Lyrik rund um das Thema Liebe

suchend

Beitragvon Perry » Di 01 Dez, 2009 20:59


das all so schwarz
und doch voller licht
punkte zu
spiralen gewunden,
nebeln geballt.

weite so unfassbar.
das auge schweift
bis es halt findet
am nahen mond
wie ich an dir.
Perry
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Re: suchend

Beitragvon Niko1230 » Di 01 Dez, 2009 22:15


hallo perry!
durch deine unschlüssige art, mit interpunktion umzugehen, machst du es mir als leser etwas schwer. weil du sie nicht konsequent setzt. mir wäre lieber, due ließest sie konsequent weg. dadurch gewinnt ein text in den meißten fällen, finde ich. die spiralen - nebel wirken in ihrer lyrischen verarbeitung so, als wollest du einen astrologischen begriff unbedingt lyrisch aufpeppen. das hat der text nicht nötig, finde ich. zumal ich mir (licht)punkte zu spiralen gebunden nicht wirklich vor meinem phantastischen auge vorstellen kann. bei "nebeln geballt" finde ich geballt ein ungeschicktes wort. und das "zu"nebeln geballt fehlt einfach. so holpert die stelle. oder ein alternatives "und".
die letzten drei zeilen finde ich dagegen sehr schön. wobei "halt suchen an dir" für mich einen beigeschmack hat. aber das ist eine andere baustelle.
sähe dann - nach meinem geschmack - so aus:

das all so schwarz
und doch voller licht
punkte zu
spiralen gewunden
und nebeln geformt

weite so unfassbar
das auge schweift
bis es halt findet
am nahen mond
wie ich an dir

insgesamt finde ich viele ausdrücke zu direkt und damit sich dem leser sperrend. wie zb: das auge schweift, weite unfassbar, all schwarz, nebel geballt. bis auf "geballt", was einfach nicht passen will, sind die anderen begriffe zu bekannt. und haben damit an aussagekraft vollends verloren. weil sie schon quasi im vorüberreden genannt werden.
ein leser will lesen, wie sich das schwarze all anfühlt, wie ein augenschweifen ist (und eben nicht, DASS es ist), er will das unfassbare begreiflich, erfühlbar, erahnbar erlesen/erleben/erfühlen.
was du aber in deinem gedicht tust, ist etwas darzustellen, was die kleinste gemeinsame quersumme allgemeinen empfindens ist. und das kennt jeder und das fasziniert darum nicht. weil es nicht neugierig macht, mich nicht nochmals und nochmals lesen lässt und mich nicht dazu bringt, am liebsten in den text einzutauchen.
verzeih mir mein ausschweifendes schwelgen.

liebe grüße: Niko
Die Selbstzerstörung findet im Geheimen
und trotzdem vor dem Leser statt.
(Günter Kunert)
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Re: suchend

Beitragvon Anna Lyse » Do 03 Dez, 2009 02:02


Hallo Perry,

ich finde das ist mal was anderes von dir.

das all so schwarz
und doch voller licht
punkte zu
spiralen gewunden,
nebeln geballt.


die ersten zwei Zeilen finde ich ganz ok. Allerdings hätte ich geschrieben " und doch voll licht". Die Punkte zu spiralen gewunden kann ich mir auch schlecht vorstellen um ehrlich zu sein, hört sich an wie geträumt in meinen Augen. "nebeln geballt" find ich wiederum gut.

Die zweite Strophe finde ich am besten und ich muss ehrlich sagen ich sehe es ziemlich eigenständig, würde fast schon die erste Strophe ganz weglassen und nur die zweite Strophe so stehen lassen.
Mit der Interpunktion gebe ich Niko recht, ich hätte sie ganz weggelassen weil es mir auch sehr unentschlossen erscheint wie du sie gesetzt hast. Ich widerspreche Niko aber in dem punkt :

ein leser will lesen, wie sich das schwarze all anfühlt, wie ein augenschweifen ist (und eben nicht, DASS es ist), er will das unfassbare begreiflich, erfühlbar, erahnbar erlesen/erleben/erfühlen.


natürlich lebt die Lyrik von beschreibungen damit überhaupt erst Bilder im Kopf entstehen, jedoch möchte ich nicht alles bis ins kleinste Detail geschildert haben sodass ich mir praktisch kein eigenes Bild mehr machen muss sondern mir nur noch etwas vorgesetzt ist, dies erscheint mir dann oftmals als sehr langweilig. Umschreiben statt Beschreiben wäre meiner Meinung nach lesenswerter.
Nur eine Meinung von vielen.

Gruß,
Isabel
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Re: suchend

Beitragvon Perry » Do 03 Dez, 2009 18:09


Hallo Niko,
danke für deine Meinung und die Anregungen.
Die Interpunktion wegzulassen würde sich hier, vor allem wegen des zeilenübergeifenden Lesens tatsächlich anbieten.
Was die zu Spiralen gewunden und geballten Lichtpunkte anbelangt, haben wir unterschiedliche Sichtweisen auf die Spiralgalaxien und Sternennebel im All.
Ich betrachte die Einbeziehung astronomischer Elemente (Nebel, Mond) hier nicht als aufpeppen, sondern als Wortschwerpunkte, um die sich der Text rankt.
Das "zu" ist hier durch den Zeilenumbruch vorgesetzt und kann so zu beiden Folgebildern (gedacht) gelesen werden.
Dass du meinen Bildern allerdings den für Lyrik notwendigen Freiraum absprichst, kann ich nicht nachvollziehen. Wie wärs mit "so schwarz" als Frage gelesen "wie schwarz, wie unheimlich, wie mystisch, wie unendlich tief? Oder die Lichtpunktgemälde, als zwei von vielen anderen noch möglichen (Kugelsternhaufen, Milchstraßenband etc.) Du siehst es gäbe Möglichkeiten, aber dein "phantastisches Auge" scheint wohl gerade nicht in Form zu sein. ;)
LG
Perry

Hallo Isabel,
das Einstiegsbild ganz wegzulassen, wäre natürlich eine Option. Im Moment kann ich mich dazu allerdings noch nicht aufraffen, weil sonst die "Außensicht" etwas zu kurz käme und der Gegensatz Unendlichkeit und kleines Glück fehlen würde.
Danke für deine Sicht und LG
Perry
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Re: suchend

Beitragvon aniana » So 06 Dez, 2009 12:55


Hallo Perry,

auch wenn du selbst jetzt schon was zu deinem Gedicht erklärt hast, möchte ich einen kleinen Kommentar lassen. Bin ein bisschen spät, sorry.

Du hast dein Gedicht unter „Zucker und Salz“ eingestellt. Also muss es etwas mit der Liebe zu tun haben.
Die Liebe kann Halt geben. Vieles, das für uns nicht fassbar, greifbar ist, verunsichert. Dann sucht man in dem Nahen, Vertrauten Sicherheit und Halt.

Bei allem Abschweifen, Suchen ist es doch oft dies, was uns leben lässt ohne sich zu verlieren.
Traurig, wer immer auf der Suche ist, im „All“ (Alltag, alles???), in Dunkelheit zwar Lichtpunkte sieht, die jedoch oft ablenken, grell sind, verführen, „vernebelt“ sind und keine Sicherheit bieten.

Allerdings meine ich auch, dass du oft zu direkt warst bei deiner Wortwahl.
Ich hätte es schön gefunden, wenn statt der Beschreibung in der ersten Strophe das LyrIch gleich eingebunden gewesen wäre.

Etwa so:
schwärze des alls
in mir
doch lichtpunkte
nebel durchbrechend
bannen das auge
ruht im nahen mond
findet halt
wie ich an dir

Gruß
ani
[mittig:27trn5ue]Um fremden Wert willig und frei anzuerkennen,
muss man eigenen haben.
[/mittig:27trn5ue]
[mittig:27trn5ue][size=85:27trn5ue]Arthur Schopenhauer [/size][/mittig:27trn5ue]
aniana
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Re: suchend

Beitragvon Perry » So 06 Dez, 2009 14:58


Hallo ani,
gut, dass du deine Sicht beigesteuert hast, denn so bekomme ich noch eine andere Sicht als meine zu dem Text. Deine Version ist gut lesbar, entspricht aber nicht meiner Herangehensweise an einen Text. Ich arbeite mich gerne von außen (Bildebene) nach innen (persönliche Reflexion).
Danke und LG
Perry
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Re: suchend

Beitragvon Duke White » So 06 Dez, 2009 17:11


Niko muss ich widersprechen.
Zu direkt finde ich es nicht, ganz und gar nicht.
Im Ansatz verspielt und dem Thema absolut gebührend.
Um auf IsaG bezug zu nehmen:
Es hört sich an wie geträumt. Ohja! Halte ich für entscheidend.
Die Suche nach Halt ist im schwarzen All besonders spannend.
Der Mensch ist von der Natur wohl dazu gemacht wurden andere als Hilfe zu nehmen, um aus einem Sumpf zu entkommen.
Man kann auch versuchen mit Einsamkeit zu leben.
It's four in the morning, the end of December
I'm writing you now just to see if you're better
New York is cold, but I like where I'm living
There's music on Clinton Street all through the evening.
Duke White
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Re: suchend

Beitragvon Perry » Di 08 Dez, 2009 00:46


Hallo Duke White,
als Sience-Fikton-Fan bin ich Gedanken sehr oft zwischen den Sternen unterwegs, aber all das Fernweh kann eine greifbare Nähe nicht ersetzen.
Danke fürdeine Sicht und LG
Perry
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