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Aw: nachwegen

BeitragVerfasst: So 27 Feb, 2011 00:41
von Ruelfig
Hi Rivus,
eine zerbrochene Dorfidylle, Zwänge, der Not geschuldete Scheinfreiheiten, insgesamt bedrückend. Phrasenabbau und die Kinder huschen zwischen durch mit Märchen in den Hosentaschen, sie dürfen sich nicht erwischen lassen, die Fenster könnten sie verraten. Für mich ein Text aus einer Welt, zu der ich keinen verurteilen möchte, die aber durchaus denkbar sein mag.
LG,
R

Aw: nachwegen

BeitragVerfasst: Mo 28 Feb, 2011 10:37
von atti
Hallo rivus,

ein starker Text finde ich. Voller Anspielungen, von denen ich nicht alle entschlüsseln konnte, fürchte ich, aber doch genügend um die gemischten Gefühle einer Erinnerung an das Aufwachsen in der Nachkriegszeit in der DDR herauszuerleben. Sehr dicht das ganze, sehr gerne gelesen.

Und weil ich mich in letzter Zeit viel mit poeotologischen Qualitäten in Lyrik auseinander gesetzt habe/setzen durfte/setzen musste, freute ich mich besonders über den Schluss als Benennung dessen, warum gedichtet würde:

uns haltend, springend, odend bis das letzte stück von dir gefasst ist.


Grüße,
atti

Aw: nachwegen

BeitragVerfasst: Mo 28 Feb, 2011 12:50
von cube
he rivus, ich habs jetzt einige male gelesen, tickert feine und frische bilder an, der singende baggerführer, inmittenmeer, bautzens stolze türme. das gedichtpersonal scheint mir schräg liebenswert und selbstbewusst zugleich zu sein, während es durch die karge und harte und manchmal zauberische landschaft malochert und stromert.
wollte eigentlich all das verstehen und zum tiefsten bedeutungskern des gedichts vordringen, muss aber irgendwo zwischendurch einen der roten fäden verloren haben, oder war er gelb oder grün? wenn du ihn findest, bitte an der rezeption abgeben, irgendwo da muss auch noch mein kind stehen, dann kann ich gleich beides zusammen abholen.
bis dann
cube

Aw: nachwegen

BeitragVerfasst: Do 03 Mär, 2011 21:05
von rivus
hallo zusammen,
danke für eure komms.


@ruelfig
ja r., ist eigentlich eine lyrgeschichte, die nicht nur denkbar, sondern passierte u. gott sei dank gab es nischen u. fenster u. doch ist das nachwegen mehr als gefährlicher u. gefährdender pauschtext.


@atti
danke für's gerne gelesen. & im sinne der letzten zeilen, die wirklich ddr-bezüge transportiert, bin ich als schreiberling dabei!

@cube
ach, ich habe keine bunten fäden mehr. ich glaube, die würden nur verwirren, verwickeln, verknoten u. verschiedenste scoobido-schlüsselanhänger entstehen lassen, hol mal lieber nur dein inneres kind ab u. es gab in diesem land vor der zeit labyrinthe, die das bedrückende aushaltbar machen ließen u. am ende eben nach dem überleben auch wieder nachwegbar waren wie zu der zeit, die keine solchen bunten fäden gestattete, jedenfalls nicht für das lyrich, das stellvertretend für kinder- und jugenschicksale steht, stehen soll, aber es gab sie doch, diese heimlichen odenden, haltenden, springenden momente. vielleicht rührt daher, dass ein roter faden, solchem nicht folgen sollte, denn wenn man erwischt wurde, gab es mitunter nicht mal mehr diese kleinen kellerfenster ...

lg, rivus