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Pessimistische Lyrik
von Nachfrager » Fr 10 Jan, 2014 21:08
Wir haben doch nur diese eine Zeit, dies Leben, ungewollt und unbekannt. Und uns, den Kinder der Genügsamkeit, hat sich das Stilleschweigen eingebrannt. Das Leid der andern kann uns nicht berühren, es reicht, was wir am eignen Leib verspüren. Verblüht sind wir und waren niemals jung, wir fragten niemals nach des Daseins Sinn. Wir leben hin für uns ganz ohne Schwung, das nackte Leben schon ist uns Gewinn. Wir wissen es, dass sie uns massakrieren - doch bleibt uns nur ein stilles Akzeptieren. In dieser Welt des Schweigens und des Nichts, wo jedes Widerwort als Aufruhr gilt, zerrt man uns vor die Schranken des Gerichts, bleibt jeder Traum von Freiheit ungestillt. Wir schweigen, müssen uns darein bescheiden. Es hilft ja nichts, es lässt sich nicht vermeiden.
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von struktur-los » So 12 Jan, 2014 13:43
Hallo Nachfrager, sei herzlich willkommen hier im Forum. Schau ich mir Struktur, Ausdruck und Bild-Sprache an, sagt mir dein Gedicht sehr zu. Es liest sich fließend und ja, es klingt - . Du hast Talent. Aufgefallen ist mir das fehlende "n" hinter Kinder in dieser Zeile: Und uns, den Kinder der Genügsamkeit Kinder n müsste es heißen. Und in dieser: Wir schweigen, müssen uns darein bescheiden . ist das "e" bei darein zu viel, oder irre ich? Was sind Mutanten? – sind es nicht genetisch veränderte Lebe-Wesen? – oder eher Wesen mit einem Gen-Defekt? Oder aber ist der Begriff hier eher als Metapher für den Menschen innerhalb einer/unserer Gesellschaft gedacht? Sind wir nicht alle Mutanten – da ein jeder anders als der andere ist? - und macht uns das gleich? Und wenn, wird es hier, in diesem Gedicht, weder mit Würde noch mit Verachtung getragen. Und es gibt ja auch noch etwas dazwischen… Dieses Gedicht ist schlicht mit Resignation bestückt – so empfinde ich es... Besonders deutlich wird es in dieser Strophe: Verblüht sind wir und waren niemals jung, wir fragten niemals nach des Daseins Sinn. Wir leben hin für uns ganz ohne Schwung, das nackte Leben schon ist uns Gewinn. Wir wissen es, dass sie uns massakrieren - doch bleibt uns nur ein stilles Akzeptieren.
Ich muss ehrlich zugeben, dass mir diese Verallgemeinerung gegens Gemüt schlägt – zudem ist es ein Jammergedicht… soll den Leser aber wohl zum Erwachen führen oder gar eine innere oder auch äußere Rebellion hervorbringen.?. Dafür fehlt m. E. jedoch der Schwenker am Ende… sowas wie ne Frage an den Leser oder ne Pointe… Was bleibt nach dem Lesen, Nachfrager? Eine kleine Ahnung um den Anderen, der die Dinge (scheinbar) einfach hinnimmt, nichts wissen bzw. ändern will? Liebe Grüße struktur-los
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von Nachfrager » So 12 Jan, 2014 14:32
Danke, struktur-los, für die Bestätigung, dass ich Talent habe. Und ja, bei Kindern fehlt das n. Auch dafür danke. Der Begriff Mutanten ist hier nicht biologisch gemeint, das geht ja deutlich aus dem Kontext hervor, sondern wird als Metapher im Sinne von Rückentwicklung gebraucht. Ja, es ist kein fröhlicher Text, sondern einer, den man nicht gern liest - falls man zu den Mutanten zählt. Aber wie es so ist: Die Pillen, die nicht schmecken, helfen am besten. Man muss sie allerdings schlucken. In technischer Hinsicht hast du nichts anzumerken? Alles in Ordnung? Ach ja: Muss man hier nur fröhliche Texte posten? Nachfrager
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von kokoschanell » Mo 13 Jan, 2014 22:06
nein, lieber nachfrager- hier muss man nicht nur fröhliche texte posten. willkommen auch von mir, die sich freut, einen reimer an ihrer seite zu haben,- was in lyrikforen ja heute eher selten ist. Und nein, strukturlos, ich finde nicht, dass es ein jammergesicht ist. was ist das überhaupt, en jammergedicht? eine etwas unglückliche begrüßung für enen,. der sich gerade anmeldet und mal richtig gut reimen kann. Mutanten- solche, die abweichen von der norm, solche, die sich nicht anpassen wollen- oder solche, die sich eben anpassen und dadurch, da sie sich selbst verleugnen z,u mutanten werden. bleibt offen. gut so. ich stimme dir in vielen punkten zu, lieber nachfrager, von dem einen blickwinkel heraus kann man das leben so sehen. aber nur von dem einen. es liet an jedem selbst, sich das stück freiheit zu erkämpfen. nicht alle sind kämpfer und g mögen daran wie dein protagonist auch, verzweifeln. im großen gesehen st dem menschen keine wirkliche freiheit, dazu höngt er wie du eindrücklich beschriebst zu sehr von der gesellschaft ab. dennoch sehe ich persönlich, nur subkjetiv gesehen, eine gesellschaft auch als etwas tragendes an. unsere in deutschland z.b. feste regeln geben jedem auch ein stück sicherhait. auch schon was. gerne gelesen, deins tück, über das sich gut philosophieren lässt. lg von koko
Zuletzt geändert von kokoschanell am Mo 13 Jan, 2014 22:13, insgesamt 2-mal geändert.
Vielleicht stünde es besser um die Welt, wenn die Menschen Maulkörbe und die Hunde Gesetze bekämen. G.B. Shaw
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von struktur-los » Di 14 Jan, 2014 11:09
Hey Nachfrager, vielen Dank für dein Feedback. Der Begriff Mutanten ist hier nicht biologisch gemeint, das geht ja deutlich aus dem Kontext hervor, sondern wird als Metapher im Sinne von Rückentwicklung gebraucht...
Ich denke nicht, dass dies eindeutig aus dem Kontext hervorgeht und hatte ja dennoch in meinem letzten Beitrag die Möglichkeit der Metapher in Betracht gezogen. Inwiefern siehst du in den Mutanten eine Rückentwicklung? Dies erschließt sich mir hier nicht. Ich habe dich nicht grundlos gefragt, was in deiner Wahrnehmung Mutanten sind. Wenn sie eine Rückentwicklung symbolisieren, frage ich mich gerade, ob deines Erachtens im Davor bereits eine Entwicklung sichtbar war bzw. überhaupt möglich sein konnte. Ach ja: Muss man hier nur fröhliche Texte posten?
Man muss hier gar nichts ... wenn du dich durch die Beiträge des Forums liest, wirst du feststellen, dass dem nicht so ist. Mir ging es eher um das WIR, welches, wie erwähnt, die Dinge um sich herum scheinbar hinnimmt und keinen Weg aus dem Dilemma sucht. Solche Texte las und lese ich zur Genüge und mir persönlich steigen sie zu Kopf... Es gibt zu viele Menschen, die sich beklagen, dieses Leid gerne auf alle anderen projizieren und zudem rein gar nichts an der Situation ändern mögen... es nach eigenem Ermessen wohl auch nicht können... ... und aus diesem Grund bleibt es für mich, liebe Koko, ein Jammergedicht... auch wenn es diesen Begriff in der Literatur gar nicht gibt... als Lyrikerin nehme ich mir einfach die Freiheit, die Dinge nach meinem Empfinden zu titulieren... Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass Nachfrager mir dies krumm nimmt, denn es richtet sich nicht an seine Fähigkeiten als Dichter. Ja, es ist kein fröhlicher Text, sondern einer, den man nicht gern liest - falls man zu den Mutanten zählt.
Kann ich somit davon ausgehen, dass du dich selbst nicht in dieser Rolle wähnst? - schreibst du doch vom "WIR"... Aber wie es so ist: Die Pillen, die nicht schmecken, helfen am besten. Man muss sie allerdings schlucken.
Auf diese Pillen bin ich gespannt... nämlich genau diese Aussage tritt aus dem Kontext deines Gedichtes nicht hervor, was sicherlich Absicht ist (?), da "Mutanten", nach meiner hiesigen Lesart, ja scheinbar weder eigene Strategien zur Problemlösung suchen noch eine von Außen gegebene Zuwendung sowie das Bemühen um Veränderung aus dieser "Richtung" in Erwägung ziehen. In technischer Hinsicht hast du nichts anzumerken?
Nein. Ich wünsche euch beiden einen schönen Tag! Liebe Grüße struktur-los
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von Nachfrager » Mi 15 Jan, 2014 09:27
Danke, kokoschanell, für deinen Kommentar, der vieles ganz richtig aufgreift. Nur eines müsste ich vielleicht doch erklären: Das LI begreift sich als Teil der Gesellschaft, deshalb das Wir. Es ist eingebettet in ein System der Unterdrückung, das eine Rückentwicklung des Subjektes bewirkt, in diesem Kontext ist ihm die Kraft zum Widerstand genommen worden. Noch aber hat das LI so viel Kraft, um genau diesen Vorgang noch zu bemerken, es beschreibt ihn. Natürlich ist das kein "Jammergedicht" (was soll denn das sein?). Ich versuche mit diesem Gedicht die Beschreibung eines bestimmten Gesellschaftszustandes in einem ungenannten System. Ich bedanke mich auch herzlich für deine freundliche Begrüßung. Danke auch an dich, struktur-los, für den Kommentar. Du meinst, dir fehlt in dem Gedicht so etwas wie ein Ausbrechen aus dem Dilemma. In dem Gedicht wird ein Zustand beschrieben. Es jetzt noch mit einem Sahntüpfelchen des Aufstands zu dekorieren, das ist in meinen Augen zwar der Wunsch des Lesers (den ich ja auch erzeugen will, indem ich den Zustand beschreibe), hätte ich es aber ausdrücklich hingeschrieben, dann, da bin ich sicher, würde das zu platt, zu klischeehaft herüberkommen. Wie gesagt, die Wahrheit ist nie angenehm, wenn sie einem aufs Brot geschmiert wird. Schöne Grüße, Nachfrager
Zuletzt geändert von Nachfrager am Mi 15 Jan, 2014 09:29, insgesamt 1-mal geändert.
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von struktur-los » Mi 15 Jan, 2014 20:04
Hallo Nachfrager, leider bist du auf meine Fragen nicht eingegangen, was aber auch nicht deine Pflicht als Lyriker ist. Ich persönlich sehe in Mutanten halt eine andere Spezies Mensch, die durchaus etwas mit Entwicklung/Evolution zu tun hat... Den Typ Mensch bzw. die Gesellschaft, die du hier beschreibst, gleicht eher einem Mob aus lebenden Toten, demnach fände ich die Bezeichnung "Zombies" wohl passender - dies jedoch ist meine Einstellung und soll dich nicht weiter stören. Wie gesagt, die Wahrheit ist nie angenehm, wenn sie einem aufs Brot geschmiert wird.
... Dies ist deine Wahrheit und kommt mir persönlich, wie bereits erwähnt, zu verallgemeinernd rüber. Aus welchem Grund ich dies als Jammergedicht beschrieb, habe ich, denke ich doch, in meinen vorherigen Beiträgen verdeutlicht. Es gibt durchaus einen gar nicht mal so geringen Teil der Erdbevölkerung, der sich gegen Ignoranz und Ungerechtigkeiten in der Welt zur Wehr setzt und Prozesse in die Wege leitet und auch umsetzt, damit es in dieser toleranter, friedlicher und generell umwelt_bewusster zugeht... Dies ist eine Entwicklung nach vorn, der wiederum nicht allzu gern Aufmerksamkeit geschenkt wird und in den Medien selten Platz findet... Die Menschen schauen und reagieren auf dramatische Ereignisse halt inniger und gebannter als auf Positivberichte, in denen sie ev. zu Achtsamkeit, An-Teilnahme und Engagement inspiriert bzw. angeregt werden (sollten).. Ok... Deine Darstellung ist somit in gewisser Weise also durchaus berechtigt und spricht sicher einen gar nicht mal allzu kleinen Teil der Menschheit an.., vorausgesetzt, dieser mag lesen.. Liebe Grüße struktur-los
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