Beschreibung von Natur und Umwelt

Mehrteilig

Beitragvon Antibegone » Mo 19 Apr, 2010 19:47


jeder
ended ab
gepackt

vielgezähl
im sinne
des seinmag
verfangen
an den fingerkuppen
klebefilmgestreift
Drehrassel: "Als Lyriker sollte man eine ahnende Checkung haben, von dem, was man da macht."
Benutzeravatar
Antibegone
Gegen Begonien
Etabliert
 
Beiträge: 432
Registriert: Mo 21 Mär, 2011 22:27
Eigene Werke
 

Re: Mehrteilig

Beitragvon Friederich » So 25 Apr, 2010 14:17


Hi Traumi : -)

ich habe dein Gedicht nun schon ein paar mal gelesen und war mir bisher nie sicher genug, um etwas dazu zu schreiben, auch wenn so viel darin steckt, dass man in einen üblichen Kommentar garnicht alles verpacken kann.

Die einleitende Feststellung ist so konkret und doch gleichzeitig so weit interpretierbar, dass sie Interesse für die weiteren Zeilen weckt. Die Generalisierung "jeder" deutet schon darauf hin, dass etwas gesucht wird, was die Menschen verbindet, in diesem Falle dachte ich zunächst an das physische Ende eines Menschen. Doch auch andere Deutungen sind denkbar, das "Abgepacktsein" kann auch eine Einengung der Möglichkeiten sein, sozusagen ein gedanklich-emotionales Korsett.

Die wichtigsten und gleichzeitig in meinen Augen formal gelungensten Zeilen sind IV, V und VI. "Vielgezähl in Sinne des Seinmag" klingt, eingebettet in den extremen Minimalismus des Gedichts, einfach passend und "in Sinne des" als feststehende, ein wenig technisch-bildungssprachliche Äußerung bildet einen schönen Konstrast zu den Neologismen wie "seinmag" und "vielgezähl".

Der Schluss bleibt für mich ein wenig hermetisch und ich kann nur Mutmaßen, worauf die Zeilen inhaltlich abzielen, die verwendeten Bilder deuten aber auf einen Gegensatz der in den vorigen Zeilen angedeuteten Enge und dem Wunsch nach Freiheit hin. Das "seinmag" lässt mich, zusammen mit den Klebestreifen, so etwas wie Postkarten, die angepinnt sind, assoziieren, Bilder der Ferne, die im Kontrast zu "abgepackt" stehen.

Ich hoffe, einen kleinen Schritt in die richtige Deutungsrichtung gegangen zu sein ;) Auf jeden Fall finde ich den Text sehr start, jetzt noch mehr als beim ersten Lesen.

Liebe Grüße,
Friederich
L'avenir, on ne l'attend pas comme on attend le train. L'avenir, on le fait. (Georges Bernano)

Friederich
Friederich
Stammuser
Stammuser
 
Beiträge: 508
Registriert: Sa 13 Sep, 2008 21:33
Eigene Werke
 

Re: Mehrteilig

Beitragvon Antibegone » So 25 Apr, 2010 18:02


Lieber Friederich :)

Ja, du hast auf jeden Fall die „richtige“ Deutungsrichtung gefunden. Sogar eine sehr schöne. Ich freue mich sehr, dass du „Bilder“ zu meinen kleinen Worten gefunden hast. Sie unterscheiden sich zu meinen – gewiss -, aber sie passen. Du hast die Gedanken des Gedichtes wunderbar aufgegriffen damit.

Ich mag nur kurz noch ein wenig zu deinen Worten assoziieren:

„in diesem Falle dachte ich zunächst an das physische Ende eines Menschen“

Ja, das steckt da auch für mich drin. Nicht primär. Aber es ist ja ein schöner Gedanke. So nahe liegen ja auch Verpackung – wegschmeißen – Müll.

„Einengung der Möglichkeiten“

Ich finde es sehr schön, dass du hier „Möglichkeiten“ benutzt. Auf die Gefahr hin jetzt zu weit auszuholen, aber Material hat viele Möglichkeiten, wenn man es verarbeiten will.
Finde ich interessant, dass du also genau auf den Begriff gekommen bist, der auch in meinem Köpfchen rumschwirrte.

„Der Schluss bleibt für mich ein wenig hermetisch“

Meinst du das ist ein „Problem“ des Gedichts? Dass es dort (für dich) „abgeschlossen“ bleibt?

„deuten aber auf einen Gegensatz der in den vorigen Zeilen angedeuteten Enge und dem Wunsch nach Freiheit hin.“

Wunsch nach Freiheit... hmmm, ja, vielleicht auch.
Für mich geht es hier in eine andere Richtung, aber es passt zu deinen Postkarten. Insofern auf jeden Fall eine zusammenhängende Deutung. Nein, ja, auch wenn meine Gedanken hier andere Wege gehen: Ich finde es toll, dass du etwas in den Wörtern siehst. Vielleicht noch mehr, dass es etwas eigenes von dir ist.

Vielen Dank für deinen interessanten Kommentar. Ich finde er bereichert mein schlichtes Gedicht. Ich hatte wirklich die Befürchtung es wäre zu „nichts sagend“, als dass man überhaupt etwas dazu hätte schreiben können. Ich freue mich sehr, dass es dir etwas sagen konnte.

Herzliche Grüße und einen wundervollen Sonntag,
Deine Traumi
Drehrassel: "Als Lyriker sollte man eine ahnende Checkung haben, von dem, was man da macht."
Benutzeravatar
Antibegone
Gegen Begonien
Etabliert
 
Beiträge: 432
Registriert: Mo 21 Mär, 2011 22:27
Eigene Werke
 

Zurück zu Panoramen

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 31 Gäste

cron