Pessimistische Lyrik

Hitzig, hungrig, nutzlos

Beitragvon yalle » So 14 Dez, 2008 03:37


Ohne Draht für das was abgeht.
Wolken ziehen geballt zum Gipfel des Königreichs.
Eingemummt in verschwitzten Laken.
Ungezähmte Energien, brachliegend und verträumt.
Ohne ein Bekenntnis zu glauben an die Existenz,
ist es ein warten, warten, warten.
Auf den Fluß, auf einen Lichblick, auf irgendwas helles.
Das hungrige Fest greifbar nah , unerreichbar fern.
Unüberwindbare Mauern aus rotem Backstein,
die die Seele einmauern und still höhnisch lachen.
Da ist Licht in ungeduldiger Ruhe, mit bloßem Auge sichtbar.
Salzige Tränen, gefriergetrocknet innerhalb der Umzäunung.
Verwegenes Heulen, langgezogen und laut.
Die Apokalypse kaum noch umzustimmen.
Verschwendete Kraft, Tag für Tag, millionenfach.
Leben wie ein Hamster im Laufrad.
Weit abseits des himmlischen Sirenengesangs,
treffen sich Weisheit und Fieber.
Wenn der Wind gut steht, fangen sie an zu feilschen.
Aber bis dahin bleibt alles hitzig, hungrig und nutzlos.
dont stop keep reaching for that rainbow (Matt Groening)
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Re: Hitzig, hungrig, nutzlos

Beitragvon Perry » Mo 15 Dez, 2008 12:25


Hallo Yalle,
als erstes frage ich mit natürlich, von wem oder was ist hier eigentlich die Rede.
Wer ist hier eingemummt in verschwitzte Laken? Etwa die Wolken. ?(
Formal ist mir der Text zu adjektivbeladen (salzige Tränen, rotem Backstein etc.) und für lyrische Prosa, die die vermutlich im Visier hattest, sind mir die Zeilenanfänge zu monoton (Ohne .. Ohne. Das ... Da ... Die etc.) und die Sätze etwas zu zusammenhangslos.
Formulierungen wie "still höhnisch lachen" mögen mich auch nicht so ganz überzeugen. Klar, du arbeitest mit Gegensätzlichkeiten, trotzdem wäre höhnisches Grinsen hier vielleicht der treffendere Ausdruck. Wiederholungen als Stilmittel sind durchaus okay, aber Mauern die mauern sind nicht wirklich einfallsreich. Zum Schluss wäre auch etwas mehr Sorgfalt in Sachen Rechtschreibung nicht schlecht (ein Warten, irgendwas Helles, kein Leerzeichen vorm Komma etc.), gerade bei einem solchen Text, der lyrisch anspruchsvoll rüber kommmen will.
Vielleicht war meine Lesart etwas übertrieben kleinlich und manches vielleicht stilgeschuldet, aber es ist alles konstruktiv gemeint.
LG
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Re: Hitzig, hungrig, nutzlos

Beitragvon MutedStoryteller » Mo 15 Dez, 2008 13:12


Geht mir leider ähnlich,
die ersten Sätze hageln einfach nur so herab.

"Ohne Draht für das was abgeht.
Wolken ziehen geballt zum Gipfel des Königreichs.
Eingemummt in verschwitzten Laken.
Ungezähmte Energien, brachliegend und verträumt."


Anders als Perry habe ich kein Problem mit den Wiederholungen, ich sehe auch so etwas wie einen Faden in deinem Gedicht es läuft aber immer noch auf eine ganze Menge Interpretationen hinaus. Man könnte sich fast hineinarbeiten, wozu aber die Anknüpfungspunkte zwischen einzelnen Sätzen fehlen.

"Ohne ein Bekenntnis zu glauben an die Existenz,
ist es ein warten, warten, warten."
Diese "Einschübe", auch der mit dem Hamster und Sirenengesang und feilschen sind für mich wesentlich fassbarer. Wenn du diese Sätze mit den anderen verbinden würdest wäre es einfacher einen Einblick zu bekommen.

grüße
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Re: Hitzig, hungrig, nutzlos

Beitragvon yalle » Mo 15 Dez, 2008 18:38


Danke für die Kritiken, ich hab das sehr genau gelesen und verinnerlicht, schön das Ihr Euch die Zeit genommen habt.
Der Text ist vor Jahren geschrieben, und rausgekramt- und jetzt ist es eben zuviel Stückwerk.
Die Anknüpfungspunkte sollte der Leser eigentlich selbst finden, was mir bei Euch nicht so recht gelang.
Achso- noch an Perry- "sind eingemummt in verschwitzte Laken"-
Damit sind natürlich die Menschen gemeint die die Apokalypse erwarten, ich hab gehofft man erkennt das im Zusammenhang.
Wenn man den Text als ganzes sieht müßte man das erkennen eigentlich.
Trotzdem- die Kritiken nehme ich natürlich an.

PS.: Ich hab nicht gewußt, das hier alle soviel Wert auf Rechtschreibung legen- für mich war das bis jetzt freestyle :-)
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Re: Hitzig, hungrig, nutzlos

Beitragvon Perry » Mo 15 Dez, 2008 23:53


Hallo Yalle,
Apokalypse habe ich sehr wohl gelesen, doch in welchem Fantasiekönigreich mit roten Backsteinmauern und himmlischen Sirenklang hast du sie angesiedelt. Mir fehlt einfach etwas, mit dem ich mich identifizieren kann.
Aber natürlich muss ich das als Leser nicht unbedingt.
LG
Perry
PS: Rechtschreibung sollte Teil der Fertigkeiten sein, die wir versuchen hier zu optimieren.
Perry
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