Lyrik rund um das Thema Liebe

Straßenbekanntschaft

Beitragvon Perry » Sa 28 Nov, 2009 15:56


Da ist sie wieder. Dieses Mal geht sie
auf der anderen Fahrbahnseite vorbei,
doch das Wehen ihrer Rockschöße
fährt mir auch auf diese Entfernung
durchs lichte Haar. Genau ein Jahr
ist es nun her, dass wir zusammen
in den gleichen Bus stiegen, er fuhr
von Singen nach Sigmaringen. Leider
musste ich in Stockach umsteigen.
Perry
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Re: Straßenbekanntschaft

Beitragvon OlafmitdemTraktor » Sa 28 Nov, 2009 16:32


hallo perry, mich stören bei deiner version die zeilenumbrüche, vielleicht magst du dich ja mit meinem vorschlag (siehe unten) etwas anfreunden. so entstände eine prima kurzgeschichte. alles drin, was der leser sich wünscht: hoffnung, einsamkeit, sehnsucht, schöne frauen, wehen von rockschößen und natürlich bus fahren. bus fahren, das ist es, glaube ich.
aber jetzt mal im ernst. das ist grottig und an naiver banalität nicht mehr zu toppen. das ist lächerliche gefühlsduselei, besonders im versuch einen jahrestag der erinnerung an wehende rockschöße zu kreieren : "Genau ein Jahr ist es nun her ..." auf den punkt genau ein jahr, da gehe ich doch davon aus, dass der prot das jahr über nichts anderes gemacht haben dürfte, als sich auf diesen außerordentlichen jahrestag vorzubereiten. und noch etwas: mir fehlt hier das glückliche händchen im umgang mit lokalen befindlichkeiten, so ist es doch schon lange kein geheimnis mehr, dass gerade in stockach die röcke besonders günstig wehen, besonders die kurzen. so wäre der protagonist deines gedichtes glaubwürdiger, würde er sagen, dein rock hat zwar nicht schlecht geweht, doch ich steige lieber in stockach aus, dort pustet der wind die röcke bis hoch zum hals.

vielleicht solltest du einfach die fließbandgeschwindigkeit deiner lyrikfabrik etwas herabsetzen. erfahrungsgemäß brächte dies auch der belegschaft etwas erleichterung und bessere laune.

Olafversion:

"Da ist sie wieder. Dieses Mal geht sie auf der anderen Fahrbahnseite vorbei, doch das Wehen ihrer Rockschöße fährt mir auch auf diese Entfernung durchs lichte Haar. Genau ein Jahr ist es nun her, dass wir zusammen in den gleichen Bus stiegen, er fuhr von Singen nach Sigmaringen. Leider musste ich in Stockach umsteigen."

freundliche grüße von OlafmitdemTraktor
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Re: Straßenbekanntschaft

Beitragvon Pegamund » Sa 28 Nov, 2009 17:47


Lieber Perry!

Meiner offenbar von Vorurteilsgefühlen gegen den Autor (also dich, Perry!) getrieben Vorrednerin Hildegard (entschuldige, Hildegard!, aber auch wenn wir beste Freundinnen sind, bleibt ein gutes Prosagedicht ein gutes Prosagedicht!) möchte ich entschieden widersprechen!

1. Das hier ist Prosalyrik. Jede/r weiß inzwischen, dass Perry in Prosalyrik macht, das hat er schließlich oft genug gesagt. Und er orientiert sich dabei an Artmann und so - also, Hildegard, denk da mal drüber nach!

2. Das hier ist Prosalyrik vom Feinsten, und ich möchte mal kurz in Worte fassen, WAS genau FEIN ist an diesem Prosalyrikgedicht. Also:
Es ist dir, Perry, mit dieser Rockschoß- und Busfahr-Metapher mal ne tolle, ziemlich innovative Abwechslung zu dem ganzen peripubertären Herz-Schmerz-Ritz-und-böse-Welt-Geseiere, das man sonst oft lesen muss, gelungen; du zeigst hier wirklich was neues, nämlich gereiften Schwulst für den abgeklärten Konsumenten oder die für die Konsumentin, die sich ganz gern schon mal ganz tief berühren läßt vom pseudolyrisch zusammengebrauten, auf "bedeutsam" gemachten Phrasengeächze eines elegisch vor sich hin raunenden, kahl werdenden AltmännchenlyrIch. Ja, wirklich, dieser Text kommt daher wie eine Kreuzung aus der neuesten Late-Night-Doku-Soap für wachgebliebene Überfällige und Zigarettenwerbung "50plus". Und das ist fein, finde ich.
Nochmals kurz zusammengefasst: Mann fährt Bus, redet sich ein, dass es notfalls doch noch mal ginge, und macht ein Gedicht draus, das rockt.
Ist das etwa nix, Hildegard?

3. Außerdem ist dieses Gedicht, wenn man sich mal die Zeit nimmt, bisschen genauer zu lesen und tiefer einzudringen ins Textgewebe, eine wunderbar bemetapherte Verlyrisierung des Coitus Interruptus.
(Wer nicht weiß, was das ist, kann mir eine PN senden, dann erklär ich's.)

4. So, Hildegard, und was DAS angeht:
vielleicht solltest du einfach die fließbandgeschwindigkeit deiner lyrikfabrik etwas herabsetzen. erfahrungsgemäß brächte dies auch der belegschaft etwas erleichterung und bessere laune

Da hätte ich gerade von dir als Landwirtin wirklich mehr Einfühlungsvermögen und Verständnis erwartet. Wer Blähungen hat, muss eben furzen! Iss bei den Rindviechers doch auch so, oder?

5. Der Text scheint frei sowohl von bräunlich verfärbter Minderheitendiskriminierungssülze als auch von völkisch weihrauchgeschwängerter Hühnergrab- und Rübenackerromantik. Das ist doch auch was wert, ne?

Fazit

Wieder mal gaaanz suuuper zusammengedichtet, lieber Perry. Bin tief beeindruckt und sehr berührt, wie du hier mit Worten malerst. Wenn es in diesem Forum einen Schwänzchen-Wanderpokal gäbe, nominierte (Konj.) ich den Text. Aber leider ...

Herzliche Grüße und einen schönen Sonntag: Pega

PS: Die Olafversion hat aber auch was! Ich kann grad nicht genauer ausdrücken, WAS, aber sie hat was.
Pegamund
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Re: Straßenbekanntschaft

Beitragvon OlafmitdemTraktor » Sa 28 Nov, 2009 18:29


hallo perry,
manches werk braucht zeit, muss reifen, darf geschmack entfalten in dem ihm eigenen rhythmus. darauf sollte der rezipient sich einlassen, dies sollte er wissen, und deshalb nicht voreilige schlüsse ziehen, wobei oftmals wesentliche aspekte einer aussage, nuancen eines gefühles, farben eines bildes, mehrdeutigkeiten eines wortes einfach untergehen, wenn diese zeit nicht gewährt wird.
ich muss gestehen, mein voreiliges, gnadenloses urteil schmerzt mich sehr. auch deswegen bin ich sehr froh, dass meine beste freundin, mich auf die prosalyrischen aspekte des gedichtes verweist.
Zitat Pegamund:
Außerdem ist dieses Gedicht, wenn man sich mal die Zeit nimmt, bisschen genauer zu lesen und tiefer einzudringen ins Textgewebe, eine wunderbar bemetapherte Verlyrisierung des Coitus Interruptus.

wie blind kann man als leser sein? das springt einen ja förmlich an. und ich habe es nicht gesehen. in stockach aussteigen: coitus interruptus - und was für einer. die gefühle und alles andere werden einfach abgeschnitten. bus weg, frau weg - ich mag mir nicht ausmalen, wie das weiterginge (kühe weg, olaf weg, naja, so schlecht wäre das dann auch wieder nicht).

[size=85:3t5795in]ansonsten gilt: der schreiber eines schlechten gedichtes braucht für den spott nicht zu sorgen.[/size]

schöne grüße für ein ein noch schöneres wochenende von hildegard.
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Re: Straßenbekanntschaft

Beitragvon Niko1230 » Sa 28 Nov, 2009 22:13


editiert........hähme ist kein umgang mit einem text, sondern demotivierend für autor und forum. und ich fände es gut, wenn hähmische kommentare gelöscht würden. von den verfassern am besten selbst. bei nichterfolgen von der moderation. denn dieser umgang ist kein textbezogener, sondern dient dazu, den autor zu demontieren. und das finde ich richtig scheiße!
hallo perry!
das gedicht gefällt mir nicht. es ist mir zu seicht, ohne farbe, blass und ausdruckslos. es grenzt an einen tagebucheintrag. weil es dem autor vielleicht etwas sagt, dem leser hingegen nichts. woran das erzählende, völlig nicht-lyrische überwiegend "schuld" trägt.
oder ist da eine ebene, die ich nicht verstehe, perry?

lieben gruß: Niko


--- beiträge zusammengeführt von mo.- / für nachträge benutze bitte die editerfunktion ---


nachtrag:
solche sätze:

vielleicht solltest du einfach die fließbandgeschwindigkeit deiner lyrikfabrik etwas herabsetzen. erfahrungsgemäß brächte dies auch der belegschaft etwas erleichterung und bessere laune.


....das geht garnicht. finde ich unverschämt. und überheblich.

lieben gruß: Niko
Die Selbstzerstörung findet im Geheimen
und trotzdem vor dem Leser statt.
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Re: Straßenbekanntschaft

Beitragvon Niko1230 » So 29 Nov, 2009 13:41


seltsame sicht der dinge, wie ich finde. denn sie dient nicht einem guten miteinander, das zumindest darin bestünde, einem autor sein gesicht zu wahren.
aber ok....so soll es sein, wie du schreibst, mo.
du gestehst mir aber sicher meine offene meinung zu, so wie du es denen zugestehst, die einen text nicht kritisieren, sondern einen text dazu nutzen, einen autor persönlich zu verletzen.
ich dachte immer, es geht um textkritik.......warst du nicht die person, die in einem anderen ordner diese deutlich mahnenden worte losließ?

mo-
diese hähme, niko ist in erster linie eine auslegung von dir,

traktorzitat:
ansonsten gilt: der schreiber eines schlechten gedichtes braucht für den spott nicht zu sorgen.

schönen sonntag: Niko
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Re: Straßenbekanntschaft

Beitragvon Perry » So 29 Nov, 2009 19:22


Hallo Zusammen,
keine Sorge ich bin Kummer gewöhnt und nicht verstanden zu werden ist ja nicht schlimm. Was mich hier am meisten amüsiert ist aber dann doch, dass hier anscheinend "Lyrikblinde" mit Kuhfladen schmeißen, ohne zu wissen was sie überhaupt treffen wollen.
Dieser Text ist eine bewusst nüchtern und belanglos gehaltene Alltagszene in der die Sicht eines alternden und anscheinend schüchternen LI eingewebt ist, die Bekanntschaft einer Schönen zu suchen.
Pega hat in ihrer "pupertierenden Art" durchaus einige Aspekte treffenden herausgearbeitet, leider verbietet es mir mein Ehrgefühl mich auf dieser Ebene zu unterhalten. Ich lass sie mal weiter wühlen und lästern, vielleicht braucht sie das ja um einen "Koitus" zu bekommen.
Hildegard alias Olaf bedenke ich mal einfach mit Nichtbeachtung.
Niko, danke für deinen Aufruf, textorientiert zu arbeiten. Mo's Meinung ist ja hinreichend bekannt.
"Mit am Boden zerschmetterten Grüßen"
Perry

PS: Im Regelwerk steht dazu übrigens Folgendes: Dies hier entsprechend auszulegen dürfte vermutlich nicht schwer sein, wenn man dazu gewillt ist.

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