Hühnergrab- und Rübenackerromantik. Das ist doch auch was wert, ne?
FazitWieder mal gaaanz suuuper zusammengedichtet, lieber Perry. Bin tief beeindruckt und sehr berührt, wie du hier mit Worten malerst. Wenn es in diesem Forum einen
Schwänzchen-Wanderpokal gäbe, nominierte (Konj.) ich den Text. Aber leider ...
Herzliche Grüße und einen schönen Sonntag: Pega
PS: Die Olafversion hat aber auch was! Ich kann grad nicht genauer ausdrücken, WAS, aber sie hat was.