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tageswarme launen

BeitragVerfasst: Mo 21 Dez, 2009 10:38
von Anna Lyse
das boot steht im spätmittag,
bleiben auf ungeschlüpften boden,
fast versunken unser stand,
ja, wir leiten ärmellos ergriffen
gelachtes über tageswarme launen
weiter von bein zu bein hüpfen,
tragen sohlen druckfrisch
ins flache
gerade noch, entlang feuchtnähte

umspuktes salz
gerochen.

Re: ohne titel

BeitragVerfasst: Fr 25 Dez, 2009 11:41
von rivus
hi isa,
als neugierspuriger spreewalder bootsfahrer bin ich gleich mal auf deinen text ins boot gesprungen. es steht - müsste es nicht eigentlich gebo(o)tsmäßig eher in bewegung sein? - schon zu lange " im spätmittag, lockt uferfern?,ufernah?, kommt einfach nicht in die vorwärtige zeit und scheint für mich schon zu lang auch unbeladen, abenteuerlos, museal angepflockt zu sein, denn der plural insistiert eine zu zeitig weggebliebene bootsbesatzung, die deswegen immerhin noch besorgt, unruhig stand- u. spielbein wechselnd nicht müde wird auf zu bleiben, "auf ungeschlüpften boden" , im wässrigen element in respektabler entfernung zum (boots)standshorizont , um sich wenigstens im ungeschlüpften lyrwir von gelachtem, erwärmenden, launenhaften schupsen zu lassen, dass der hemdsärmlig abgestreifte, zu feste stand ins bewegte, lebendige, noch nicht zu späte hüpfen überleitet! nur so können die sohlen noch leben druckfrisch spüren, das tiefe ungelebte ins flache tragen, um doch gerade noch entlang der feuchtnähte zu ahnen, unter welchem verschluss sehnsüchte wühlen. es bleiben dennoch nur umspukte, szenarische, halluzinative geruchswahrnehmungen: das boot weilt weiter ungenutzt, unbetagt, spätet traum u. wirklichkeit, verankert erinnerungen, begehren. alles scheint trotz allem arretiert.


lg,rivus

Re: ohne titel

BeitragVerfasst: Fr 25 Dez, 2009 21:58
von Anna Lyse
hi rivus,

danke fürs beschäftigen mit meinem text :)
du hast vollkommen recht, so betrachtet müsste das boot treiben im wasser doch es steht in der zeit. der "spätnachmittag" ist diese zeitangabe und sagen wir mal so, es ist eher ein stillstehen, da es ein ausflug ins wattenmeer darstellt,hier somit auch zwei betrachtungen mit eingeschloßen sind. mir war sehr wohl klar das dies nicht erkennbar ist und somit genau an der stelle zu ein klein bisschen verwirrung führen kann. ufernah, ist demnach nicht relevant, da das boot nur die einleitung zu der kleinen gefühlslastigen wanderung ist die dann folgt.

du hast richtig erkannt dass ich nicht in der lage war den text mit einer rückkehr zu dem boot , wenn auch nur eine gefühlte, herzustellen. deshalb erachte ihn auch als misslungen.
blockiert hier eher wehmut die rückkehr, ebenso wie das sehnen nach einer gewissen standhaftigkeit. welche nur noch "von bein zu bein" hüpft. sich dann treiben lässt und kein zurück mehr kennt. das lyr.wir lässt sich im lachenden treiben, möchte einander festhalten doch hat nur ärmelloses ergriffen, hält sich nicht wirklich gegenseitig sondern nur scheinbar.
die sohlen welche spuren hinterlassen sind die kurzlebigen launen des lyr.wir, diese abdrücke werden nichts überdauern
.
das ende fand ich bis vor kurzem noch das beste, da ich oft probleme habe ein geeignetes ende zu finden. doch nun bin ich mir nicht sicher ob die nüchternheit am ende nicht doch ein zu starker kontrast ist zum ziemlich ausschweifenden mittelteil.
ausserdem denke ich, ist dieser text ist ziemlich ungenau gehalten und eher nicht auf den punkt, andererseits wäre er mir zu lang geworden wenn noch ein paar dinge verdeutlichen wollte. ein wenig sitzen bleiben sollte der text noch, bevor ich ihn wieder anrühre weil ich grad nicht wirklich zu einem ergebnis kommen würde.

danke für deine interpretation rivus, hat mich sehr gefreut :)

gruß,
isabel