Lyrik rund um das Thema Liebe

Rosen im Schnee

Beitragvon Duke White » Fr 12 Jun, 2009 18:25


Nebelschwaden durch Haar und Licht,
all die Wörter höre ich nicht.
Fühlst du dich kalt und allein?
Trink nicht so viel Schnaps und Wein.

Verwande liegen in den Gärten.
Rosen über ihnen werden auch sterben.
Der Wind ist nicht mehr transparent.
Weil er deine Farben jetzt erkennt.

All die süßen Erinnerungen,
sind mit ihr verschwunden.
Es sind nur Vermutungen was ich seh,
wir sind blind wie Rosen im Schnee.

Dünne Haut lässt dich frieren.
Zusammen werden wir verlieren.
Wir sind wie Leichen im See,
wir sind kälter als Rosen im Schnee.
It's four in the morning, the end of December
I'm writing you now just to see if you're better
New York is cold, but I like where I'm living
There's music on Clinton Street all through the evening.
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Re: Rosen im Schnee

Beitragvon rivus » Mo 15 Jun, 2009 17:37


nun hoffentlich eine bessere Annäherung an deinem Text.

„Rosen im Schnee „

können so faszinieren. Doch meistens tragen die stolzen Rosen im Kalten ein merkwürdiges, fast asketisches Flair. Sind sie gar mit einem Schneefilm bezogen, verleihen sie ihren Stolz dem weißen Zauber, als ob die Schneekönigin hier ihre Hand im Spiel hätte. Stehen sie mit Blüten im Schnee, können sie noch kälter, unnahbarer, majestätischer wirken als der Schnee selbst.

Was machen nun diese „Rosen im Schnee“?

Vorweg steh ich zu meinem Statement für diese Zeilen, sie berühren mich und ich weiß immer noch nicht woher der Zauber kommt. Ist es die Schlichtheit der Bilder, die durch das Gereimte einen ganz eigenen, melancholischen Drall bekommen? Ist es diese Frage in der ersten Strophe, die so arglos, aber eben gerade deswegen so ehrlich in das Auge springt und das innere Ohr, den saturnschen Sinn vibrieren lässt? Sind es die bedacht gewählten Worte, die ein Steinmetz als Grabmalinschrift ausgesucht haben könnte, um das wirklich Wichtige auszudrücken? [Nachtrag: Gilt für die erste Zeile und mit Abstrichen für die zweite!]

Nebelschwaden durch Haar und Licht,
all die Wörter höre ich nicht.
Fühlst du dich kalt und allein?
Trink nicht so viel Schnaps und Wein.

In dieser Strophe habe ich ein LI vor den Augen, das die Welt nur noch wie durch den Nebel wahrnimmt und selbst die Worte werden nicht mehr wahrgenommen. Doch scheint ein besorgtes, direkt fragendes LD zu spüren, wie es um das Erleben des LI steht und auch zu wissen, wie es in der Regel mit der Bewältigung des Lebenskummers verfährt!. Ich finde, dass der Autor mit dem Kniff die Frage vom Fragenden selbst beantworten zu lassen, er uns zum einen auch wissen lässt, dass es dem LI noch schlechter geht, als wir vermuten könnten und zum anderen die Strophe, ja das gesamte Gedicht die lyrische Spannung erfährt, die das Melancholische trägt.

P.s.: wäre statt „so“ nicht „zu“ korrekter

Verwande liegen in den Gärten.
Rosen über ihnen werden auch sterben.
Der Wind ist nicht mehr transparent.
Weil er deine Farben jetzt erkennt.

Nun scheint es noch schlimmer, denn die Verwandten (verwandte Seelen) liegen schon länger in den Gärten als ihnen lieb ist, denn die Rosen sind über ihnen gewachsen und es sieht so aus, das sie auch sterben werden. Dieses Liegen-Sterbenwerden wirkt fast epiphan und so scheint dieses Schicksal dem LI ebenso zu widerfahren, denn selbst der Wind, der immer über die Gärten und Rosen fegte & dabei auch auf dem Widerstand des LI stieß, ist nicht mehr transparent (klasse Bild!) für das Li, welches sich in den Farben des Windes aufgelöst zu haben scheint?

P.s.: Verwandte statt Verwande? Oder?

All die süßen Erinnerungen,
sind mit ihr verschwunden.
Es sind nur Vermutungen was ich seh,
wir sind blind wie Rosen im Schnee.

Die dritte Strophe erzählt nun vom verlassenen LD, welches den Erinnerungen nachtrauert, in Vermutungen verharrt und letztendlich feststellen muss, das jeder Mensch genauso blind ist wie die Rosen im Schnee

P.s.: Die dritte Strophe schwächelt aus meiner Sicht und könnte interessantere Bilder vertragen. Oder du lässt sie gänzlich fort

Dünne Haut lässt dich frieren.
Zusammen werden wir verlieren.
Wir sind wie Leichen im See,
wir sind kälter als Rosen im Schnee.

In der vierten Strophe verliere ich den Bezug zum Vorangegangenen. Sie wirkt auf mich (sorry!) auch zu konstruiert. Ist es die inhaltliche Auseinandersetzung mit der Vermutung über das Verschwinden des LI? Oder ? Leider gleitet diese Strophe viel zu sehr ins Pathetische ab, so dass ich die Bilder nicht richtig einzuordnen weiß. Sie wirken für sich als einzelne Zeilenbilder. Und eigentlich wie eine neue lyrische Geschichte. Sie erzählt von einer zu dünnen Haut eines LI und einem LD, dass eine (Lebens)-Niederlage erwartet, wenn LI & LD ein LW wagen. Das LD katastrophiert die Wir-Zustände mit „Leichen im See“ und „kälter als Rosen im Schnee“, wo wieder ein Bezug zu den oberen beiden Zeilen hergestellt werden könnte. Aber dazu Bedarf es aus meiner Sicht einer Umarbeitung des Textes.


Trotzdem gern gelesen, r

P.s.: Lass dich bitte um Gottes willen nicht entmutigen, weiter zu schreiben. Ist ja nur eine (meine) interpretierende Lesemeinung.
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Re: Rosen im Schnee

Beitragvon Duke White » Fr 26 Jun, 2009 16:16


Wieso sollte mich so eine Kritik entmutigen?
So motiviert mich ungemein. Du hast dich sehr mit dem Text auseinander gesetzt und ich gebe dir in vielen Dingen recht.
Die letzte Strophe wirkt leider zu konstruiert, das stimmt.
Man könnte sie als Brücke für einen Kreislauf betrachten, an der alles wieder am gleichen Punkt Schmerz anfängt.
Ist aber, genau wie du sagtest, pathetisch geworden.
Deine Gedanken dazu finde ich äusserst interessant.
Vorallem der Teil an dem der Wind die Farben übernimmt, ja so wird es sein.
Danke für deine Kritik. Sehr gerne gelesen.
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Re: Rosen im Schnee

Beitragvon rivus » Sa 27 Jun, 2009 08:36


hallo duke,
deine resonanz freut mich. so können kritiker und texter gegenseitig voneinander profitieren. wenn wir am stift, in unseren tastaturen, im konstruktiven miteinander bleiben, entwickeln sich vielleicht interessante neue texte & das ist ja unter anderem auch der sinn dieser plattform, sinn & form des geschriebenen zu überdenken, neue ansätze für das eigene schreiben zu finden, die eigene interpretationsfähigkeit auszuloten u.v.m.

lg, rivus

p.s.: ich finde immer noch diese stelle so außerordentlich interessant !
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