Literaturforum

[Perry]

Wir saßen auf der Düne,
die untergehende Sonne im Blick.
Auf den Wellen trieben Seevögel,
scharten sich zum Pulk.

Es dauerte, bis ich alles im Sucher hatte
für eine romantische Erinnerung,
als plötzlich die Sonne ins Meer stürzte,
die Möwen erschreckt aufflogen.

Für einen Moment
war die Welt wie weggeblasen.
Als ich die Augen wieder aufschlug,
drehte sich alles in blauem Licht.

[Friederich]

Hallo Perry,

mir gefällt dein Text, weil er mit dem Anflug von tradierten Motiven und Kitsch, den er enthält, ironisch umgeht; weitergehend würde ich sogar sagen, dass er durch das Anklingen eines "romantischen Erinnerungsfotos" erst die Möglichkeit erhält, einen so wirkungsvollen Kontrast zu Entfaltung kommen zu lassen.

Völlig unerwartet stürzt die Sonne ins Meer. Wartet der Rezipient, etwas ungeduldig, noch auf den langsam ins Meer tauchenden Feuerball, wird er plötzlich überrumpelt und krempelt seine, bis dahin vielleicht negative, Einschätzung zum Gedicht um 180 Grad um. Die Sonne stürzt ins Meer, der Betrachter ist überrascht und hatte sich seine Szenerie gerade so schön zurecht gelegt. Hier wird nicht nur das lyrische Ich überrascht, denn der Bruch mit dem bekannten Fotomotiv wird hier auch inhaltlich deutlich.

Ich glaube, nach "es dauerte" muss ein Komma folgen.

Es grüßt ein angetaner

Friederich

P.S.: Jemand raunte mir gerade über die Schulter: "Die wilden Meere hupfen"...

[Perry]

Hallo Friederich,
wie so oft hast du die Intention des Textes sehr treffend herausgelesen.
Manchmal muss "die Sonne ins Meer stürzen", damit wir merken, dass das Leben nicht nur aus romantischen Bildern besteht.
Danke fürs interessierte Lesen und LG
Perry