Beschreibung von Natur und Umwelt

DER STRAND IST LEER

Beitragvon Perry » Do 06 Aug, 2009 17:42


ein boot liegt kieloben am ufer
die farbe der spanten abgeblättert.
wie ein gestrandeter wal
hat es sich seinem schicksal ergeben.
kormorane auf der felszunge warten,
dass es ausläuft zum letzten fang.
für einen moment hält der wind inne
und das morgenzirpen der grillen
gleicht dem klang übernatürlicher harfen.
federspiel ferner flügel lenkt den blick
ins blau. auf dem meer fischer,
die ihren nächtlichen fang einholen.
in den netzen gefallene sterne,
deren glitzern über wasser verblasst.


1. Fassung:

DER STRAND IST LEER

ein boot liegt kieloben am ufer
die farbe der spanten abgeblättert.
wie ein gestrandeter wal
hat es sich seinem schiksal ergeben.
kormorane auf der felszunge warten,
dass die seele in den himmel aufsteigt.
für einen moment hält der wind inne
und das morgenzirpen der grillen
klingt wie harfenklang der ewigkeit.
federspiel ferner flügel lenkt den blick
ins blau. auf dem meer fischer,
die ihren nächtlichen fang einholen.
in den netzen gefallene sterne,
deren glitzern über wasser verblasst.
Perry
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Re: DER STRAND IST LEER

Beitragvon Friederich » Mi 09 Sep, 2009 11:31


Hi Perry,

ich habe selten einen Text gelesen, der das Bleiben von Eindruck mit einer beim lesen verspürten Diskrepanz zwischen "toll" und "hm" verbindet. Insgesamt bin ich angetan und komme desshalb nicht umhin, das "hm" darzulegen.

Die erste Strophe ist für mich durch die Weite des verwendeten Bildes sehr wirkungsmächtig. Auch rhythmisch gefällt mir der "sprechende Bruch" durch "kieloben". Es folgt mit dem Ortographiefehler eine Kleinigkeit, die ich kritisiere, weil ich keine Motivation für eine derartige Schreibweise erkenne

wie ein gestrandeter wal
hat es sich seinem schiksal ergeben.


Schlichtweg bewegend (und damit ein starkes Lob) finde ich ich das folgende Beschreibungsfeuerwerk, das den Leser buchstäblich (sehr buchstäblich verstanden) in die beschriebene Stimmung versetzt. Vor allem das "Federspiel ferner Flügel" mitsamt seiner gekonnten und ausreichend dezenten Alliteration und den Schluss. Unnötig finde ich den Hauch Kitsch, der das Gedicht aus der Riege wirklich starker Texte für mich herauskatapultiert. Diese findet sich in der "Seele" und dem "Harfenklang der Ewigkeit", wobei ich vor allem auf letzteren in dem Gedicht verzichten würde zugunsten einer Beschreibung, die der Qualität des Resttextes ebenbürtig ist.

Viele Grüße,

Friederich
L'avenir, on ne l'attend pas comme on attend le train. L'avenir, on le fait. (Georges Bernano)

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Re: DER STRAND IST LEER

Beitragvon Perry » Mi 09 Sep, 2009 12:26


Hallo Friederich,
danke für den Hinweis auf den Schreibfehler, der natürlich unbeabsichtigt war.
ich wollte hier ein Stimmungsbild ala Caspar David Friedrich schaffen, deshalb die Seele und und der Harfenklang der Ewigkeit.
Vielleicht hast du Recht und der Text könnte gewinnen, wenn man diese einer neuzeitlicheren Betrachtung opfert. Ich werde darüber nachdenken.
Danke für deine differenzierte Betrachtung und LG
Perry
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