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Eines Nachts

BeitragVerfasst: Do 29 Okt, 2015 05:14
von Nachfrager

Da saß ich des Nachts
und sah die zwei Sterne, Brüder,
die sich nicht trennen können,
namenlos für mich, und ein
zärtlicher Wind fuhr
durch die Pappeln.

Und ich wusste,
als der Himmel mich ansah,
am Morgen werden die Sterne
über die Dächer der Stadt
gewandert sein, ruhlos
kreisend im All.

Durch den Schlaf noch
die Brudersterne, ich staunte
und träumte doch, beneidete sie
um ihr Überdauern, und wie Gesang
das lebendige Rauschen
der Pappeln.

Re: Eines Nachts

BeitragVerfasst: Do 29 Okt, 2015 12:07
von vakuum
Hallo nachfrager,
einfach nur wunderschön - von der ersten bis zur letzten zeile. gerne gelesen. gruß, vakuum

Re: Eines Nachts

BeitragVerfasst: Mi 04 Nov, 2015 17:24
von rivus
hallo nachfrager,
das ist poetisch und umfängt mich, auch weil ich neben pappeln aufgewachsen bin und unter (in laubhütten) und über ihnen (vom hochdach aus) als kind und jugendlicher gespielt habe. vielleicht ist es auch die sehnsucht des ewig nach einem seelenverwandten suchenden, der mit dem blick (real, surreal, verträumt, vergegenwärtigt, vergänglicht) zu den zwillingen genau den hauch ewigkeit einfängt, der uns in solchen momenten des nachts an unsre sterblichkeit erinnert. aber das pappelrauschen setzt einen schönen kontrapunkt, begleitet und betont zugleich die sehnsucht und die möglichkeit (antinomie) der menschlichen seele wenigstens einmal, sei es am himmel oder "durch den schlaf" zu dauern.

sehr gern gelesen
lg rivus