Optimistische, fröhliche Gedichte

Der Kuss

Beitragvon Lothar Atzert » Do 07 Okt, 2010 13:01


Der Kuss

Das Wort schmecken, wie den edlen Wein
Aus Südhanglage. Denn süßer dort sind Trauben
Und gereifter perlt Klang trunkener Liebe.

Schmecke das Wort, wie Lippen bewegt
Weisheit: Gestalt - Quell aller Quellen
Sei des Gedichts Kuss mir. Hier! Jetzt!

Das Wort schmecken, wie es schwingt - schmecke,
Singe, sing', wie der Vogel im Ast: frohlocke
In den einenden Fug zum Werk.

Schmecke die Lichtung (das Wort schmeckt dich)
Und Wort wird Ort und Ort wird Welt.
Und Welt Welle, wallend, fallend fort und fort.

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Aw: Der Kuss

Beitragvon Le_Freddy » Do 07 Okt, 2010 22:15


schönen guten abend.
ich nehme mir schläfrig die zeit -


am ende gefällt mir der text, weil er so spielerisch ist:
"Und Welt Welle, wallend, fallend fort und fort."
ist echt ein schönes konstrukt (klanglich), nicht sonderlich neu, in dem weg den es nimmt, aber so im ganzen textfluss überraschend und sicherlich ein guter abschluss. (Allerdings erschiene es mir, wenn man "Welle" und "Welt" runder/harmonischer - schöner. - natürlich bricht das mit dem satz, aber es geht mir hier tatsächlich nur um den vers in sich.)

anders sehe ich das bei:
"Sei des Gedichts Kuss mir. Hier! Jetzt!"
die zeile finde ich wirklich garnicht gelungen. (wenn ich mir die vermutung erlauben darf:) ich fürchte hier sind "Idee" und der wille zur form kollidiert - und wer muss am ende drunter leiden?: der klang. "Sei des Gedichts Kuss mir."<-wirkt einfach nur sperrig/verbaut und dieses "mir. Hier! Jetzt!"ist so unschön zerhackt. dieser binnenreim, verbindet nichts, er zwingt nur dazu nochmal tiefer luft zu holen. also ganz unschön zu lesen.

ansonsten bin ich aber der ansicht, dass du geschmack bewiesen hast den umgang mit worten angeht.
gleichwohl ist mir die wortwahl selbt zu kitschgeladen, es werden ohne weitere ausführung "Welt", "Weisheit" und "Liebe" in den raum gestellt, die dann irgendetwas ganz besonderes bedeuten mögen & wir alle wissen das und fühlen ganz dolle mit. nenene.
(Ich befasse mich grade recht stark mir "kitschliteratur" - von daher bin ich recht allergisch auf kitsch, außerhalb meiner kitschstudien.)

schlaf gut!
fred
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Aw: Der Kuss

Beitragvon Lothar Atzert » Sa 09 Okt, 2010 11:15


Hey Fred,
Danke für Dein traumwandlerisches Reflektieren. (Ich bin gerade aufgewacht) Das "kitschig" muß ich mir dann halt gefallen lassen.
Die 2. Strophe ist schwächer, das war mir schon klar.
Na immerhin gefällt's Dir am Ende.
Vermutlich ist das, was ich sagen wollte, garnicht rausgekommen: daß Worte ein Eigenleben haben, weswegen man sie "schmecken", also sich ihrem Klang hingeben, sie wirken lassen soll - der Volksmund sagt "meditieren" dazu.
"Schmecke die Lichtung (das Wort schmeckt dich) - da geht es nicht nur um den schönen Klang, sondern es ist das. was das Wort anrichten kann, wenn man sich drauf einläßt: es lichtet den Geist auf ähnlich geheimnisvolle Weise, wie eine Waldlichtung, auf der Tiere erscheinen, wenn der Tag sich neigt.

Du befasst Dich mit Kitschliteratur - das "befassen" kann man auch schmecken: im Fass wird primär Vergorenes gelagert (s gibt natürlich auch Heringe in Fässer, aber das Gemeinsame ist das Einlagern.) Auch der Hundehalter sagt "Fass" und der Hund schnappt zu. In dem Sinne nähere ich mich der Muttersprache ... also nicht auf analytische Weise, sondern ich lasse sie über's Bild assoziativ selbst zu Wort kommen "... und Wort wird Ort" usw.

... und ich verlasse jetzt diesen Ort und bedanke mich nochmals und wünsch süße Träume
Gruß
Lothar
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