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Beschreibung von Natur und Umwelt
von Drehrassel » So 07 Feb, 2010 01:34
Der dünne Klee, der zwischen Gartenkraut vorfrühlingshaft die regennasse Erde, in der er wuchs, mit trauriger Gebärde über den Kübelrand im Gras verstaut,
als ob er mit dazu gehörte, spross zu gut gedüngt (sein Grünen ist sein Zeichen, dass neben ihm die Schlechtgenährten weichen und er das Glück Vergessener genoss,
die hinterm Haus, im kleinen Blumenbeet, sich ordentlich in wild und zahm sortieren) und manchmal glaubt er sogar, dass er steht
und - während ihm die Wurzelenden frieren - die ersten Tage einer Zeit passieren, wenn - wer? - sich traut, und ihn beiseite dreht.
dreimal selig, wer einen namen einführt ins lied!
- ossip mandelstam
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Drehrassel
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von Le_Freddy » So 07 Feb, 2010 22:36
Hi! So, nu bin ich da und schreibe mal wenig Informatives, aber da ich nun schon mehrere Anläufe unternahm einen deiner neuen Texte zu kommentieren greife ich mi den raus von dem ich vermute, dass er (vllt. ein bisschen) für mich hier steht. (Nicht nur weil er ein Sonett ist; Nein, ich kenne ihn noch aus dem LyFo, also schon länger her. - Iwieweit er vllt. umgeschrieben ist kann ich nicht sagen, ich erinnere mich nur noch grob.)
Wenn ich nun darf, stelle ich mal kurz die wesentlichen Unterschiede zu meinem Textklumpen herraus: Neben Reimschema, Metrum usw. ist vorrangig wichtiger, dass du die Strophengrenzen überspielst. Indem du nur einen einzigen Satz schreibst erzwingst du bündiges, zusammenhängendes Lesen, dabei hast du -sehr interessant- die traditionelle Gliederung (also die thematischen abläufe: à la These, Antithese und dann Entladung.) aufrecht erhalten. - die so direkt (aufgrund der Kontinuität) nur aus dem Schriftbild zu ersehen ist. Dieses Prinzip ist bei mir nicht vorhanden ist. Der Sprachgestus setzt bei mir die Strophen voneinander ab. (Da kommt mir die Idee der Überflüssigkeit der Leerzeilen in meinem Text. ?) Als zweites möchte ich herausstellen, dass du hier trotz konkreter Beschreibungen eines Gartens an einen Punkt gelangst an dem plötzlich Alles etwas offener wird: "und - während ihm die Wurzelenden frieren - die ersten Tage einer Zeit passieren, wenn - wer? - sich traut, und ihn beiseite dreht." In diesem letzten Terzett liegt ein Geheimnis, ich weiß nur noch nicht welches. :P Daher ist mir viel interessanter das "passieren" der Tage - Vorübergehen oder ein schlichtes Geschehen? - beides trägt eine gewisse Teilnahmslosigkeit "des Universums" an dem Schicksal des kleinen krünen Klees. Ebenso das "beiseite".
Es klingt so ein bisschen Vanitas durch z.B.: "dass neben ihm die Schlechtgenährten weichen" - was wohl auch der Gedichtvorm selbst geschuldet ist - so auch die endsequenz, die dann wieder, nach einem fast Triumph, auf das "erfrieren" und "beiseite" gedreht werden - vergehen - kommt. Das alles -wohl in leicht an Brecht erinnerder Weise- entfremdet, indem am Beispiel eines kleinen krünen Klees, diese vormals triefende Thematik abgehandelt wird; anstatt Gryphius-like an vaterländischen Misèren oderso.
Mal Abseits davon, muss ich ja gestehen, dass ich als ich ihn damals zum ersten mal las, nicht wirklich verstand. Jetzt gefällts mir umso mehr. (Naja, vielleicht tue ich den Text ja noch immer nicht ~)
gutn(sonntag)amnd Fred v. Jupiter
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von Drehrassel » Di 09 Feb, 2010 13:36
hallo freddy,
ich antworte mal ganz knapp, damit du dich nicht übergangen fühlst. ich habe nämlich deinen kommentar einige male gelesen und finde ihn sehr interessant, mir fiel aber bislang noch nicht driftig genug ein, was ich dem zu entgegnen haben könnte.
es steckt eine menge drin in deinen gedanken, ausführungen, vergleichen usw. ich merke auch, dass du dir viele gedanken machst um grundsätzliche themen wie: wie soll man heute noch mit tradierten formen umgehen? wie soll man sie diskutieren? kann man sie, wenn ja, wie revitalisieren als dichter? was soll das heute noch heißen, experimentelle poesie? solche fragen und noch andere mehr lese ich aus deinem kommentar heraus. und ich finde das sehr sehr gut, dass du dir - und mir, und uns - solche fragen stellst.
du hast eine sehr gute beobachtungsgabe, und kannst cute analysieren, ohne dabei auszuufern. beispiel: ich habe dieses gedicht schon in zwei weiteren foren vorgestellt, und niemandem ist bislang aufgefallen, dass eines seiner wichtigsten struktur-merkmale ist, dass es aus lediglich einem satz besteht. sogar ich selbst habe noch einmal hinsehen müssen, um zu erkennen, dass... :D
"rose: allenthalden" mit "blumenkübel" zu vergleichen... das sind äpfel und birnen! trotzdem, wie gesagt, am beispiel des umgangs mit der sonett-form könnte man eine eigene diskussion führen über das poetische experiment, erfüllung / erweiterung oder zerstörung tradierter formen. - ich finde "rose: allenthalden" jedenfalls cute. mir gefällts. "blumenkübel" auch. aber "rose" auch. das widerspricht sich nicht.
/ cut
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