hallo KSt,
erstmal willkommen im forum!
ich bin kein experte für gute metrik, wenn ich dein gedicht jedoch laut lese, merke ich sofort, dass es unrund klingt. hier, ich zeix dir mal mit b-tonungs-x-n:
Tropfen Tropfen Wasser Wasser
XxXxXxXx
Hör ich stummer Blicke schreien
XxXxXxXx
Im Gefängnis meiner Tränen
XxXxXxXx
Begann ich mich zu entzweien
xXxxXxXx
Leere Leere Stille Stille
XxXxXxXx
Um mich her ein graues Band
XxXxXxX
Aus bunten Farben meiner Seele
xXxXxXxXx
Tief ins Fleisch hinein gebrannt
XxXxXxX
Dieser Graben Dieser Graben
XxXxXxXx
Dieser Abgrund unter mir
XxXxXxX
Fall hinab und falle tiefer
XxXxXxXx
Will mich halten fest an dir
XxXxXxX
Helle Helle Blicke Blicke
XxXxXxXx
Augen auf ich seh dich nicht
XxXxXxX
Mein Leben schwindet mit der Hoffnung
xXxXxXxXx
- wie Schatten im Licht.
xXxxXzum beispiel müsste ich, um in dem von der mehrzahl der verse aufgebauten sprachrhythmus zu bleiben, bei "Begann" in vers 4 das "Be"-tont; das "gann"-unbetont lassen. unnatürlich.
ich hab nichts gegen reimgedichte, wenn sich aber ein solcher rhythmus einmal hat etablieren können, ist es nur noch wenigen extrageschickten sprachschelmen möglich, ein vom leser unbemerkt, oder vielmehr doch schon bemerkt, jedoch nicht als unbehaglich empfundenes abweichen von diesem, nun sagen wir mal, takt sich zu getrauen. damit spiele ich ebenfalls auf gelegentlich über die silbenufer tretenden verse an. metreisch betrachtet ist afaik nur die dritte strophe einwandfrei: 8-7-8-7 silben und alle trochäisch.
inhaltlich ( :emo: ) werde ich mich mal zurückhalten, da ich mich dahingehend nicht objektiv äußern kann(/will :D ).
was ich dennoch anschreiben möchte sind bild- und sprachebene. letztere erscheint mir recht ge/erzwungen.
Hör ich stummer Blicke schreien
so, wie es da steht bedeutet es entweder: 1. das ich hört - während es anmerkt stummer (als wer/wann/was)zu sein - blicke schreien. 2. "stummer" ist ein adverb zu hören.
da mir die versionen beide recht skurril erscheinen, vermute ich lediglich einen tippfehler: "stumme blicke" ginge; du könntest aber auch "hör ich stummer Blicke Schreie" gemeint haben, das wäre zwar grammatikalisch schnieke, metaphorisch aber immer noch abgedroschen, aber dazu gleich. nennenswert wäre noch der vers
Will mich halten fest an dir
dessen inversion nur in der reimgier begründet sein kann. wäre der ganze text in dieser sprache ausgelegt, würde ich das als sprachliches stilmittel durchgehen lassen, von der schwülstigkeit und angestaubtheit dieses sprachstils mal ganz abgesehen, aber das sind einerseits subjektive kriterien, andererseits ließe ich mich nat. gern vom gegenbeispiel überzeugen wo war ich? ja -
bildebene: um den
emotionalen inhalt zu transportieren bedienst du dich vieler bilder/assoziationen, die in der alltäglichkeit schon so verwurzelt sind, dass sie kein interesse mehr [...] jedenfalls, solange dem text kein frischer bedeutungskontext an die hand gegeben wird. wörter wie licht, schatten, abgrund, leere, stumme schreie/blicke wurden schon in so viel aberbilliarden emotionalen-selbstschmerz-texten abgegesondert, viele davon waren von mir. 8o
du verwendest keine interpunktion. das kann - hier aber irgendwie nicht - vorteile haben, wenn man enjambements oder das aufbrechen der konventioneller sprache betreibt; verscheidenen lesarten als substrat dienen. irritierenderweise warst du im letzten vers inkonsequent. ebenso stehe - wenn ich das nahezue nichtvorhandensein von satzzeichen als autorenkalkül hoffentlich nicht missdeute? - in diesem zsmmnhng ebenso ratlos vor den riesig sich mir anbiedernden versanfängen. huge.
eine wahrlich oberflächliche kritik neigt sich dem ende: ich empfehle dir, dich mal an einem nichtgereimten gedicht zu versuchen, dort kannst du dich mehr auf den sprachfluss und die kreative auslebung von irgendwas konzentrieren und musst dich nicht abhängig von reim-kompromissen machen :)
gruß, exmaex