Optimistische, fröhliche Gedichte

Sommer

Beitragvon labahannes » Sa 28 Nov, 2009 20:31


Zähig-träg fließen wir
durch die Sonne
Zeit bleibt
wenn wir sie nur fragen würden
Mädchen uns Glück
mit ihrem Lächeln bringen
labahannes
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Re: Sommer

Beitragvon Drehrassel » Sa 28 Nov, 2009 21:47


also,

ich bin immer für neologismen, hannes. aber... aus dem adverb/attribut "zäh" ein (ebensolches attribut) "zähig" zu machen, finde ich hier nicht gelungen. / dein bemühen um polysemie und ambiguität (doppel- und mehrfachdeutigkeiten) anhand von syntaktisch-grammatischen "koppelungen" - will ichs mal nennen - , spiel mit enjambement und fehlender interpunktion, sowie konzentration auf den vers als eine neben dem grammatischen satz gleichberechtigt sinnstiftende und das gedicht erst mit-konzipierende eiinheit, ist offensichtlich und unüberlesbar. - das ist ja auch erstmal gut so. allerdings will eben dieses formal-ästhetische bemühen meines erachtens nicht recht korrelieren mit einer allgemein überzeugenden bildhaftigkeit und einem generellen umgang mit dem, seiner alltagssprachlichkeit enthobenen, und damit lyrisch sublimierten wort. - symptomatisch hierfür erscheint mir der phantastisch anmutende einstieg in den text, welcher im laufe der wenigen paar zeilen schnell verflacht in eine allzu unverbindliche rhetorik und semantische beliebigkeit. das vollzieht sich sowohl auf der ebene von sentenzenhaften einschüben wie "zeit bleibt" (auch wenn hier die "verknappung", die gedrängtheit des grammatik einher geht mit stilistischen mitteln. auf klanglicher und struktureller ebene: siehe oben, spannungsverhältnis satz/vers) ebenso wie einer "semantik allzu banalster sinnlichkeit und erotik": hübsche mädchen [...] lächeln / beglücken". / wenn man sich des personalpronomens "wir" (resp. "uns")bedient, also dem fall der 1. person plural, so sollte man sich im klaren darüber sein, hiermit ein identifikationsangebot zu schaffen für eine - mehr oder weniger - indefinite gruppe von an einem text beteiligten. insofern ist das meiner meinung nach immer ein gewagtes unternehmen. nicht, dass ich prinzipiell davon abraten würde; das nicht. nein. allerdings evoziierst du anhand dieser technik entweder einen spezifischen und leicht bestimmbaren "intendierten leser" (z.b. soziologisch, soziopsychologisch) oder aber lässt diesen aufgehen in einen "sound des allgemeingültig menschlichen" (wie rilke das etwa auf diese weise versuchte). - mich aber kann diese mir vorliegende "blaupause über ein miterlebendes mögliches - trotz aller gewollten direktheit sozusagen bekannter liebesbedürftigkeit - nicht für sich gewinnen. - wohl gibt es auch in meinem realen leben "mädchen", die ich durchaus als "hübsch" bezeichnen würde, und deren "lächeln" mich "beglückt"... aber nicht in einem lyrischen gedicht. hier spielt eine andere musik. hier will das gefühl bekommen, meine gefühle seien etwa anderer natur, als nur dem umstand geschuldet, ich sehnte mich viell. nach profan formulierten zusammenhängen unaussprechlicher - und darum auch nicht anders als in verzweifelt mäandernder klage aus sprechakt des alltäglichen - [...]

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Re: Sommer

Beitragvon Anna Lyse » So 29 Nov, 2009 13:40


Hallo hannes,

ich finde deinen Text gut, vielleicht ein wenig bilderlos, aber dennoch gut. Besonders gut gefällt mir hier "...fließen wir durch die Sonne" so könnte man den Sommer durchaus sehen und spüren. Dann bringst du die Zeit hinein, vielleicht sollte es andeuten wie schnell die Zeit doch vergeht und wir sie nur in unseren Gedanken aufhalten können.
"Wenn wir sie nur fragen würden" dies ist eine Zeile in der ich nicht so ganz mitkomme. Meinst du hier die Zeit würde angehalten oder die (Jahres)zeit würde ohne Wechsel weiterlaufen wenn wir sie fragen würden, was genau fragen?
Die vorletzte Zeile ist mir definitv zu lang. Auch die vielen Wörter mit ü sind mir hier wie ein Zungenbrecher ;)
Wie wäre es wenn du schreibst : " Mädchen bringen uns Glück
mit ihren Lächeln"

Ich weiss, jetzt habe ich einfach das Wort "Rücken" und "Hübsche" ausgelassen, ist es sehr wichtig für den Text? Du könntest die "Rücken" natürlich auch noch in die letzte Zeile einfügen. Ansonsten würde ich wirklich darüber nachdenken es evtl. zu streichen. Ich finde auch das "Hübsch" ist hier nicht wichtig, für mich zumindest nicht. Du wirst es aber wohl am besten wissen.

Ich habe deinen kleinen Text sehr gerne gelesen.

Viele Grüße,
Isabel
.
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Re: Sommer

Beitragvon labahannes » So 29 Nov, 2009 14:05


Hallo Rassel,
danke für den ausführlichen Kommentar. Hast du Ideen wie ich es ändern könnte oder ist dieses Gedicht nicht mehr zu retten.


- hannes, benutz doch bitte die editierfunktion.
beiträge zusammengezimmert von exmaex -



Hallo IsaG,

danke für deinen Kommentar.
Das mit der Zeit meinte ich so, dass man die Zeit so gut wie möglich nutzen sollte und dadurch die Zeit bittet zu bleiben, was sie dann ja auch tut( wenn man sich an einem Wintertag aan sie erinnert). Den letzten Teil habe ich jetzt ein wenig geändert.

So long
johannes
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