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Kreta

BeitragVerfasst: Do 11 Jun, 2009 18:07
von Perry
Siehst du, wie das Meer
vor unseren Füßen zurückweicht,
es hat Angst getreten zu werden.
Auch die Krebse fliehen,
dabei sind sie wehrhaft,
haben aber keinen, der sie anführt.
Immer weiter laufen wir hinaus,
hinab in die trockene Tiefe,
sammeln die Schätze Poseidons,
sehen nicht die Welle,
die sich mächtig auftürmt.

Urlauber ertrunken.

Re: Kreta

BeitragVerfasst: Do 11 Jun, 2009 22:57
von rivus
ach perry,

du malst wortbilder und so bin ich im text abwechselnd meer, krebs, mensch und doch auch ein urlauber, der sich abenteuernd in eigentlich trockene (sichere) tiefen wagt und dabei vor lauter poseidonscher suche, die welle nicht sieht.


gern gelesen

lg, rivus

p.s: leider kann ich für mich deine krebszeilen nicht einordnen! wie soll ich den passus "haben aber keinen, der sie anführt" verstehen?

Re: Kreta

BeitragVerfasst: Fr 12 Jun, 2009 13:11
von Friederich
Hi Perry,

ein interessanter Text, der konsequent umgesetzt ist. Mir gefällt vor allem der Aufbau, der zum Ende hin leitet und damit die Welle, schön vielseitig deutbar, noch bedeutend mächtiger erscheinen lässt. Auch gefällt mir, wie du konsequent in einem Wortfeld bleibst und so ein kohärentes Bild erstehen lässt.

Insgesamt muss oder eher kann ich aber sagen, nicht nur weil ich wie Rivus mit dem Bild der Krebse nichts anzufangen weiß, dass ich Texte von dir kenne, mit denen ich deutlich mehr anfangen kann. Die Bilder können mich nicht ganz so überzeugen wie z.B. bei "Nachmittags an der Uni" oder "Stille über den Dächern". Aber zum einen kann nicht jeder Text gleich gut sein, zum anderen bleibt dies ja, zum Glück, Geschmackssache.

Gruß, Friederich

Re: Kreta

BeitragVerfasst: So 05 Jul, 2009 17:56
von M.C.Bertram
Niemand kann es allen recht machen: dieses Gedicht hat für mich eine gewisse Klasse. Die o.g. Kohärenz der Bilder kommen dem Leser entgegen. Die Krebse ohne Anführer spiegeln den führungslosen Urlauber. Der Schluß ist konsequent.

Re: Kreta

BeitragVerfasst: So 05 Jul, 2009 18:37
von Perry
Hallo Rivus,
schön, dass dich die Bilder einfangen konnten. Die Krebse ohne Anführer ist eine Metapher in Richtung Natur, die, wenn sie einen Anführer hätte, die Menschheit vernichten könnte.
Danke und LG
Perry

Hallo Friederich,
klar ist und kann nicht jeder Text gleich hohes Niveau haben. ;)
Dieser hier ist eher inhaltlich ausgerichtet und zielt auf den oft allzu sorglosen Umgang mit der Natur, die viel mächtiger ist, als wir ahnen.
Danke für deine Sicht und LG
Perry

Hallo Bertram,
in einer neueren Fassung habe ich den Schluss weggelassen, weil sich den der Leser auch leicht denken kann.
Das Bild mit den Krebsen habe ich bereits beim Rekomm zu Rivus erläutert.
Danke für die "gewisse Klasse" und LG
Perry