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Optimistische, fröhliche Gedichte
von Anna Lyse » Mi 07 Jul, 2010 22:46
das eine haus so unterkühlt hält hier farblos jede blume, jede wand vielleicht noch trost. nein, ich tröste nicht und rufe kaum die zimmerecken an, ich sitze doch weit.
aber möchte bald gesungen haben bitte eins bis viele mehr mehr kindchenlose lieder.
wie ich sie schon nicht mehr kannte!
vor dem wächst, vor dem haus, das lebhaft angeschwemmte stimm- gemurmel, wiegt mit in eins und mehr der winde, aus dem frühding: sommer/ aus dem haus.
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von Friederich » Do 08 Jul, 2010 20:13
Hallo Isa :-)
Auch wenn ich in letzter Zeit kaum noch dazu komme, ins Forum zu schauen, war dein Text dich mehr als ein Anlass zum Verweilen. Was mir besonders gefällt ist, dass du das Stilmerkmal des Abbruchs, das deine jüngsten Texte auszeichnet, hier ohne Gefühl der „Gewolltheit“ in eine formal vollständigere Form gepasst hast.
Inhaltlich weckt der Text ein Gefühl von Statik, von „gebremster Trostlosigkeit“, die durch zahlreich kleine Eindrücke und einen befreienden „Ausblick“ am Ende eine wunderbare Momenthaftigkeit erhält, die Hoffnung vermittelt.
Klanglich finde ich das Ende, als die letzte Strophe, sehr gelungen, vor allem durch den tollen Zeilenumbruch. Dann kommen die zueinander passenden „ozeanischen“ Bilder und der dynaminierende Abschluss. Einzig dem Wortspiel „frühding“ stehe ich noch gespalten gegenüber; einerseits könnte es zu spielerisch wirken, betrachtet man den Kontext, auf der anderen Seite wird dem Wortspiel durch den Doppelpunkt das Gewicht genommen und es wird damit nicht zu prominent. Aber ich will mich nicht an dem Detail aufhalten sondern sagen, dass der Text zu denjenigen zählt, die mir nicht nur künstlerisch, sondern auch inhaltlich viel geben können.
LG, Friederich
L'avenir, on ne l'attend pas comme on attend le train. L'avenir, on le fait. (Georges Bernano)
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von Anna Lyse » Di 20 Jul, 2010 12:54
hallo friederich, tschuldige meine späte antwort. danke dir für den kommentar. Was mir besonders gefällt ist, dass du das Stilmerkmal des Abbruchs, das deine jüngsten Texte auszeichnet, hier ohne Gefühl der „Gewolltheit“ in eine formal vollständigere Form gepasst hast.
ich weiss nicht ob mir das gefällt, demnach weiss ich auch nicht was ich von diesem text halten soll. doch da es mir nicht gelang den text so zu gestalten dass er mir mehr zusagt habe ich mich sogar schon an diese ganze einfachheit gewöhnt. ich wollte alles ziemlich simpel halten ohne aber gewöhnlich zu werden. doch am ende, durch dieses "wortgestammel" wie es schon genannt wurde, bin ich wieder in dieses unverständliche, vor allem aber aus dem rahmen der vorherigen strophen gerutscht. es freut mich natürlich dass du hier etwas schönes gefunden hast, hauptsache das, wenn ich schon nicht so ganz klarkomme :D (das frühding, war erst ein frühling doch ich fande es als gegenstand zu bezeichnen, hier, viel treffender). ein paar änderungen habe ich noch vorgenommen, doch das werden wohl auch die letzten sein. und dieses stück ist dann erst einmal vorbei. hoffentlich. liebe grüße, isabel
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von Antibegone » Di 22 Mär, 2011 01:16
Ein Haus, das kein zu Hause für das LyrIch mehr ist. Die fehlende Wärme, die „Farblosigkeit“, der ständige Rekurs auf eine Vergangenheitsebene: „nicht mehr“, „noch“, „nach jahren“, „gesungen haben“. Ich frage mich, ob du das brauchst. Zumal du auf diese Weise „mehr“ geschlagene vier Mal wiederholst, in so einem kurzen Text ist das viel. Ja, Stilmittel, womöglich, zumal du ja sogar die Doppelung von Mehr durch Zeilenbruch betonst. Das Ganze hat halt dann doch irgendwann einen stark sentimentalen Anstrich: „wie ich sie schon nicht mehr kannte!“ Der Gestus, zurück sehnend, überschwänglich.
Ist das so gewollt, Isa?
Interessant ist das Futur II. Der Sprecher möchte in der Zukunft abgeschlossen haben „kindchenlose lieder“ zu singen. Kinderlieder kennt jeder. Du verniedlichst und verneinst. Jemand, der bald Lieder an keine Kinder (mehr) singen will, damit abschließen will? An dieser Stelle scheint es mir zu hängen. In gewisser Weise ist das „sie“ des Ausrufes zweideutig, entweder auf „kindchen“ oder „lieder“ bezogen. Es bleibt für mich seltsam in der Schwebe, ob das Bild jemanden meint, der nie Kinder hatte und sich das wünscht oder jemanden, der welche hat und diese aber schon längst ausgezogen sind.
Nehmen wir das „stimm-/gemurmel“ dazu scheint es mir als wäre das Haus einst belebt gewesen. Oder wieder nur: Der Sprecher wünscht sich das? Bei erster Variante ergäbe sich aus den letzten fünf Zeilen, das etwas von der Erinnerung sozusagen bleibt, zu dem Sprecher hinüber weht. Eine Art Essenz, erwachsen aus der ehemaligen Belebtheit, die jetzt in „tiefen luftzügen“ spürbar wird.
Dabei: am Anfang ist es nur „ein Haus“, am Ende „das Haus“. Was bewirkt es, dass dieses Haus ein bestimmter Ort wird? Das Bewohnen, das lange zurück liegt? Das Hineinträumen – in etwas, was vielleicht sowieso nie war?
Hm, ja, ein Bilder, ganz nett. Es fehlt mir das von dir so oft geschriebene „Mehr“, etwas, das über das Gedicht hinaus weist, alles bleibt in sich… oder sehe ich es nur nicht? Klär mich auf.
Drehrassel: "Als Lyriker sollte man eine ahnende Checkung haben, von dem, was man da macht."
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von Anna Lyse » Di 22 Mär, 2011 12:56
hey antibegone,
danke für dein feedback. ist schön mal ein feedback zu einem nicht so ganz aktuellem text zu lesen. auch wenn mir der text jetzt mehr als lächerlich erscheint und dazu hat nicht nur dein kommentar beigetragen. ich habe es seitdem ich den letzten kommentar dazu abgegeben habe nicht mehr gelesen, wäre vielleicht mal ganz lehrreich gewesen.
ich fang mal unten an.
Hm, ja, ein Bilder, ganz nett. Es fehlt mir das von dir so oft geschriebene „Mehr“, etwas, das über das Gedicht hinaus weist, alles bleibt in sich… oder sehe ich es nur nicht?
ja mehr als nett ist es hier dann doch nicht. dem leser bleibt nach ein oder mehrmaligem lesen nichts woran er sich ggf. erinnern möchte. du hast auch die verwendung von "mehr" am anfang angesprochen. so gesehen war es als stilmittel gedacht, jedoch gebe ich jetzt mit etwas entfernung zu dass es doch ziemlich lachhaft geworden ist, vor allem weil es nichts gibt was sich darüber hinaus noch lohnen würde. fast schon ein wenig tragisch. es bleibt alles in sich, auch hier bekommst du meine zustimmung. dem leser wird gar nichts gegeben bis auf ein paar bilder die aber verschwommen bleiben und nicht mal den hauch einer ahnung zulassen. Dabei: am Anfang ist es nur „ein Haus“, am Ende „das Haus“. Was bewirkt es, dass dieses Haus ein bestimmter Ort wird? Das Bewohnen, das lange zurück liegt? Das Hineinträumen – in etwas, was vielleicht sowieso nie war?
hmm ja doch du triffst es meines erachtens schon sehr gut. das bewohnen liegt lange zurück und der blick darauf hat sich geändert. auch nichts wirklich neues. ein ständiges in der vergangenheit leben die aber so gar nicht passiert ist. ziemlich einfach, selbst wenn man nur rumraten würde und kein bisschen vom restlichen text gelesen hätte. Es bleibt für mich seltsam in der Schwebe, ob das Bild jemanden meint, der nie Kinder hatte und sich das wünscht oder jemanden, der welche hat und diese aber schon längst ausgezogen sind. Nehmen wir das „stimm-/gemurmel“ dazu scheint es mir als wäre das Haus einst belebt gewesen. Oder wieder nur: Der Sprecher wünscht sich das? Bei erster Variante ergäbe sich aus den letzten fünf Zeilen, das etwas von der Erinnerung sozusagen bleibt, zu dem Sprecher hinüber weht. Eine Art Essenz, erwachsen aus der ehemaligen Belebtheit, die jetzt in „tiefen luftzügen“ spürbar wird.
seltsam in der schwebe war so schon angedacht jedoch nicht so verworren. ich dachte es würde sich sehr leicht vom restlichen text unterscheiden deshalb die benutzung des futur. oder sagen wir eher die mischung aus vergangenheit und illusion und der gegenwart die so nie da ist. was weiss ich. so ganz werde ich aus meinem geschreibsel nicht schlau da ich zugegebenerweise teils nur der liebe zur repetitiion sowie bevorzugten wortpaaren geschrieben habe. denn ich wollte etwas ganz bestimmtes aber wusste nicht wie und herausgekommen ist sowas. weiss nicht ob das für dich einen sinn ergibt aber von dieser gewollten innovation bin ich jetzt auch schon etwas fern. wenigstens etwas.
ja die "tiefen luftzüge" könnte man auch nur als ein endliches luftholen verstehen, endlich aufatmen können oder auch nur die bedeutung eines einfachen seufzen.
du sprichst im ersten teil deiner kritik von einem "stark sentimentalen" anstrich. genau so sollte es klingen, jedoch habe ich denk ich die gegebenen stilmittel stark überstrapaziert.
danke antibegone für deine kritische sicht, hätte mir früher auch mal ganz gut getan aber besser spät als nie.
bis dahin und liebe grüße,
isa
p.s. falls ich noch offene fragen gelassen habe tut es mir leid.
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von Antibegone » Do 24 Mär, 2011 17:19
seltsam in der schwebe war so schon angedacht jedoch nicht so verworren. ich dachte es würde sich sehr leicht vom restlichen text unterscheiden deshalb die benutzung des futur. oder sagen wir eher die mischung aus vergangenheit und illusion und der gegenwart die so nie da ist. was weiss ich
Verworren ist nicht schlecht. Für mich nicht. Wozu verständliches Dichten? – Ich brauch’s nicht. Meistens empfinde ich so ein „in der Schwebe bleiben“ als Stärke eines Gedichtes. Keine Ahnung, ob mir das jetzt hier gefällt. Mir geht’s auch gar nicht um „gut“ und oder „schlecht.“ Ich tat nichts außer: Die Wirkung des Textes auf mich zu beschreiben. Was du daraus machst, ist deine Sache. da ich zugegebenerweise teils nur der liebe zur repetitiion sowie bevorzugten wortpaaren geschrieben habe.
Also, dazu kann ich jetzt nur eins sagen:
Ja.
Find ich super, dass du es selbst sagst.
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