Lyrik rund um das Thema Liebe

vorerst ohne titel

Beitragvon maxx » Fr 12 Feb, 2010 22:57


stille tropft lautlos
von deinem haar
was mich vergessen macht

ein blick deiner augen
hält die welt, meine
an

atemlos leg ich
worte nieder
dir zu Ehren
Gegen den Körper gings zur Schlacht,
Doch der gewann; geht aufrecht fort.

Dann war sein Herz als Gegner dran;
Friede, Unschuld waren hin.

Er rang darauf mit seinem Geist;
Ließ sein stolzes Herz verwaist.

Wo nun sein Krieg mit Gott beginnt,
Schlägt´s Mitternacht, und Gott gewinnt.
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Re: vorerst ohne titel

Beitragvon Le_Freddy » Sa 13 Feb, 2010 01:41


namnd!

ich hab nicht viel zu sagen. ich fang' mal grundsätzlich an. ich sehe deine tendenz über viele medien wirken zu wollen visuell (tropft (in verbindung mit abstraktem), blick, haar, worte(atemlos)), akustisch (stille) und sogar körperlich (atemlos, hält [...] an).
das gefällt mir, aber du solltest die bilder noch etwas stärker ausarbeiten, das sie auffälliger und eindringlicher werden. mal ein einzelnes beispiel:

"stille tropft lautlos / von deinem haar" imo hättest du die versgrenze etwas schieben sollen:
"stille tropft laut / los - von deinem haar". "stille tropft laut", wirkt zwar wie aus dem "expressionistischen apothekenkalender" ist aber interessanter als "stille tropft lautlos", was sich nur nach stillstand anhört - war wohl deine intention, jedoch ist der erste vers ein bissl profillos - so wie er jetzt ist.

ich glaube aber, dass es allein damit nicht getan wäre, du brauchst dazu noch etwas mehr zusammenhang und ineinandergreifen der bilder, sei es im stil von "stille tropft und dann un dann und so." also, dass du etwa eine geschichte zugrundelegst. da dein motiv vorrangig das stillstehen zu sein scheint, kommt das wohl so - ohne weiteres - nicht in frage. du solltest dieses multimediale ineinandergreifen schaffen indem du die bilder (hier gegliedert in drei textabschnitten) zusammenfügst und so ein "nebeneinander" herstellst - oder indem du die bilder selbst auf lautliche oder "themenmäßige" ähnlichkeiten auswählst oder eben bearbeitest.


ansonsten bliebe noch etwas kritik an: "leg ich / worte nieder / dir zu Ehren" ist mir zu sprücheklopfend. das altarbild müsste interessanter umbaut werden; vllt auch (fast) ganz raus da mit. es ist schon genug/zuviel weihrauch im zweiten abschnitt verbrannt worden. der leser stirbt den rauchgastod ;) . unverbindlich:

atemlos lege ich worte auf
zungen (vllt. land~) um dich
und dein meer zu bilden

(der letzte vers setzt hier eine vorlage aus dem ersten textabschnitt vorraus, sodass die tropfende stille.... naja du denkst dir was es braucht.)
(ich weß nicht, ob ich den vorschlag morgen noch gut finde aber ich lass es mal als idee gelten.)



aber hey, es erinnert mich schon stark an ein altes von mir, wohl wegen des nichtsgeschieht und diesem stark sehnsüchtigen. schon daher hat mir wohl das lesen gefallen. ansonsten finde ich das thema gut gewählt, auch der angestrebte kontrast zwischen liebesgedicht und der nichtinteraktion der beiden liebenden subjekte.

mein abschließender rat wäre die thematik noch weiter zu bearbeiten aber die bildliche struktur noch zu verfeinern.

von mir als linksrheinischem menschen zu dieser jahreszeit:
allons enfants de la patrie
le jour de gloire est arrive

(tätäää tätäää tätäää ;) )

amicalement
fred
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Re: vorerst ohne titel

Beitragvon Friederich » Sa 13 Feb, 2010 17:12


Hallo maxx,

ich schließe mich größtenteils meinem ausführlichen Vorkommentar an, wollte aber noch ein paar Kleinigkeiten ergänzen. In der ersten Strophe schreibst du "stille tropft lautlos". Die Vermischung der Sinnesebenen, die Fred schön angesprochen hat, mag ich als Stilmittel generell sehr. Das hier verwendete Bild leidet aber meiner Meinung nach, über die von Fred angesprochenen Aspekte hinaus, unter einer Überladung. Wenn Stille "tropft" ist das durch die vom Leser abverlangte Übertragungsleistung schon so stark, dass das Adverb "lautlos" das Bild verwässert. Das Verb sollte in diesem Kontext für sich selbst sprechen, was der Verdichtung zuträglich wäre. Gleiches gilt für "ein Blick deiner Augen", was für ein so kurzes Gedicht zu redundant ist in meinen Augen.

Und noch eine Kleinigkeit, die aber an meinem Zugang zu dem Text liegen kann: die dritte Zeile erschließt sich mir nicht, weil kein weiterer Hinweis auf das "was" des Vergessern auftaucht.

Hoffe, du kannst mit meinen Anmerkungen etwas anfangen.

Grüße,

Friederich
L'avenir, on ne l'attend pas comme on attend le train. L'avenir, on le fait. (Georges Bernano)

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Re: vorerst ohne titel

Beitragvon maxx » So 14 Feb, 2010 12:53


Heho ihr beiden!

Mensch, freut mich, dass dieses Gedichtchen so einen Anklang gefunden hat. Im ersten Moment, also kurz nach der Vollendung, hielt ich es nur für mittelmäßig bis schlecht.

Eure Hinweise sind sehr nütlich, werde sie beherzigen und mir das Gedicht nochmal vornehmen. Eure Kritiken sind besser als es mancher Text verdient hat :)

@Friederich
"was mich vergessen macht" meint versinken, sich verlieren usw., erstarren wenn du sie siehst, ein tiefer Frieden.

Vielen Dank für eure Lob und die Kritik
maxx
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