Alcedo hat geschrieben:Kirr
Zuerst die Rufe,
sich nähernde Rufe,
schnell lauter werdende Rufe,
dann da! der erste Keil
von hinter den Weiden:
ihr Kraniche! Kraniche!
über mir, Kraniche,
fliegende Kraniche!
Landende Kraniche,
tausende Kraniche,
rufende Kraniche!
Gruh! Gruh! Kraniche,
Kraniche, Kraniche!
Kran, Kran, Kraniche,
Kran iche
Kran ich &u
K
Hallo Alcedo!
Faszinierend, diese Kranichschwärme!
Über Osnabrück sind auch alljährlich Tausende zu beobachten und zu hören, wenn sie in in der Region zwischen Dümmer und Steinhuder Meer in V-Formation über die Dächer ziehen. Gerne würde man sie dann oben begleiten.
Interessant und rätselhaft der Titel "Kirr". Ist das auch lautmalerisch gemeint, so wie das "Gruh"? - Oder spiegelt es den Gemütszustand des lyrischen Ichs wider, das vor lauter Freude und Aufregung über das Naturschauspiel ganz "irre", sozusagen "kirre" wird (mitreißend und treffend betont auch durch die emphatischen Wiederholungen)?
Dazu würde auch die vom Betrachter offensichtlich als schön oder sehr aufregend empfundene Wiederkehr dieser Vogelschwärme passen. Das lyrische Ich identifiziert sich so sehr mit ihnen, möchte Teil von ihnen sein, dass es sich zumindest in diesem Augenblick nicht mehr als Individuum fühlt, sondern sein Bewusstsein sich aufspaltet und dann mit dem Naturspektakel verschmilzt (versinnbildlicht durch das Wortspiel "Kran ich").
Sehr spannend und geheimnisvoll zu lesen.
Lediglich das "&u/k" in den letzten beiden Versen erschließt sich mir nicht ganz. Vielleicht stehe ich da auf der Leitung. Soll es die fortschreitende Auflösung des Bewusstseins widerspiegeln?
Grüße aus der nordwestdeutschen Tiefebene,
Artbeck