Seite 1 von 1

Synkope

BeitragVerfasst: Mi 08 Nov, 2017 18:43
von rivus
Diese Graugänse, Kraniche, die aus geheimnisvollem
Herbst Nebel färben, tausendfach
hörbar Äcker mit Bewegung
jede Südinsel ein Gefährte

Gestrig ein Zaunkönig, eine Katze
Stillleben, gemütsäugig:
Mutters leere Schuhe heben
lauter Heidekräuter übers Dunkle

Re: Synkope

BeitragVerfasst: Do 09 Nov, 2017 22:21
von findefuchs
rivus, ich war nicht sicher, ob ich etwas dazu schreiben kann, weil der extreme Blackout, den Du beschreibst, selbst den Leser lähmt. Das vertraute Bild friert srkundenschnell ein, beim Anblick der leeren Schuhe und während sich die Erdoberfläche dort, wo das Bild der Kraniche und Gänse allem, was dort war, mit Heide überzieht, ist reflexartig Schluss. Cut. Schock. Blackout. Ein sehr intensiver Text - aber gut. finde

Re: Synkope

BeitragVerfasst: Fr 10 Nov, 2017 12:38
von Urian 2000
hallo rivus,

hm, ja, auch mir gefällt der Text aber ich möchte, anders als finde, keinen extremen Blackout diagnostizieren. Diese Synkope bricht zwar in den Strom des Jetzt ein, reißt aber eher Geschichte (mit ihr soetwas wie die Jemeinigkeit) ins offene Augen - als würde in diesem Bruch erst Bewusstsein zu sich selbst kommen. Und dann. Man steht unter dem Bau der Jahreszeiten einfach da und wundert sich und die Melancholie, die in der Signatur dahingleitender Zugvögel - im Herbst allgemein- steckt, weitet möglicherweise die Gedanken, verengt meinetwegen die Brust und man blickt still (vielleicht sogar paralysiert) in den Abgrund der Zeit ("Mutters leere Schuhe-als Sinnbild der Abewesenheit?!")...und wendet sich seit langem mal wieder seinem Innenleben zu...
dann nimmt man sich mit ihrem (Mutters altem) Taschentuch den Schweiß vom Gesicht, greift zum Spaten und hebt weiter eine Grube aus, über deren Zweck die Nachbarn schon seit Stunden rätseln oder so ähnlich...

Doch, die Gegend gefällt mir
Danke, sagt

Urian

Re: Synkope

BeitragVerfasst: So 12 Nov, 2017 20:14
von rivus
vielen lieben dank für eure zuwendungen und annäherungen

@finde
.... die synkope drang sich für den text, der eher da war, mir schnell auf. so komplex all diese bilder auf mich einstürmten, verursachten sie etwas, was genau so verdichtet hinaus musste ... du hast recht, ich benötige noch zeit zu erwidern, was mich zu diesem synkopischen bewegte, aber ein anfang ist getan

@urian
.... ich bin noch nicht soweit, meinen eigenen text nach-zu-begreifen. mit abstand, beim nachlesen von deinen gedanken, das jemeinige verinnerlichend, liest sich dein nachsatz wie ein befreiungsschlag. ich glaube, was hinein ging, konnte sich nur über die synkope entäußern.


rivus