von blaue_Raupe » Mo 16 Feb, 2009 14:58
Hallo Aichi.
Im Vorstellungsfaden hast du geschrieben, dass du dich für Japan interessierst. Gehört "Aichi" dazu, und bedeutet es was?
Wie geübt du im Austausch über Texte bist, weiß ich nicht, oder wie bekannt dir Bilder und Wendungen sind, die allzu oft eingesetzt werden. Im Gedicht oben ist das augenfälligste für mich "Frei sein" in Verbindung mit, soweit ich es lese, einem Suizid.
Aber von den zugegeben sehr absehbaren Elementen bewege ich mich erstmal weg, d.h., davon, dass sie da sind.
Man kann immerhin auch aus Dauerbrennern noch was lösen und weiterverarbeiten, ohne, dass es allzu sehr schmerzt, je nach Kontext & Dosis.
Die größte Schwierigkeit liegt für mich eher darin, dass ich es in Ausdruck und Inhalt als enorm kindlich empfinde, wo ich zeitgleich noch einen Suizid habe, den ich in die Lesestränge einweben soll, da er elementar ist.
Es beginnt schon dort, um eine Zeile zum Titel hinzuzuziehen, wo der große Wunsch besteht, "frei zu sein" und "fliegen zu können". Frei sein von dem, was einen belastet, was im Wege steht, einfach davonfliegen, es zurücklassen und woanders landen, es vergessen, aus den Augen, aus dem Sinn. Okay. Verständlich, dass der Gedanke vielleicht hin und wieder auftaucht. Hier wird er allerdings nicht kontrastiert oder bleibt als winziger Moment im Gedächtnis (im Gegensatz zur Schwerpunktsetzung im Gedicht oben), sondern es geht noch weiter im für mich eigentlich verniedlichen einer Person, jener, deren Hände nicht mehr zu halten waren.
Ein "kleines" Herz, das oft "tagelang weint". Nu, eine Hilflosigkeit spricht für mich nicht automatisch von Verniedlichung, aber ich hab bloß jene Reduktion, die erstmal oben steht, und Reaktionen und Empfindungen in Verfasser und Leser will zwar niemand absprechen oder schmälern, aber im Lesen dachte ich nicht an einen Erwachsenen, nicht an einen Teenager, sondern an jemanden, der deutlich jünger ist.
"kleines Herz", "fliegen", "Glück", "weinen", "Seele" ... das ist mir deutlich zu happig und berührt mich nicht.
Verstärkt durch die Zeile "es wollte Glück finden". Freilich, auch ein Stereotyp, der leider nicht sonderlich viel zu zeichnen vermag, aber wie erwähnt: die Kombination macht es hier, und die Vorstellung, ein kleines, weinendes Herz, das von allem Bösen davonfliegen wollte, mit Flügeln, die es sich wünschte, um irgendwo zu landen, wo das Glück es erwartet ... und in den See stieg, als das tagelange Weinen nicht half ... puh. Nee. Da kann ich dann nicht mehr.
Vielleicht war das ein großes Stück Seelenwelt zu viel, und der Effekt ist dir letztlich etwas entglitten, im Aufzeichnen einer "Nummer Sicher", dem Kleinen, dem Niedlichen, dem "Glück", in dem sich nicht ohne Weiteres landen ließ.
Das ist mir zu hart, vor allem, wenn ich angesichts eines Suizids knietief in der Zuckerwatte stecke.
Vielleicht lässt sich was machen im Weiterüben & Mitlesen, wie man der von mir empfundenen Eindimensionalität entkommen kann.
Zu behandeln, was du dir vorgenommen hast, ist allein schwer genug. Wenn du noch nicht so im Rutsch bist mit allem, Lesen, Schreiben, Meinungen kassieren, Verarbeiten, Weiterarbeiten, tut es vielleicht zunächst auch ne kleinere Herausforderung, wer weiß.
Soweit &
viel Gruß,
r~~~
you cannot unscramble scrambled eggs.[links:3fqyydm7][/links:3fqyydm7]