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Fette Tage

BeitragVerfasst: Mi 20 Mai, 2009 18:22
von Perry
Es tut gut, das Auge übers Land streifen zu lassen.
Zur Linken Wiesen, durch die sich ein Bach schlängelt,
von vereinzelten Bäumen und Büschen gesäumt.
Rechter Hand bewaldete Hänge, nur unterbrochen
von Wundkratern aufgelassener Kiesgruben.
Die Wintergerste steht gut im Saft. Was einen freut,
denn es kommen auch wieder magere Zeiten.

Es fasziniert, Nase und Ohr in den Wind zu halten.
Der Raps riecht nach Sonne und die Kartoffelblüten
halten verschämt die bläulich weißen Trugdolden
mit ihren gelb leuchtenden Stamen ins Mailicht.
Über brachliegendes Baugebiet ziehen Distelfalter,
schwärmen aus auf der Suche nach neuen Brutplätzen,
während ein Düsenjäger im Tiefflug den Frieden bricht.

Re: Fette Tage

BeitragVerfasst: Mi 20 Mai, 2009 21:21
von maxk
gefällt mir soweit ganz gut, erst das harmonische und dann das abrupte ende zum schluss. nen paar dinge die mir aufgefallen sind:

halten verschämt die bläulich weißen Trugdolden

wofür schämen sich die blumen?

Es tut gut, das Auge übers Land streifen zu lassen.

im gegensatz zu:
brachliegendes Baugebiet

ich interpretiere es so, dass die erzählende person lange zeit nicht dieses Gebiet aufgesucht hat und etwas mit ihm verbindet, zB. Heimat. Dadurch beschreibt sie alles als schön und harmonisch.

Doch, gefällt mir ganz gut :) , ich finde du hättest sogar die einzelnen Sinneseindrücke außer dem Sichtbaren noch genauer beschreiben können, dann hätte man ein genaues Bild von Augen, welches dann mit dem letzten Satz zerbröckelt.

mfg maxk

Re: Fette Tage

BeitragVerfasst: Fr 22 Mai, 2009 12:19
von Perry
Hallo maxk,
danke, dass du dich so intensiv mit meinen Bildern auseinandergesetzt hast.
Die Kartoffelblüten schämen sich nicht wirklich, ihre bläulich blassen Blüten, auch Trugdolden genannt, erzeugen beim LI/Beobachter lediglich das Bild von Mauerblümchen, die verschämt ihre Reize präsentieren.
"Es tut gut..." ist lediglich eine retorische Feststellung, um gleiche Versbeginne zu schaffen.
"brachliegendes Baugebiet" ist eine mehrerer Allitarationen im Text, aber auch ein Synonym für Ungenutztes, Brachliegendes.
Insgesamt greift der Text ja das Gleichnis der 7 fetten und 7 mageren Jahre auf und projiziert es als dunklen Rand bzw. Schatten in die idyllische Landschaft.
LG
Perry
PS: Noch mehr Detail, hätte den Text dann doch zu prosalastig gemacht. ;)