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Beschreibung von Natur und Umwelt
von Anna Lyse » Do 10 Feb, 2011 21:32
die beste vorlage bereits vertretener stadt,
wo wichst eine wand-
tapete vieler noch vieler ein
ins gesäusel um häuser um
mauern die fortuna gar nicht mehr sieht.
wir waren wo aber hielten noch hin.
mit der leichtigkeit derer die sich nicht mehr trauten zu gehen.
und hörten alles nicht,
dieses abkräuseln voller.
über dächer steckt was, als was es
immer noch dauerhaftend,
den himmel verklumpt.
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von Friederich » Do 10 Feb, 2011 23:06
Hey Isa,
ein eindrücklicher Text, eine nachdenkliche Mischung aus bildhafter Beschreibung, die etwas momenthaftes hat, und Rückschau. Interessanterweise wirken Beschreibung des "wir" und Skizzierung der Stadt bzw. Vorlage getrennt. Dieser Eindruck entsteht dadurch, dass das "wir" fast unmotiviert, vor allem aber unverortet eingeführt wird, indem "wir wo waren". Die Verbindung zur Szenerie entsteht dann, fast implizit, in der letzten Strophe.
Was mir gefällt ist, dass du deinen typischen, vor allem auf Verb-Neologismen aufgebauten Stil, hier weiterführst ohne dich dabei zu wiederholen. Das Motiv des Himmels, das ich bei dir schon mehrfach gelesen habe, finde ich hier trotz oder gerade wegen der Wiederholung sehr stark. Im Bild des "Verklumpens" treffen die Beschreibung der Sicht des "wir" auf sich selbst und die Beschreibung der Stadt aufeinander, auch wenn auch am Ende keine direkte Verortung stattfindet. Diese "Einklammerung" von Subjekt und Objekt, von längerer Zeit und kurzen Momenten, von Präteritum und Gegenwart macht den Text für mich, neben den aussagekräftigen Verben und dem typisch elliptischen, vor allem aus.
LG,
Friederich
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von cube » Fr 11 Feb, 2011 00:18
hi Isa
wir waren wo - die wörter lese ich als platzhalter für eine menge möglicher orte und subjekte. lass es ein zweier-wir sein, eine familie, eine peer-group oder eine soziale schicht, nicht die gesamtheit einer stadtbevölkerung, würde ich sagen, da hier ein bestimmtes umfeld beschrieben wird - mauern, verklumpter himmel, vom glück übersehene häuser - das lässt mich an welche denken, die in einer sozial- und finanzschwachen umgebung wohnen und leben.
gleichzeitig tickert dieses wir waren wo die vorstellung von verlorenheit in mir an - namenlose subjekte in einer unbekannten oder absolut austauschbaren umgebung, einem stadtimitat, einer wichsvorlage für jeden designer von seelenlosen satellitenstädten.
mir gefällt sehr das kursive, so selbstbewusst in den text gestellt, ich kriege den vers nicht richtig zu fassen, aber er gefällt mir, trotz oder wegen des unauflöslichen. da hast du dem text noch etwas leichtigkeit mitgegeben, das ist nett von dir. auch dass du ihn reingestellt hast.
cube
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von rivus » Fr 11 Feb, 2011 02:00
ach isa,
du hast deine eigene sprache. die bewegt. die bewegt mich, häuser, mauern, selbst fortuna, die wirklich einzige, die schon lange nicht mehr dort zuhause ist.
das wosein ist fragil geworden, aber es kann noch hingehalten werden. jedoch mit einer schweren, immobilen leichtigkeit. da scheint kein gehen mehr möglich.
und auch kein hören. nur über dächer klumpt sich noch was, der klägliche rest + das mutlose alltags(trauer)dauerspiel, zusammen. doch da war noch was wie liebe u. die rückkehr zu lula.
gern gelesen
lg, rivus
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von Anna Lyse » Sa 12 Feb, 2011 13:18
hey ihr drei,
danke fürs lesen und natürlich die kommentare! habe mich ja gefreut gleich 3 wenn auch nicht ganz unterschiedliche eindrücke zu lesen.
@friederich:
freut mich dass du mit der rückschau etwas anfangen konntest auch wenn sie sozusagen für ein status quo stehen könnte. du hast die wiederholungen zwar nicht als wiederholungen angesprochen besser gesagt hast du geschrieben dass sie nicht repetitiv wirken, ich allerdings sehe das anders und bin erst durch deinen kommentar mal wieder darauf aufmerksam geworden wie sich doch der "himmel" wie schon so oft, hier eingeschlichen hat genauso wie ein paar andere fragmente. nicht dass ich hier mal wirklich anders schreiben wollte doch scheinbar gelingt mir dann doch nichts wirklich neues, was mich dann schon etwas nachdenklich stimmt. danke dir für den am ende doch sehr hilfreichen kommentar und danke auch fürs teilhaben lassen.
@cube:
ja der mittelteil mit der kursiven zeile lässt wohl ein wenig selbstbewusstsein durch, das was mir meist beim schreiben fehlt, dennoch war ich dann doch nicht mutig genug diesen mittelteil so auszuführen wie ich es hätte gekonnt. es steht tatsächlich für alles mögliche, nicht unbedingt das unmittelbare "wir" sondern schon eine gewisse randgruppe aber auch das ist lesbar wie man will, eindeutigkeit ist hier wohl eher nicht zu finden. die zeile, "mit der leichtigkeit derer die sich nicht mehr trauten zu gehen", wurde von mir so eingesetzt weil sie in meinen augen ein widerspruch ist aber auf der anderen seite die frage aufwirft warum sollte das überhaupt ein widerspruch sein? das sind ja nur einengende phantasmen, wenn man das ganze nur unter einem aspekt behandelt, nicht wahr? =) nett von dir dass du ihn kommentiert hast.
@rivus:
danke auch dir für deinen kommentar. ich glaube ich hatte als ich deinen kommentar las eine kleine leseschwäche denn ich habe vehement "immobilien" statt "immobilen" gelesen, fand ich sehr amüsant und es hat mich so zum lachen gebracht, das glaubst du nicht :D fand es sogar passend!
du sprichst lustigerweise diese immobile leichtigkeit an die, wie ich in cubes kommentar gerade erwähnte, fast schon ein engstirniger gedanke sein könnte, bei näherem hinsehen er es jedoch nicht ist. schön auch dass der text nicht nur traurigkeit oder das gefühl des verlassenseins beinhaltet, schon viel eher auch ein ganz einfaches "so ist das einfach" lesen lässt, zumindest lese ich das aus deinem kommentar heraus.
lg an euch :)
isa
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