Lyrik rund um das Thema Liebe

ins blaue gemalt

Beitragvon kokoschanell » Di 11 Mär, 2014 17:44


ins blaue gemalt



kühle blaut um mich

ein strich

nur wirft den schatten

irritiert die Seele

dort wo ich mir selber fehle

wird urteil, messerscharf geführt



ich neige mich

trotz rotem, satten,

wo mir das heiße herz pulsiert.

ein flieder

blüht er wieder

wo grauer pinsel strich

- auch dem gefällten Ich?
Vielleicht stünde es besser um die Welt, wenn die Menschen Maulkörbe und die Hunde Gesetze bekämen.

G.B. Shaw

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rivus (Do 10 Apr, 2014 07:46)
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Re: ins blaue gemalt

Beitragvon tortenlover » So 23 Mär, 2014 20:38


Hallo koko,

oh.

So mein erster Eindruck deiner Schöpfung.

Mich in tiefgreifende Interpretation zu stürzen - das ist mir zu hoch. Tatsächlich könnte man wohl sagen, dass ich dein Gedicht nicht verstehe. Allerdings erlaube ich mir wegen des Titels "ins blaue gemalt" einfach, zu interpretieren, dass Interpretation nicht deine Erwartung war.
Ins blaue, will sagen drauflos.... und vielleicht stellt mich dein Gedicht deshalb vor Interpratationshürden oder sogar -barrieren.

Für mich schafft dein Gedicht einfach ein Bild in meinem Kopf, ohne großes Verständnis, ganz einfach reingemalt. Ein Bild von Rot und Blau, von pulsierender Energie im glühenden Rot, von Ruhe und Gedämpftheit im homogenen glatten Blau. Mittendrin ein scharfer schneidender Strich, der Schatten wirft, eine einzige Unterbrechung im ummantelnden Blau. Mittendrin das Lyrische Ich, dass den Strich vielleicht als Urteil deutet.... dann der Flieder, vielleicht als andersfarbiger Hoffnungsschimmer in der Rot-Blau-Welt.

Frei drauflos assoziiert, gewissermaßen ins Blaue.

lg
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Re: ins blaue gemalt

Beitragvon kokoschanell » So 23 Mär, 2014 21:25


mach weiter, torti- ich freue mich sehr darüber. Ein Versuch, mich in die abstrakte Szene zu wagen und hatte ohnehin gedacht, dass auf dieses Werk Kommentare kommen, weil sich niemand rantraut. Um so mehr honoriere ich deine Zeilen.
Sieh es mal von der Seite blau gleich kalt. Rot hast du richtig bebildert.
Magst du weiter mit mir drüber diskutieren? Würde mich sehr freuen. Vielleicht schribt Rivus ja auch was dazu- der sollte eigentlich mit solchen Werken klar kommen GGG

Ursprünglich gehörte ein Bild dazu, für das ich es schrieb. der Autor stellt es aber nicht zur Verfügung, so darf ich es hier nicht zeigen. Es zeigte eine Frau. das Werk ist also nicht autobiografisch zu verstehen und du kannst ohne Rücksicht interpretieren.
Lächel und DANKE von koko
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Re: ins blaue gemalt

Beitragvon Perry » Di 25 Mär, 2014 19:49


Hallo Koko,
das "gemalte" wird im Text auch ohne das zugehörige Bild deutlich. ;)
Ich sehe eine Frühlingsszene, in der ein "messerscharfer (Pinsel)Strich" einen Schatten wirft.
Die Farben wechseln vom kalten Blau ins heiße Rot, könnten das Beugen und Wiedererblühen
unter den Pinselstrichen des Lebens symbolisieren.
Konstruktiv würde ich aufgeladene Begriffe wie "Seele" und "gefälltes Ich" vermeiden, sie eher umschreiben.
LG
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Re: ins blaue gemalt

Beitragvon tortenlover » Di 25 Mär, 2014 21:10


hey koko,

gerne ;) blau gleich kalt, ok.... sind rot und blau dann krasse gegensätze? scharf geteilt durch deinen grauen pinselstrich?
oder spielen blau-kalt und rot-heiß ineinander wie in diesen chinesischen yin yang zeichen? wird dieses vollkommene ganze aus den beiden teilen vom strich durchkreuzt? gewissermaßen die ordnung von einem messerscharf geführten urteil zerstört?

du merkst, ich beziehe den grauen pinselstrich am schluss wie selbstverständlich auf den schattenwerfenden strich am anfang... darf ich?
er irritiert die seele...auch hier tendiere ich dazu, zu sagen, dieser strich durchkreuzt das, was vorher war.... ein mehr oder minder unkontrolliertes aufwallen heißen rots im blau, das im endeffekt doch immer ein ganzes bildete... vielleicht ein auf und ab im leben, leidenschaft und kühle in der liebe... die schlussendlich aber immer so zusammenwirken dass ein ganzes entsteht....
und dann der irritierende strich.... fällt er das ich? durch seinen scharfen schnitt, durch das urteil? zerstört er die ordnung und bringt das LI aus dem gleichgewicht? ein urteil, das aus der bahn wirft...

aber trotz dem... trotz dem strich, trotz dem wanken.... ein hoffnungsvoller flieder-farbtupfer... allerdings noch fragend... "blüht er wieder (?) " .... gibt es hoffnung für jemanden, der so verurteilt und gefällt und haltlos geworden war? das LI weiß es nicht, aber es hofft...


so, hier nochmal tiefergehende ergüsse... vielleicht lieg ich auch komplett daneben... aber das sagst du mir ja ;)
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Re: ins blaue gemalt

Beitragvon kokoschanell » Mi 26 Mär, 2014 00:24


torti- das Interpretitions-Genie des Abstrakten... du hast es! Manfred hat es nicht hart genug gesehen, zu frühlingshaft.
Liebe kann, muss aber nicht im Spiel sein.
Ich bedanke mich für euer Mühen, mir selbst floss es zu dem Bild in die Feder. Ob es ohne Bild zu vestehen wäre, war mir fraglich. der Begrifff Seele scheint deplaziert so ohne Bild. Passt aber. Weil mancher Schnitt im Leben eben durch Urteil entsteht und der Schatten in der Seele bleibt.
also sind wir mal Ausführende des Schnitts, mal sind wir Entgegennehmende.


Ich fand das Bild fast abstoßend, darum reizte es mich, darüber zu dichten. es war mir so fern und doch zog es mich an.
Grau der gesamte Hintergrund, fette Striche zur Abgrenzung. eine Frau im Mittelpunkt in wallendem Kleid, auch grau. Blau durchzog das Grau, was es noch kälter machte. Die Frau hatte den Blick gesenkt, die Hönde gefaltet, so als wäre sie schuldig.
Nur der Pullover unter dem Jackenkleid war knallrot.

ich denke, dass der Maler stark depressive Züge hat. Nur links oben war ein schmaler rosa welliger Strich.
Als ich das Bild sah,dachte ich: was für ein gräßliches Bild. Dann aber vertiefte ich mich darein und sah große Trauer, Hilflosigkeit. Die Hoffnung war klein, diesem Graublau zu entkommen. Die Frau im Bild wird es nicht schaffen, aber Ich wollte so so nicht hinnehmen...lächel Und dichtete am Ende das Bisschen fragende Hoffnung hinzu.
Dort, wo ich mir selber fehle" ist ein Schlüsselsatz. we nicht zu sich selber steht, wird im Graublau versinken.

Jetzt seid ihr wieder dran...
Es macht Spaß! ich danke euch.
LG vonMonika
Zuletzt geändert von kokoschanell am Mi 26 Mär, 2014 00:29, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: ins blaue gemalt

Beitragvon tortenlover » Mi 26 Mär, 2014 20:59


oh monika, vielen dank, da könnte man ja eitel werden :emo: ;)

interessant, ein bild praktisch durch buchstaben wahrzunehmen... jeder von uns stellt sich das wohl ein bisschen anders vor, auch wenn du es detailliert beschrieben hast.... egal, die atmosphäre kommt denk ich gut rüber...

und wenn ich mir das bild so vorstelle, dann gefällt es mir glaub ich ;) die umsetzung des hoffnungsschimmers sowohl vom maler (so wie ichs mir vorstell) als auch von dir im gedicht hat wirklich einen schönen subtilen fragenden beigeschmack ;)

und ja, depressiv ist das bild wohl... und je gräßlicher, desto intensiver, oder? es bedarf wohl zeit, sich damit zu beschäftigen, um nicht nur abgestoßen zu werden...

"dort wo ich mir selber fehle" und das attribut "schuldig" bei der frau... hmhmhm.... ein ansatz, dass man sich das graublau selber schafft? oder nur, dass man ihm nur von sich aus entkommen kann?

lg
elias
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Re: ins blaue gemalt

Beitragvon kokoschanell » Mi 26 Mär, 2014 22:39


genau das ist der Punkt, lieber elias. Der Punkt, dem ich dem bild zugefügt habe, für mich, denn mein gedicht ist ja meines. das Bild kann man sonst nicht ertragen. Der rosa Strich war sehr klein.
ja, Grau kann von aussen entstehen und bis in unser Inneres vordringen. Von aussen aber kommendes kann manipulativ, ungerecht ect, sein. Also entspricht es nicht meinem Chrakter, Graues nd Blaues von aussen grundsätzlich anzunehmen.
man muss mit sich selbst im reinen sein, zu sich stehen, in den Spiegel schauen können, so nenne ich es immer. Dann kann einen das Graubl :) au mal...
geht man diese Theorie weiter, ja- auch das. dann entsteht das Grau in uns selbst, philosophisch von dir erhöht, weil wir es eben zulassen.

Ja, das Bild bfaucht zeit, das gedicht vielleicht aucxh. Aber wenn es einen gepackt hat, dann richtig. dann hat es eben auch viel zu sagen...
danke dass du dir diese zeit nimmst.
LG von koko
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Re: ins blaue gemalt

Beitragvon tortenlover » So 30 Mär, 2014 18:39


hey koko,

das ist doch mal ein tröstlicher gedanke... wenn wir das graublau nicht zulassen, kann es uns mal... und es nicht zuzulassen ist ganz einfach wenn wir mit uns selbst im reinen sind.... ich weiß nicht, ob du das sagen wolltest, aba das hört sich für mich ein bisschen zu einfach an... ist es nicht so, dass uns das graublau überfallen kann, ohne dass wir etwas dafür oder dagegen können? selbst wenn wir es nicht zulassen wollen, und selbst wenn wir mit uns im reinen sind... kann es dann nicht auch ein graublau geben?

lg
torti
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Re: ins blaue gemalt

Beitragvon kokoschanell » So 30 Mär, 2014 19:40


doch sicherlich kann es auch ein graublau geben, torti- aber es darf nicht bleiben, weil es die Menschen krank macht-so krank wie die Frau auf dem Bild aussah.
es MUSS sogar ein Graublau geben, weil wir sonst die schönen Lebensfarben gar nicht zu schätzen wüssten.
Nicht um die Existenz des Graublau geht es, sondern um deren Wirkung, Auswirkung auf uns, weißt du?
ja, ich denke, ich werde das Gedicht mit in mein Buch nehmen.. Wenn es nur eine Person gibt so wie dich, die es so packt, dann gehört es darein. :ei:
LG und nochmals danke von koko
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Re: ins blaue gemalt

Beitragvon tortenlover » Fr 04 Apr, 2014 18:36


Hallo koko,

das hört sich wirklich weise an ;) der ausdruck graublau gefällt mir immer mehr, den werd ich mir merken ;)
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Re: ins blaue gemalt

Beitragvon rivus » Do 10 Apr, 2014 07:45


hi koko,

ganz assoziativ:


ach, dieser text gefällt, auch wegen den blautönen, die merkwürdigerweise zu meinen lieblingsfarben gehören. die ratio ermöglicht den anderen ein urteil, das selbst ist noch nicht ganz beschädigt, aber die seele kann sich der kühle und der grenzsetzungen nicht wirklich erwehren, zu schmerzhaft wirkt ein blauer strich wie ein seziermesser, welches im psychosoma seine schattenarbeit fortsetzen könnte, wenn sich die emotio nicht doch noch in diesem einen ort eine fortsetzung von gefühlswahrnehmungen gestatten würde, die die sehnsucht ins ungebunde, wenn auch nur in blaugrauer farbe fortführen kann und somit dem lyrich ein solches überleben gestattet, welches wieder hoffnung schöpfen lässt und somit den bezug zur außenwelt nicht nur rational, mit aller fortbestehender fragilität und brüchigkeit des lyrichs, wieder herstellen, sondern auch emotional und existentiell bewehren könnte ...


gern gelesen

lg der rivus
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Re: ins blaue gemalt

Beitragvon kokoschanell » Do 10 Apr, 2014 12:12


ich dachte mir, dass es dir gefallken würde, lieber rivus und freue mich, mal wieder von dir zu lesen.
deinen Kommentar nehme ich gerne und stumm nickend zur Kenntnis. danke dafür.
ich denke, das war so ungefähr meine Intention beim Schreiben.
Wirklich schade, dass ich das Bild nicht präsentieren kann...
LG von Koko
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