Beschreibung von Natur und Umwelt

das sanfte der wildtaube

Beitragvon Perry » Sa 12 Feb, 2011 19:27


sie wohnt in der baumkrone hinterm haus
da ist das nest windgeschützt das geäst
dicht genug um blicke abzuhalten

an kalten tagen steht sie wie gulliver
unter den sperlingen pickt nach streu
futter ignoriert störenfriede wie immer

ist sie friedlich wie es ihrer art geziemt
trauert geduldig dem gefährten nach
dessen federn verstreut im schnee liegen
Perry
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Aw: das sanfte der wildtaube

Beitragvon rivus » So 20 Feb, 2011 17:41


hi perry,
die unurbanisierte taube scheint doch schon ein wenig ihre ursprüngliche wildheit verloren zu haben. sie sucht und findet schutz hinter einem bilderbuchhort, wo sie jedoch ihre identität bewahren kann, ohne von äußeren umständen all zu sehr bedrängt zu werden. sie kann trotzdem nicht ganz den zivilen blicken der betrachter entgehen, ist aber durch dichtes astkokon so bebrillt, dass sie die blicke anderer wesen aushalten kann.

dennoch nutznießt sie die zivilen fürsorgen u. benimmt sich aber doch weitaus ziviler als mancher menschliche zeitgenosse unter seinesgleichen, dünkt sich doch mancher privilegierte als riese unter vielen gulliverwesen, der sich durch besseren habitus und machtbefugnisse, auch an gemeinschaftlichem mehr bereichern kann, als ihm zusteht. unser wilder täuberich aber ist von gutmütiger natur und verhält sich selbst fügsam im gerangel von störenfrieden, die doch ebenso um den futtertrog, hier um das streufutter, rangeln, weil sie merken, dass ein sonderling seine möglichkeiten nicht ausschöpft.

dieser burgfriedliche seiner gattung, trauert auch verwundert, weil ein gefährte beim kampf um das futter, viele federn einbüßte, obwohl er selbst unbeschadet davongekommen zu sein scheint. aber wird der sanfte seinem wesen treu bleiben können, wenn der winter noch härter und kälter wird? (in malevile wurden andre antworten gefunden.)

hier wird eine fast idyllische momentaufnahme gezeichnet, die jedoch schon in meiner lesart, die ersten federn - die federn des gefährten - lassen muss, um vielleicht später, unter andren, ungeschützeren bedingungen, dem darwinschen prinzip folge leisten zu müssen, um nicht zu verhungern, wenn es nicht dann schon zu spät ist.

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grüße, rivus
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Aw: das sanfte der wildtaube

Beitragvon Perry » Di 22 Feb, 2011 19:05


Hallo Rivus,
die Frage, kann der Sanfte auf die Dauer überleben, ist sicher nicht leicht zu beantworten. Mit den Maßstäben der Evolution gemessen vermutlich nicht.
Ich habe hier versucht mit dem Maßstab des Philosophischen zu messen. Können Verlust und Trauer uns stark genug machen, um zu überleben. Können Wild und Sanft zu einem überlebensfähigen Ganzen verschmelzen.
Beides erhoffe ich mir und streue weiter Futter aus.
Danke für deine Reflexionen und LG
Perry
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