Beschreibung von Natur und Umwelt

Re: Wenn Regenwolken sich zusammenziehen

Beitragvon Perry » Di 20 Dez, 2011 19:38


Hallo Rivus,
"wenn (regen)wolken sich zusammenziehen", dann gibt es meist Regen, hier scheint es ein tödlicher zu sein.
Es mag zwar interessant klingen, aber mir sagen "Bullfrogs, Impalas und Cheetahs nicht wirklich was. Vielleicht muss man dazu ja Witchcraft kennen. ;)
Konstruktiv würde ich auf die Verallgemeinerung "jedem, jeder, jeder," verzichten und mit "Linien ziehen und Häusern" sparsamer umgehen.
Auch die (zu) vorhersehbaren Gegensätzlichkeiten wie
"Glück / Unglück, weiß / schwarz" überzeugen nicht wirklich.
Da das Ganze sehr kryptisch mystisch rüberkommt, verzichte ich auf eine inhaltliche Deutung.
LG
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Re: Wenn Regenwolken sich zusammenziehen

Beitragvon rivus » Di 20 Dez, 2011 22:32


hallo perry
vielleicht zum verständnis der bilder: das ist ein botswanagedicht.

lg rivus
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Re: Wenn Regenwolken sich zusammenziehen

Beitragvon annabell » Mi 21 Dez, 2011 00:34


gut rivus,
die säugende, nährende, ja, bildende mutter im zentrum.
drumherum: eine salzsteppe, unwir(t/k)liches gelände; der raum, in dem das tötende einzieht. frösche unken fast schon monoton. das kind eines dickhäuters setzt dem li schlammmützen auf. tja und bei cheetahs? muss ich an tarzans kreischimpansigen affenkumpanen denken, der sich bei diesem radau wohl gerade mal so auf blickweite - wenn überhaupt - an antilopen wird heranpirschen können. die szenerie der ersten vier zeilen wirkt auf mich tragikomisch, verzerrt, wie ein verunglücktes und auch verödetes disneyremake. von daher verstehe ich die existenzielle schwere der ersten zeile nur schwer.

das bedrohliche, dunkle ankommen des tötenden wird in der folge nicht oder kaum eingelöst oder (soll) gar nicht erst GROSS zur kenntnis genommen (werden)?

aber lesen wir weiter:
das li wird festgehalten vom gesang der salzbüsche. salzbüsche sind ziemlich zähe und genügsame sträucher, die sich mit viel mühsal und wenig wasser in karge böden krallen und ihrer zeiten harren; jedenfalls ist es kein sattgrünes und voll hoch aufschießendes gewächs, wie ein kräftiger laubbaum zb. und doch: es ist ein stück lebendigkeit, die das li fesselt, zumnindest mehr als die vorigen schlaglichter, die es wie im vorbeigehen erwähnt, wo es im kindischen spiel sogar eine packung schlamm abbekommt. das li wirkt auf mich leicht genervt, oder besser, besorgt.

nun tritt das ld in opposition zum li auf.

das li hängt an der natur. das ld an chapeau claque oder elganten handschuhen (was auch immer).... in der letzten zeile der ersten strophe höre ich die direkte rede des/eines ld. "meine miriam, meine maria, meine mutter gottes, stammt aus witchcraft". ein heutzutage gar nicht so selten gehörtes statement. "meine bildung stammt aus zeit vertreibenden, womöglich virtuellen, spielereien", sagt das ld. hm ich sehe das li eine augenbraue hochziehen und seine lippen zum leichten aber überhörbaren pfff zusammenspritzen.

die zweite strophe beginnt als ansprache des li ans ld. trotzdem, sagts li, sitzt du mit dem rücken zur wand, hängst du da genauso drin wie ich, als du sprichst: usw...! man kann die 3.-6. zeile mehrdeutig lesen. anfangs, dachte ich noch, dass es doch ziemlich offensichtlich ist, dass jedem, jeder, allen, jeder nur bedeuten kann, dass hier von der beliebigkeit im handeln, sagen (sind diese zeilen sogar wieder als direkte rede des ld zu verstehen?) und denken des ld die rede ist. aber je häufiger ich dem nachgehe, desto öfter kommt mir auch der gedanke, dass sich das li behutsamer ans ld wenden könnte und seinerseits, sozusagen als weiterführung seiner ansprache, dem ld - ein aufklärerisches, humanistisches motiv - die augen für die buntscheckigkeit des lebens öffnen will?

ich will das noch nicht entscheiden.

deswegen gehe ich einfach voran. vielleicht komme ich mit den letzten drei zeilen zum umgreifenden dieses werkes, zumindest aus meiner sich annährenden lesart:

ich gebe zu, ich gerate bei den letzten drei zeilen der zweiten strophe ins stocken.

das weiße schicksal sinkt hinab in die häuser und die schwarzen lebenslinien steigen hinauf zu den wolkenhäusern. zwei bewegungsrichtungen, zwei unfarben werden aufgerufen, aber, wie ich glaube, nicht um diese zweiheiten einfach einander gegenüberzustellen, sie zu trennen. etwa in dem ich sagte, dass das weiße schicksal die flachen häuser der ld`s heimsuchte und die schwarzen lebenslinien die alleinige sache des li`s seien. ein anderer ausgang riefe folgende konstellation auf: beide, li und ld, werden vom schicksal betroffen, welches, in neutralem, kaltem und hintergründigem weiß gehalten, fast sprachlos (wie ein weißes, unbeschriftetes blatt papier) hingenommen werden müsse. im vordergrund zeichneten sich die schwarzen lebenslinien auf. sie zielten in die wolkenhäuser; sie transzendierten das schicksalhafte, sie formulierten dieses um und damit gäben sie ihm eigens erst eine lebendige hülle: das leben/die schrift selbst. darüber hinaus könnte man die vorvorletzten zeilen auch als den gezogen schluß des li`s bezogen auf das leichte und beliebig sich ausdrückende dasein des ld`s lesen:

vom schicksal heimgesucht, sprachlos gemacht, flüchtete sich das ld in trübe wolkenfernen. das schicksal und das leben zögen in entgegengesetzter richtung aneinander vorbei. beide würden hier nicht entschlossen angenommen und versöhnt, gekreuzt und zum ausdruck gebracht, sondern das ld riefe - bis zum hals im dreck und mit dem kopf in den wolken steckend - bloß "verurteilt uns nicht!".

das was stirbt betritt den raum oder das tötende als das sich selbst tötende, an sich selbst sterbende, zielt zu grunde gehen an oder der langsame tod, der leben heißt, klafft im kargen raum oder das leben einfach das leben oder aber das li beobachtet das verlümmelte und wurfweite verenden des anfänglichen totbringers, des ld, und macht sich aus der nötigen distanz einen reim darauf.

ich muss augenscheinlich zugeben, dass ich mit deinem regenverhangenen himmeln ziemlich unpfleglich, mal hier mal dorthin schießend, umging :(. zudem kann ich dir nichteinmal sagen ob mir dein text gefällt oder nicht. trotzdem hat mir das herumstochern in ihm freude bereitet.


ich hoffe du nimmst mir das nicht übel.

Abschließend vielleicht die drohung: dass es durchaus auch sein kann, dass ich in zukunft nochmals und anders - ich hoffe dann etwas klarer und aufgeräumter - an diese zeilen herangehe....who knows...

beste grüße und gute nacht

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Re: Wenn Regenwolken sich zusammenziehen

Beitragvon rivus » Mi 21 Dez, 2011 17:53


hi annabell,

oh grazie für dein lesen und annähern.



"alles was tötet" umschreibt im botswanischen auch den aidsvirus, der ja die lebenserwartungen der botswaner mächtig heruntergedrückt hat. alles was tötet tritt jedoch nicht nur allein in das zimmer, sondern auch die bilder ambivalentieren das begrenztsein des lebens, nein, sie rebellieren, werden mit botswanischem charme nochmal lebendig, viel lebendiger als sich das europäer, nichtafrikaner je vorstellen können. sie werden so wach, so fokussierend, dass auch eine miriam mit ihrem stolz, mit ihrer witchcraft sich als eine alma mater visualisiert, die schon in bostwana ihre spuren hinterlassen hat (das bildungsprogramm läuft auf hochtouren). dennoch wird botswana immer wieder belächelt, ausgelacht, nicht verstanden, ja verurteilt, weil es seine bezüge zur natur nicht verleugnet, sondern weiter aufrecht erhält. hier gibt eine beseelung der dinge und der toten und genau diese bilder werden eines tages dann doch der vergangenheit angehören (alles was stirbt). aber noch zieht es die weißhäutigen, nichtsbotswanischen menschen genau in diese faszination, während schon der eine oder andre schwarzhäutige seine lebensentwürfe in den hochhäusern der weißen kontinente lebt ...

so war zumindestens meine intention, diese zeilen zu schreiben.

lg rivus
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Re: Wenn Regenwolken sich zusammenziehen

Beitragvon annabell » Mi 21 Dez, 2011 20:10


manmanman, was kam ich - gemessen an den ausführungen zu deinen intentionen, lieber rivus - mit meinen annährungsversuchen wie ne horde cheetahs vor einem sprung impalas ausm kraut geschossen :D.
ich folge deinen angaben und denke mir: joa, kann man mehr oder weniger hinein drehen, auch - und hier vielleicht ein kleiner kritikhappen - wenn mir das umgreifende, verbindende deiner bilderwelt nicht aus den zeilen hucken möchte.
und ich glaube auch zu wissen welcher innere fingerzeig mich aufs "falsche" nebengleis führte: WITCHCRAFT wars. da war ich sofort in der virtuellen schönen bunten (uneigentlichen) kinderwelt eines sich selbst damit unmündig machenden ld, welches, meiner meinung nach, die wachrüttelnde ansprache eines li gut hätte gebrauchen können. war das eine beabsichtigte und vorhergesehene irritation?
hmhmhm

nuje. so ist das eben, kann das laufen: denn vielfältig kommt das sein zum scheinen

in diesem sinne

lg
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