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aus schatten geflochtenaus schatten geflochten wieder über das sichtbare stolpern hinter erinnernde gerüche stürzen von den meilensteinen und kämpfen mit der blindheit der gerechtigkeit fallobst gesammelt immerhin mehr sympathie für nomaden und eremiten jetzt im schneetreiben wärmen an mir dir und den entwicklungen nachsehen in beruhigter weisheit dürfen und wollen . Die Selbstzerstörung findet im Geheimen
und trotzdem vor dem Leser statt.(Günter Kunert)
Re: aus schatten geflochtenHallo Niko,
mir gefällt dieser Text von dir wirklich gut. Viel besser als Erdkunde! Es hat was von einer wärmenden Erinnerung auch wenn es auf den ersten Blick sehr traurig wirkt so ist es näher betrachtet doch aufmunternd. Ich sehe in deinem Gedicht ein "aus dem Schatten treten". Etwas verborgenes Zeigt sich endlich. Als ob nun ein Ereignis oder etwas schon fast vergessenes doch einen würdigen Platz bekommt.
diese Strophe inklusive der letzten Zeile gefällt mir am besten. In der vorherigen Strophe hast du noch von Fallobst geschrieben, hier kommt dann der Winter zum Zug und so wird die Zeit angedeutet und für mich auch die Zeitspanne beschrieben in der sich dieses Verborgene aufgetan hat. Das "dürfen und wollen" kann man hier als abgedroschen empfinden doch es passt gut. Ist es doch ein geben und nehmen. Gerne gelesen. Gruß, Isabel .
Re: aus schatten geflochtenHallo Niko,
ich schleiche schon eine Weile um den Text herum und versuche jetzt mal, einige Eindrücke zu ihm zusammenzufassen. Ich könnte auch eine Interpretation liefern, die dann in etwa der von Isa gleichen würde, aber es käme mir, interpretierte ich, so vor, als klebte ich den Text zusammen. Vorher stolpere ich allerdings auch schon über das Sichtbare. Zunächst einmal halte ich fest, dass der Text komplett ohne grammatisches Subjekt auskommt. Überwiegend ist er ja infinitivisch konstruiert, bezeichnet damit erst einmal Eindrücke ohne zeitliche Dimension, etwa wie bei einem Leitfaden für gesundes Leben: Nicht rauchen. Nicht trinken. Sport treiben. Somit ist das 'jetzt' in der ersten Zeile des zweiten Abschnitts ein notweniger Marker für die zeitliche Dimension. Ich kann damit erkennen, dass das im ersten Abschnitt Bezeichnete vorher (und nicht zum ersten Mal, wie das 'wieder' betont,) passiert sein muss und gleichzeitig Ursache ist. Ich belasse es an dieser Stelle dabei, zu sagen, dass nach meiner Einschätzung die Anhäufung von Infinitivkonstuktionen zu wenig ineinander greifen, weil ich auf etwas Anderes hinaus möchte, nämlich meine Probleme mit den Partizipien. [quote="Niko1230":1a6tiptw]aus schatten geflochten [/quote] Hier gefiele mir 'aus schatten flechten' besser, weil die Partizipkonstruktion auf ein Produkt, ein Ergebnis verweist, während ja der erste Abschnitt des Textes sich überhaupt nicht mit den Ergebnissen, sondern mit dem 'Flechten' beschäftigt. Der Titel bezieht sich für meine Begriffe allerhöchstens auf diese Passage: [quote="Niko1230":1a6tiptw]den entwicklungen nachsehen in beruhigter weisheit[/quote] Damit fängt er meines Erachtens zu wenig vom Text ein. [quote="Niko1230":1a6tiptw]fallobst gesammelt[/quote] Hiermit habe ich noch größere Probleme. Ich bin mir ziemlich sicher, dass hier eine Konsequenz aus dem vorher Genannten beschrieben werden soll (,also aus dem 'Stolpern über das Sichtbare' u.s.w.). Da dieses Partizip sich aber inmitten der Infinitivkonstruktionen befindet, ist die Versuchung groß, es auch als Infinitiv zu lesen ('gesammelt haben'). Dann würde es allerdings das genaue Gegenteil von dem ausdrücken, was höchstwahrscheinlich gemeint ist, also ausdrücken, dass, bevor über das Sichtbare gestolpert wird, das Fallobst gesammelt worden ist. Hier gefiele mir 'fallobst sammeln' besser. Darüber hinaus habe ich Probleme mit folgenen Zeilen: [quote="Niko1230":1a6tiptw]und kämpfen mit der blindheit der gerechtigkeit[/quote] Ich habe versucht, das so zu lesen und es funktioniert für mich nicht. Ich kann also nur so lesen: 'und kämpfen mit der blindheit / der gerechtigkeit fallobst gesammelt ..." Ich wüsste beim besten Willen nicht, was mit der Blindheit der Gerechtigkeit gemeint sein könnte. Die Blindheit des Rechts, die kennen wir ja alle, aber der Gerechtigkeit ... hmm. Auch warum man dagegen kämpfen sollte ... wieder hmm. Vielleicht habe ich hier ja ein Brett vor dem Kopf. [quote="Niko1230":1a6tiptw]wärmen an mir dir[/quote] Das klingt für mich so, als würde sich ein drittes Subjekt an beiden wärmen. Ist sicherlich anders gemeint. Ich würde 'mir' streichen. [quote="Niko1230":1a6tiptw]hinter erinnernde gerüche[/quote] Hier würde ich eventuell auch variieren. Das geht schon so, aber auf mich wirkt das etwas unfreiwillig komisch, da man es auch reflexiv lesen kann ('hinter sich erinnernde gerüche'). Vielleicht bin ich hier etwas zu erbsenzählerisch. [quote="Niko1230":1a6tiptw]in beruhigter weisheit [/quote] Ich halte es für ein Charakteristikum der Weisheit, eine gewisse Ruhe und Distanz zu den Dingen aufzuweisen. Ich wüsste nicht, warum Weisheit beruhigt werden müsste. Im Text lese ich das so, als würde das Beobachten von Entwicklungen die Weisheit beruhigen, dabei entsteht sie ja meines Erachtens daraus. [quote="Niko1230":1a6tiptw]dürfen und wollen [/quote] Ich habe mir die Modalverben lange angeschaut, sie in den Text zu drehen versucht. Ich bin zu keinem Ergebnis gekommen. Für mich sagen sie nicht mehr aus, eigentlich gar nichts aus. Ich sehe keinen Sinn in dieser Zeile. Ich könnte ebensogut 'können' hinzufügen, ohne dass sich etwas ändern würde. Das ist mir dann doch zu vage. Mir kommt lediglich Karl Valentin in den Sinn: "Mögen hätten wir schon wollen, aber trauen haben wir uns nicht dürfen." lg hginsomnia
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