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Beschreibung von Natur und Umwelt
von Friederich » Sa 20 Feb, 2010 23:24
.................................................es ist so einfach: ..............................................ein simpler dreh .................................................verschiebt die welt ......................................................ein gutes stück weiter ............................ ..........................................................ins land und den blick ........................................................irgendwo rotpunktklein ......................................................da vorn sind rücklichter ......................................................vielleicht ähnlicher ideen - ......................................................sie haben es wohl schon wieder ......................................................vergessen, wie man es macht.
L'avenir, on ne l'attend pas comme on attend le train. L'avenir, on le fait. (Georges Bernano)
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von rivus » Mo 22 Feb, 2010 03:31
hallo friederich,
ich assoziier ein wenig + fragmentarisch: deine "fliehkraft" liest sich leicht + doch nachdenken schürend. sie erinnert uns an unsere andren kräfte, wenn das zentripedale uns zu sehr an das schwere, zu leistende bindet und uns den blick in die andere richtung aus verschiedensten gründen nicht mehr gestattet. im egozentrismus unseres seins vergessen wir allzu schnell, wie die dinge aus einem anderen blickwinkel aussehen.
ein lyrich stellt für sich fest, wie einfach es ist, reale ich-welt zu verschieben. "ein simpler dreh" kann uns schon wegführen von allzu strukturiertem, urbanisiertem, konzentriertem, getunneltem, festgelegtem, großem, egomanischem u. uns ins weite irgendwo verführen, wo die komplizierte anonymität unnatürlich verdichteter welt sich einfacher entfaltet. doch schon gerät der leser in das paradoxon der fliehkraft, denn in der fluchtbewegung eines lyrwir vom land weg, wird die perspektive gesucht, die es vor ort nicht gibt. das resümierende, philosophierende lyrich wundert sich u. kann sich dieses zurück der anderen nicht vorstellen. indem es ähnliche beweggründe der gegenflucht vermutet u. es dem vergessen zuschreibt, vergisst es den eigenen perspektivenwechsel: die fliehkraft hat zurückgeschlagen! das einfache hat sich umgekehrt. die faszination der deduktion magnetisiert ....
ach, es scheint doch schwieriger zu sein, als wir es für möglich halten, blickwinkel zu wechseln, fahrtrichtungen zu ändern, empathien zu entwickeln ... (kausalitäten verlieren ihren kontext, wenn sie in ein andres bezugssystem geraten).
rücklichter positionieren sich. wir mögen weltenwechsel, aber bitte schön keine nachahmer. doch unsere rücklichter werden auch schon gesehen. hey ... hier scheint die fliehkraft zu unisono zu funktionieren ...
gern darüber nachgedacht
gruß, rivus
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von Friederich » Mo 22 Feb, 2010 23:12
Hallo Rivus, ich bin zwar bereits mittlerweile ein Fan deiner treffenden und fantasievollen Interpretationen geworden, aber hier hast du mich trotzdem noch einmal überrascht. Vor allem die mehrfache Bedeutung des Kernbegriffs Fliehkraft hast du, wie ich finde, wunderbar herausgearbeitet. im egozentrismus unseres seins vergessen wir allzu schnell, wie die dinge aus einem anderen blickwinkel aussehen.
Genau so etwas hatte ich beim Schreiben im Sinn. Und schön, wie du durch Aneinanderreihung von Attributen diesen Überdruss ausdrückst, den du, ganz in die Richtung meines Gedichts, interpretierst. Und ja, die Fliehkraft kann zurückschlagen und wirkt hier auch unisono. Danke für die bereichernde Interpretation und Grüße, Friederich
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von Wolfgang » Mi 24 Feb, 2010 01:15
Hallo Friederich,
mit Freude stelle ich fest, wie Dein Gedicht beim mehrfachen lesen immer mehr an Fahrt und Tiefe gewinnt. Doch halt, wir sind nicht in der Schifffahrt, sondern im Straßenverkehr. Dein Gedicht gewinnt also an Tempo und Fahrfreude.
Ja, ein simpler Dreh, kann einem die Welt und die Sicht auf die Welt verschieben. Das setzt aber zwei Dinge voraus: das Ziel der Fahrt hat sich geändert, oder es gibt kein Ziel. Was meint Dein Gedicht dazu?
Dass die Fahrt in eine andere Richtung geht, wird eigentlich erst in der Zeile 7 und 8 klar. Da werden rote Punkte erwähnt, die sich als Rücklichter enpuppen. Zwei Autos fahren also auf derselben Strecke. Kompliziert und für die Deutung schwierig werden die beiden letzten Zeilen. Da wird der Umstand beklagt, dass irgendwer, vergessen habe, wie man dreht. Und da sich das Subjekt des Satzes, das "Sie", nicht deutlich auf das Autor vor dem des lyr Ich`s bezieht, kann damit auch ein allgemeines "Sie" gemeint sein. Ein Beleg für diese meine Meinung sehe ich in den drei ersten Zeilen, in der eine allgemeine Behauptung aufgestellt wird. Somit kann man Ende und Anfang auf sich und auf alle Menschen beziehen. Somit gliedert sich das Gedicht in Behauptung, Beispiel und Fazit. Es gewinnt somit an gleichnischarakter, ja, es ist ein Gleichnis!
Doch kehren wir zur eingangs gestellten Frage zurück, auf die wir nun folgendermaßen antworten können: geht es dem Gedicht um Ziele und darum, wie man sie verfolgen soll? Nein, Ziele spielen - wenn überhaupt - nur eine untergeordnete Rolle. Es geht darum, nicht stur in eine Richtung zu fahren. Wer flexibel ist, wer seine Richtung drehen kann, der sieht mehr vom Land und erweitert seinen Blick. Jene, die nicht wenden können oder wollen, werden jedoch bedauert.
Somit wird auch der doppeldeutige Titel "Fliehkraft" deutlicher. Er bezieht sich auf das Drehen einer Richtung, und besagt, dass diesem "fliehen" eine Kraft innewohnt, die nach dem Entschluss zu wenden, eine ungeheure Kraft innewohnt, die das eigene Sichtfeld und Erleben erweitert.
So in etwa deute ich dieses Gleichnis, das ich gerne gelesen und kommentiert habe.
Frohen Abend!
Wolfgang
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von Friederich » Do 25 Feb, 2010 20:55
Hallo Wolfgang,
vielen Dank für deinen tiefgehenden Kommentar und entschuldige die späte Rückmeldung! Du hast fast genau das beschrieben, was ich mit dem Text aussagen wollte. Es geht nicht um das Ziel, sondern um den Perspektivwechsel.
Grüße,
Friederich
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