Lyrik rund um das Thema Liebe

zwei mit sich allein

Beitragvon Niko1230 » Mo 30 Nov, 2009 14:23


zwei mit sich allein

schatten stehen
sich nicht im licht
ohne nachsicht
wird jeder an uns denken
der uns nicht kennt

doch wir machen es
richtig ist alles und
jedem seine zeit zu geben
nur wiederholungen nicht

und ich sehe
die verschüttete milch
sie wird trocknen
und flecken hinterlassen
Die Selbstzerstörung findet im Geheimen
und trotzdem vor dem Leser statt.
(Günter Kunert)
Niko1230
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Re: zwei mit sich allein

Beitragvon Perry » Di 01 Dez, 2009 20:49


Hallo Niko,
einen Faden kann ich auf Anhieb nicht erkennen. Zuerst stechen die geflügelten Formulierungen: "richtig ist alles" oder "jedem seine Zeit zu geben" ins Auge.
Im Detail spielt der erste Vers mit Licht und Schatten und Widersprüchlichem (wird jeder an uns denken / der uns nicht kennt).
Im zweiten Vers reihen sich die besagten geflügelten Worte und im dritten werden diese auf die bekannte Erkenntnis gebracht, dass verschüttete Milch Flecken macht.
Nach einer übertragenden Aussage suchend muss ich gestehen, ich sehe sie nicht.
Vielleicht kannst du mir ja auf die Sprünge helfen.
LG
Perry
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Re: zwei mit sich allein

Beitragvon aniana » So 06 Dez, 2009 14:00


Hallo,

Niko, ich habe mich schwer getan mit deinem Gedicht diesmal.
Schon über die ersten beiden Zeilen bin ich gestolpert.

„schatten stehen
sich nicht im licht“


Was bedeutet „sich im Licht stehen“? Ich kann nur an dem bekannten Spruch „sich im Weg stehen“ assoziieren. Man kommt nicht weiter, weil man sich selbst blockiert.
Hier nun: sich selbst das Licht wegnehmen...
Ok, Schatten nehmen sich also das Licht nicht weg.
Licht, das von außen kommt, kann die Schatten nicht berühren, nicht tangieren...
Ich weiß es wirklich nicht.

Dann die Widersprüchlichkeit der folgenden Zeilen:
„wird jeder an uns denken – der uns nicht kennt“

Zwei, die für sich sind, denken, handeln, fühlen, ohne auf die äußeren Einflüsse zu achten, die auf sie zukommen.
Andere kennen sie nicht wirklich, sehen nur das äußerlich Sichtbare, doch die zwei bleiben für sich (hier auf den Titel bezogen).

„doch wir machen es richtig“ und „richtig ist alles“, beides zusammen genommen heißt für mich: zwei lassen sich eigentlich nicht beirren.

„jedem seine zeit zu geben/ nur wiederholungen nicht“

Eigentlich verstehe ich es eher so:
„allem seine zeit geben/ nur....“

Entwicklung, Toleranz, (Spiel)raum?
Das, was hinderte, nicht mitschleifen?

Du siehst, lauter Fragezeichen.

Nun zur letzten Strophe:

Milch wird verschüttet.
Milch nährt und wird hier nicht aufgenommen. Etwas wird weggegeben (aus Versehen, Achtlosigkeit?)

Klar trocknet verschüttete Milch. Hier kann ich nur ahnen, dass nichts mehr fließt, sondern unbeweglich wird.
Und die Flecken? Ein Makel, den man sieht, der bleibt.

Da du hier in der Ich-Form schreibst, vermute ich einen kritisch bedauernden Blick des LyrIch’s.

Niko, ich bin wirklich etwas ratlos.
Aber deine Zeilen berühren mich dennoch, vielleicht gerade, weil ich etwas hilflos dastehe.
Zumindest hat mich dein Gedicht zu mehrmaligem Lesen aufgefordert.

Gruß
ani
[mittig:27trn5ue]Um fremden Wert willig und frei anzuerkennen,
muss man eigenen haben.
[/mittig:27trn5ue]
[mittig:27trn5ue][size=85:27trn5ue]Arthur Schopenhauer [/size][/mittig:27trn5ue]
aniana
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