Optimistische, fröhliche Gedichte

Geltung

Beitragvon atti » Mi 22 Jun, 2011 16:50


Geltung

Blätterrausch aus Wind
in der Bäume Kronen.
Ob es Zeichen sind,
die in Dingen wohnen?

Dass der Regen kommt,
ist erspürt, eh Tropfen
fallen. Und es frommt
gegen mein Verkopfen.

Aber dieses Bild
ist so herzlich nichtig,
nur als Anlass wichtig,
um zu zeigen: es gilt.

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rivus (Sa 25 Jun, 2011 03:56)
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Re: Geltung

Beitragvon rivus » Sa 25 Jun, 2011 03:54


hallo atti,
ach geltung. was gilt, galt, gegolten hat ist im wandel unsrer welt allzu schnelllebig. und doch gibt es geräuschkulissen, rauscht mitunter ein besonderer baumbart, der vielleicht die kronen der schöpfung noch in seinen wipfeln bewahrt. und es rauscht seismographisch und hygrometrisch, denn der elementäre regen ist auch ein träger des archaischen, der gemüt und seele des irdischen seins tropfenweise, mythenweise aus einstigen und jetzigen urerleben verlebendigen kann, sodass die emotio doch noch eine chance bekommt, um das sinnenhafte von welt, das ratioferne, auch intraindividuell, fassbar zu machen. doch in dieser großen welt hat scheinbar das bildhafte und nichtkognitive wenig bestand und nur beschränkte gültigkeit, weil es nicht wirklich und konsequent gefühlt und gelebt wird. so wird es, möglichst auf alltagstauglichleit abgeklopft, als mittel zur geltung, zum schönen schein, zur beruhigung von gemüt benutzt. so bleibt es ein manifest der geltung und doch vielmehr, denn das substanzielle bricht sich durch jedwede oberfläche. nun gilt's!

gern assoziiert
lg, rivus
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Re: Geltung

Beitragvon atti » Mi 29 Jun, 2011 19:39


...und wie immer gern gelesen...

Hallo rivus - und danke, rivus. Freue mich immer sehr über diese deine lichten Assoziationen. Und manchmal Frage ich mich, ob das Gedicht da überhaupt mithalten kann...
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Re: Geltung

Beitragvon LAS » Fr 29 Jul, 2011 18:56


Hallo atti,

interessantes Gedicht, welches in mir die Frage aufwirft, ob Dinge bereits gelten, wenn sie noch nicht da (und nur als Anzeichen erkennbar) sind? Würde man alles auf die Verstandesebene reduzieren, müsste man dies vermutlich verneinen: Es ist erst dann bewiesen, dass es regnen wird, wenn es regnet. So funktioniert die Welt vielleicht im Modell, aber nicht in der Praxis. Ohne Vorzeichen, die angenommen werden, gäbe es vermutlich nicht mal die Liebe.

Einige Worte ("frommt" / "Verkopfen") sind vermutlich dem Reim geschuldet, aber sie wirken dennoch nicht deplaziert oder gar störend. Etwas hadere ich mit dem Reim "Bild" - "gilt", aber nur kurz, denn es ist für mich letztlich ein Gedicht mit viel Inhalt und gleichwohl sehr hübsch verpackt.

Mit freundlichen Grüßen

LAS
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Re: Geltung

Beitragvon atti » Mo 01 Aug, 2011 14:55


Hallo LAS,

ich danke dir! Vor allem, dass das "frommt" und das "Verkopfen" nicht deplaziert oder störend wirken, beruhigt mich. Genau das war nämlich meine Sorge. Gleichzeitig wollte ich aber eben auch gerne dieses altertümelnde "frommt" mit dem neumodischen "Verkopfen" aufeinanderprallen lassen. Schön, dass es gelungen zu sein scheint und dir gefallen hat.

Freundliche Grüße
atti
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